Pharmazeutische Zeitung online

Schluss mit den losen Blättern

11.06.2001  00:00 Uhr

TRANSFUSIONSGESETZ

Schluss mit den losen Blättern

von Axel Helmstädter, Eschborn

Das Transfusionsgesetz fordert die lückenlose Chargendokumentation von Blutprodukten. Gerade in Krankenhäusern bedeutet dies einen großen Verwaltungsaufwand, der zur Zeit auf unterschiedliche Weise bewältigt wird. Nach Applikation eines Blutprodukts auf Station erfolgt die patientenbezogene Dokumentation der applizierten Charge in der Krankenakte. Es folgt eine chargenbezogene Dokumentation. Dies geschieht meist auf Listen, die auf Station ausgefüllt und dann in die Apotheke zur zentralen Dokumentation geschickt werden. In der Apotheke nutzt man dann die Chargen- und Patientenaufkleber dazu, die Daten elektronisch zu erfassen und aufzuarbeiten.

Im Städtischen Klinikum Dresden-Friedrichstadt entstand die Idee, ein Verfahren analog der Betäubungsmitteldokumentation einzuführen. In Zusammenarbeit mit Ärzten und Apotheke entstand ein Formularbuch, das ähnlich dem seit langem gebräuchlichen Betäubungsmittelbuch benutzt wird und seit kurzem beim Govi-Verlag, Eschborn, bestellt werden kann. Die Apotheke trägt die gelieferten Blutprodukte ein und jede Applikation wird auf Station mit Chargen- und Patientenaufkleber in der folgenden Zeile dokumentiert. Der Bestand wird im Buch entsprechend korrigiert. So entsteht eine kompakte und leicht zu archivierende Sammlung entsprechender Vorgänge, die zudem dazu benutzt werden kann, die Daten elektronisch mittels Barcode-Leser zu erfassen.

Gabriele Bergner, Apothekerin im Städtischen Klinikum Dresden-Friedrichstadt, war maßgeblich an der Entwicklung des "Blutbuches" beteiligt. Die PZ sprach mit ihr über das Projekt.

PZ: Frau Bergner was hat sie auf die Idee gebracht, die Chargen in einem Buch zu dokumentieren?

Bergner: Seit der Einführung des Transfusionsgesetzes sind wir um eine lückenlose Dokumentation der auf Station applizierten Blutprodukte bemüht. Zunächst wählten wir die in verschiedenen Kliniken praktizierte Variante eines Dokumentations-Aushangs auf Station, auf dem nach Applikation des Blutprodukts die Daten chargenbezogen erfasst werden. Der entscheidende Nachteil dieser Methode: Eine vergessene Dokumentation ist bereits am nächsten Tag kaum noch erkennbar, da auf den Aushängen in der Regel kein fortlaufender Bestandsnachweis erfolgt und das Stationspersonal damit nur schlecht prüfen kann, ob die Daten vollständig sind. Der Rücklauf an dokumentierten Blutprodukten betrug anfangs circa 80 Prozent.

Da dieses Ergebnis noch sehr unbefriedigend war, wählten wir ein ähnliches Verfahren wie beim Einsatz von Blutkonserven (Blutbegleitschein);. ein weiterer Schritt in Richtung Vollständigkeit und Überprüfbarkeit. Allerdings durfte ein solcher Beleg auch bei größter Hektik auf der Intensivstation nicht verloren gehen. Die Rücklaufquote betrug zwischen 90 und 95 Prozent.

Diese Lücke galt es nun zu schließen. Am besten geeignet schien uns der seit langem bewährte Ablauf bei der Dokumentation der Betäubungsmittel auf Station.

PZ: Wie funktioniert das Verfahren genau?

Bergner: Mit jeder Blutproduktbestellung wird das "Blutbuch" in der Apotheke abgegeben. Dort trägt man die bestellten Blutprodukte unter Angabe der Charge als Zugang ein. In den nachfolgenden Zeilen wird jede Applikation mit Chargen- und Patientenaufkleber dokumentiert und der Bestand laut Buch um die entsprechende Packungszahl reduziert. Die in der Spalte "Bestand" eingetragene Packungszahl lässt jederzeit eine rasche Kontrolle mit dem tatsächlich noch vorhandenen Bestand auf Station zu.

Die Stationen sind angehalten, das "Blutbuch" in regelmäßigen Abständen in die Apotheke zur zentralen Chargendokumentation per EDV-Erfassung zu schicken. Auf Stationen, die häufig Blutprodukte brauchen, werden die Zeiten, wenn sich das Buch mit einer neuen Bestellung in der Apotheke befindet, zur EDV-Erfassung genutzt.

PZ: Was sind Ihrer Ansicht nach die besonderen Vorteile dieses Systems?

Bergner: Die Station kann jederzeit die Vollständigkeit der Dokumentation anhand des Bestandes laut Buch und der tatsächlich vorhandenen Menge überprüfen.

PZ: Wie stehen Ärzte und Pflegepersonal dazu?

Bergner: Für die Ärzte und das Pflegepersonal bedeutet diese Art der Dokumentation zunächst keinen wesentlich höheren Aufwand im Vergleich zur bisherigen Dokumentationsweise. Zur qualitätssichernden Maßnahme wird diese Dokumentation aber nur, wenn regelmäßig der vorhandene Bestand mit dem im Buch verglichen wird, auf Intensivstationen mit hohem Verbrauch möglichst mit jeder Dienstübergabe.

 

Das Buch zur Chargendokumentation von Blutprodukten können Sie direkt beim Govi-Verlag unter Telefon (06196) 92 82 50 oder per E-Mail service@govi.de bestellen.

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