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ASS schwächt Bakterien

11.10.2004  00:00 Uhr

PHARMAZIE

ASS schwächt Bakterien

von Kerstin A. Gräfe, Dresden

Acetylsalicylsäure gegen Schmerzen und Fieber ist nicht neu – ASS gegen Staphylococcus aureus oder als Stimulator der Stickoxid-Synthase dagegen schon. Für diese Erkenntnisse wurden zwei deutsche Forscher mit dem International Aspirin Award ausgezeichnet.

Bereits seit 1995 wird diese Auszeichnung jährlich an Nachwuchswissenschaftler verliehen, die sich mit der Aufklärung von Wirkmechanismen und möglichen neuen Anwendungsgebieten der ASS beschäftigen. Mit Dr. Nina Großer (31) von der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg und Dr. Leon Iri Kupferwasser (40) vom Cedars-Sinai Medical Center in Los Angeles, USA, erhielten dieses Jahr zwei Deutsche den Preis. Die mit 10.000 Euro dotierte Auszeichnung wurde den beiden Wissenschaftlern am Wochenende im Rahmen eines von Bayer unterstützten Symposiums überreicht.

Endothelschutz über Stickoxid

Großer entschlüsselte einen bisher unbekannten Wirkmechanismus, der eine Rolle in der Prävention von Herz-Kreislauf-Krankheiten spielt. Oxidativer Stress ist eine schwerwiegende Ursache einer Funktionsstörung des Gefäßendothels und spielt bei der Pathophysiologie mehrerer Gefäßerkrankungen wie der Arteriosklerose, des Diabetes oder neurodegenerativer Erkrankungen eine entscheidende Rolle. Schutz bietet hier unter anderem Stickoxid (NO), das vasodilatatorisch wirkt und an der Aufrechterhaltung der vaskulären Homöostase beteiligt ist. Die meisten biologischen Wirkungen von NO erfordern eine verstärkte Aktivierung löslicher Guanylatcyclase und sind auf den sekundären Botenstoff cGMP zurückzuführen.

Großer belegte mit Hilfe eines Zellkulturmodells für Oxidationsschäden einen eindeutigen kausalen Zusammenhang zwischen ASS-abhängiger NO-Bildung und Endothelprotektion. So hoben Inhibitoren der NO-Synthase und der löslichen Guanylylcyclase wie auch NO-Radikalfänger die antioxidative Schutzwirkung von ASS auf, was eindeutig auf eine Mediatorfunktion des NO/cGMP-Systems hinweist. Dabei sind diese Effekte ASS-spezifisch und werden durch andere nicht steroidale Antirheumatika wie Diclofenac, Indomethazin oder Salicylat nicht ausgelöst. Aus dieser Erkenntnis schlussfolgert Großer, dass die Acetylgruppe in der ASS ausschlaggebend für die Aktivierung der NO-Synthase ist.

Da diese Wirkungen bei therapeutisch relevanten Konzentrationen erzielt wurden, könnte die Aktivierung der endothelialen NO- und cGMP-Bildung einen wichtigen Mechanismus darstellen, durch den ASS zusätzlich zur thrombozytenhemmenden Wirkung Schutz vor Myokardinfarkt, Schlaganfall und Tod bietet.

Stapphylokokken schwächen

Nach den Erkenntnissen von Kupferwasser könnte ASS in Zukunft einen wesentlichen Beitrag im Kampf gegen antibiotikaresistente Krankheitserreger leisten. Staphylococcus aureus (S. aureus) ist der am häufigsten verbreitete Krankenhauskeim und bereits seit längerem als multiresistent gegenüber Antibiotika bekannt. Neuartige Behandlungsstrategien zielen daher darauf ab, die Virulenzfaktoren von Staphylokokken zu schwächen.

Kupferwasser konnte im Kaninchenmodell zeigen, dass bei mit ASS behandelten Tieren mit infektiöser Endokarditis im Vergleich zu unbehandelten Kontrolltieren das Vegetationswachstum und die Bakteriendichte signifikant zurückgingen. Zudem traten signifikant weniger Embolien auf. Diese Effekte konnten bei therapeutisch relevanten Konzentrationen erzielt werden.

Anschließende In-vitro-Untersuchungen belegten, dass an der Hemmung der S.-aureus-induzierten Thrombozytenaggregation und der Verminderung der Bindung von Staphylokokken an Thrombozyten sowohl die antibakterielle Wirkung der Salicylsäure als auch die antithrombozytäre Wirkung der ASS beteiligt sind. Dabei scheint Salicylsäure die Hauptvirulenzgene der Staphylolokokken zu hemmen.

Auf lange Sicht könnte ASS das Potenzial zu einem effektiven Ergänzungspräparat bei der Therapie schwerer S.-aureus-Infektionen haben. „Allerdings wissen wir im Moment noch nicht, ob wir diesen Effekt auch beim Menschen erzielen“, sagte Kupferwasser. Top

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