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Collagenmatrix zur Wundversorgung

25.10.1999  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag

Collagenmatrix zur Wundversorgung

von Ulrike Wagner, Münster

Die sehr gute Hautverträglichkeit und beruhigende Wirkung von Collagen ist in Kosmetikinstituten schon lange bekannt. Dass das Material auch für die Behandlung chronischer Wunden und Verbrennungen geeignet ist, zeigte Dr. Evert Lamme von der niederländischen Dutch Burn Foundation auf einem Symposium der Firma Dr. Suwelack Skin & Health Care, Billerbeck, am 15. Oktober in Münster.

Lamme und seine Mitarbeiter hatten 31 Patienten, die an schweren Verbrennungen litten, ein Hautgeflecht transplantiert. Anschließend behandelten die Ärzte einen Teil der Wunden mit einer Matrix aus nativem Rindercollagen und 3 Prozent Elastinhydrolysat, die restlichen als Kontrolle mit Standard-Methoden der Wundversorgung. An den Stellen, die mit dem nativen Rindercollagen behandelt worden waren, zeigte sich eine geringere Narbenbildung als an den Kontrollen und die Haut blieb elastischer.

Natives Collagen zu verwenden sei besonders wichtig, betonte Lamme. Einige Produkte zur Wundversorgung enthalten durch Crosslinking quervernetzte Collagenfasern. Laut Lamme könnten sie zu entzündlichen Reaktionen und damit zur Narbenbildung beitragen. Das native Produkt ermögliche zudem den Einschluss weiterer Proteine oder Proteinextrakte, mit denen die Wunde behandelt werden kann.

Chronische Wunden

Für die Versorgung chronischer Wunden, wie sie bei 7 Prozent der über 60-jährigen auftreten, eigne sich das native Rindercollagen ebenfalls. Die Wissenschaftler hatten hierfür körpereigene Fibroblasten der Patienten in die Collagenmatrix gesät. Allerdings steckt diese Studie noch in den Kinderschuhen, erst fünf Patienten haben die so modifizierte Collagenmatrix erhalten.

Versuche mit Schweinen hatten zuvor gezeigt, dass Präparate aus nativer Collagenmatrix und einer ausreichenden Anzahl an autologen Fibroblasten die Narbenbildung verhindern können. Fremde Hautzellen, auch wenn ein Schwestertier des Inzuchtstammes als Spender diente, riefen eine Entzündungsreaktion mit verstärkter Narbenbildung hervor.

Um Patienten mit chronischen Wunden zu behandeln, brauchen die Ärzte große Mengen körpereigener Fibroblasten, die meistens durch Biopsien gewonnen werden. Andere Produkte, die derzeit auf dem Markt sind, enthalten Fibroblasten oder Keratinozyten aus fremder menschlicher Vorhaut. Die Präparate können vom Immunsystem abgestoßen werden, wodurch sich verstärkt Narben bilden.

Von Rindern und Menschen

Wie das Collagen in den Wunden im Detail wirkt, verstehen auch die Wissenschaftler noch nicht. Gut verträglich ist das Produkt aus Rindern, weil sich Collagen im Laufe der Evolution kaum verändert hat. Rinder- und menschliches Collagen unterscheiden sich vorwiegend in den Telopeptiden. Dabei handelt es sich um kurze Aminosäureketten an den Enden des Collagen-Makromolküls. Da das menschliche Immunsystem sie als fremd erkennt, müssen sie bei der Produktion der Collagenpräparate durch Pepsin abgetrennt werden. Was übrig bleibt, ist das Atelocollagen, das sich durch eine geringe Antigenität auszeichnet. Zellen können daran adhärieren, sich teilen und wandern. Das Collagen fördert die Regeneration von Gewebe, wirkt auf die Zelldifferenzierung und aktiviert die Blutplättchen – alles Eigenschaften, die bei der Wundheilung eine Rolle spielen.

Inzwischen sind 19 verschiedene Collagentypen bekannt, von denen Typ I am häufigsten bei Säugetieren vorkommt und zur Herstellung von Biomaterial dient. Verwendet wird dafür die Dermis von Säugetieren, vorwiegend von Rindern und Schweinen. Gentechnisch hergestelltes Human-Collagen aus Hefen sei nun in den USA erhältlich, sagten Experten in der Diskussion.

Zumindest in Tierversuchen wird Collagen inzwischen auch als Trägermaterial für Arzneistoffe verwendet, berichtete Dr. Teruo Miyata von Koken Co. LTD, Tokyo. So testeten Wissenschaftler inzwischen Collagen-Minipellets, die Interferon enthalten, an Mäusen. Der Wirkstoff werde dadurch sechs Tage lang in ausreichenden Mengen freigesetzt. Eine ambulante Interferon-Therapie rückt dadurch in greifbare Nähe. Auch als Gen-Fähre wolle man Collagen demnächst nutzen. Fremde DNA werde nämlich in Collagen-Pellets nur halb so schnell abgebaut wie DNA, die ohne Trägermaterial in den Körper injiziert wird. Top

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