Qualitätszirkel für Pharmazeutische Betreuung |
22.04.2002 00:00 Uhr |
von Helmut Schlager, Uta Müller, München und Jens Schneider, Augsburg
Pharmazeutische Betreuung wird in Zukunft einen wesentlichen Teil der beruflichen Tätigkeit des Apothekers ausmachen. Seit 1999 entstanden in Bayern insgesamt zwölf Qualitätszirkel für Pharmazeutische Betreuung.
Pharmazeutische Betreuung kann auf verschiedenen Wegen im Berufsalltag des Apothekers etabliert werden. Eine wichtige, der aktuellen berufspolitischen Situation angepasste Möglichkeit, ist der freiwillige Zusammenschluss von Apothekerinnen und Apothekern zu Qualitätszirkeln. Solche Zirkel bieten den Kolleginnen und Kollegen die Möglichkeit, selbstbestimmt die Qualität der eigenen Berufspraxis zu beurteilen und zu fördern. So kann über den kollegialen Austausch eine Expertenrunde gebildet werden, die sich primär an den Möglichkeiten der eigenen Berufspraxis orientiert. Dadurch kann Pharmazeutische Betreuung, als systematisch ablaufender, gemeinschaftlicher Prozess mit Patient und Arzt leichter in den Berufsalltag integriert werden.
Die Qualitätszirkel Pharmazeutische Betreuung arbeiten in Bayern mit der Bayerischen Landesapothekerkammer und dem Arbeitskreis Pharmazeutische Betreuung zusammen und werden von diesen unterstützt. Auch in anderen Bundesländern gibt es erste Aktivitäten in diese Richtung. Die Qualitätszirkel erarbeiten Bausteine, um das Ziel der Pharmazeutischen Betreuung stufenweise und immer an den Möglichkeiten der Praxis orientiert umzusetzen. Dokumentation und Evaluation sind wichtige Grundsätze für eine zielgerichtete Arbeit. Die Ergebnisse der Qualitätszirkel werden der Berufsöffentlichkeit zur Verfügung gestellt, denn nur eine breitgestreute Umsetzung führt dazu, dass die stufenweise, aber zielorientierte Einführung der Pharmazeutischen Betreuung auch für den Patienten und andere Beteiligte erlebbar wird. So entwickelte sich die vom Qualitätszirkel Pharmazeutische Betreuung Augsburg entworfene Antibiotika-Beratungsscheibe zu einer von der Kollegenschaft sehr gerne eingesetzten praktischen Beratungshilfe. Auch die von Münchener und Aschaffenburger Kollegen entwickelten Produkte zur Beratung von Patienten mit Sodbrennen und Schmerzen erfreuen sich wachsender Beliebtheit.
Die Organisation der Qualitätszirkel
Für die erfolgreiche Arbeiten in Qualitätszirkeln sollten folgende organisatorische Kriterien beachtet werden: Die Zirkel arbeiten auf freiwilliger Basis, sollten nicht mehr als 20 Teilnehmer haben und sich aus Kolleginnen und Kollegen aus öffentlichen Apotheken und anderen Berufsfeldern zusammensetzen. Die Zirkel treffen sich regelmäßig sechs- bis zehnmal pro Jahr und wählen aus ihrer Reihe einen Moderator, der die Sitzungen vorbereitet und leitet. Es werden selbstgewählte Themen bearbeitet.
Grundlage einer kritischen Überprüfung der Tätigkeit des Qualitätszirkels ist die Dokumentation. Dokumentiert werden sollen einerseits in Protokollen die wichtigsten Inhalte des Treffens (Termine, Teilnehmerzahl, Themen, Diskussionsverlauf, Ergebnisse), andererseits erarbeitete Themen, Arbeitsunterlagen und komprimierte Informationen sowie die Umsetzung der Betreuung in der Apotheke.
Evaluation
Die Evaluation der Arbeit des Qualitätszirkels, also die Bewertung ihrer Wirkung, ist Voraussetzung zur kritischen Überprüfung der Frage, ob das Ziel der Pharmazeutischen Betreuung schrittweise erreicht wird. Ein Ansprechpartner bei der Kammer kann die Qualitätszirkel gegebenenfalls bei der Evaluation unterstützen. Analysiert und bewertet werden sollen die Arbeitsweise des Zirkels, die Auswirkungen auf Wissensstand und Einsatz der Beteiligten bei Durchführung von Projekten sowie die Auswirkungen auf Lebensqualität und Krankheitswissen der betroffenen Patienten.
Häufig wird der Forderung nach Dokumentation und Evaluation jedoch eine gewisse Skepsis entgegen gebracht. Das neu erarbeitete Wissen wird zwar als wertvoll beschrieben und auch gerne angewendet, der Dokumentationsaufwand wird aber teilweise als zu aufwendig eingestuft. Nach wie vor müssten noch weitere gute Programme als Hilfestellung von den Softwarehäusern hierzu entwickelt werden. Letztlich muss es eine Entscheidung des Qualitätszirkels bleiben, in welchem Umfang dokumentiert und evaluiert werden kann, da es natürlich an erster Stelle entscheidend ist, dass die Arbeit den Patienten nutzt. Eine gewisse Dokumentation ist jedoch nötig, nicht zuletzt weil diese Daten auch für die Öffentlichkeit von Interesse sind und so die unverzichtbaren Leistungen des Berufsstandes zum Wohle der Patienten aufgezeigt werden.
Zusammenarbeit
Die Arbeit der Qualitätszirkel wird der Landesapothekerkammer durch die Sitzungsprotokolle bekannt gegeben. Ein Ansprechpartner bei der Kammer leistet auch organisatorische und logistische Unterstützung. Eventuell können Geldmittel auf Antrag zum Beispiel für Sachmittel, Raummieten oder Referenten zur Verfügung gestellt werden.
Die Mitglieder des Qualitätszirkels arbeiten ehrenamtlich und mit dem Ziel, die Arbeit in ihrer Apotheke oder ihrem beruflichen Umfeld im Sinne der Pharmazeutischen Betreuung weiterzuentwickeln.
Die Teilnahme an Qualitätszirkeln Pharmazeutische Betreuung wird mit Punkten für das freiwillige Fortbildungszertifikat berücksichtigt. Mindestens zweimal jährlich treffen sich die Moderatoren oder deren Vertreter im Rahmen des Arbeitskreises Pharmazeutische Betreuung, um über ihre Arbeit zu diskutieren und Anregungen auszutauschen. Hier wird auch entschieden, ob und in welcher Form erarbeitete Arbeitsunterlagen der Qualitätszirkel allen Kammermitgliedern zur Verfügung gestellt werden.
Für die Verfasser:
Dr. Helmut Schlager
Bayerische Landesapothekerkammer
Maria-Theresia-Straße 28
81675 München
E-Mail: helmut.schlager@blak.aponet.de
© 2002 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de