Forscher warnen vor COX-2-Euphorie |
06.09.1999 00:00 Uhr |
Noch in diesem Jahr sollen die ersten spezifischen Cyclooxygenase(COX)-2-Inhibitoren in Europa eingeführt werden. Vor allem die Hersteller feiern die neuen Substanzen als Durchbruch in der Arthritis- und Rheumatherapie. Inzwischen werden aber auch Stimmen laut, die vor einer allzu großen Euphorie warnen. Die COX-2-Hemmer müssten ihre potentiellen Vorteile erst in großen klinischen Studien und länger dauernden Anwendungsbeobachtungen unter Beweis stellen, warnen die Wissenschaftler.
"Die neuen COX-2-Hemmer werden zwar als genauso wirksam wie traditionelle nichtsteroidale Antirheumatika (NSAR) eingestuft; und das ohne die schweren gastrointestinalen Nebenwirkungen. Viele Ärzte vergessen jedoch, dass Geschwüre auch andere Ursachen haben können, und die COX-2-Hemmer genauso wie NSAR zusätzlich Nebenwirkungen außerhalb des GI-Traktes auslösen können", kritisierte Professor Dr. Chris Hawkey, Nottingham, kürzlich auf einem Rheumatologen-Kongress in Glasgow. Deshalb sei es ausgesprochen wichtig, vernünftig zu verordnen.
Ärzte sollten sich nicht nur auf die Ergebnisse spezieller Studien verlassen, meinte auch Professor Dr. James Fries von der Stanford University in Palo Alto, Kalifornien. Die amerikanische Zulassungsbehörde FDA hätte die Hersteller inzwischen aufgefordert, in der Packungsbeilage vor ernsthaften gastrointestinalen Nebenwirkungen zu warnen, wie es auch bei den herkömmlichen Antirheumatika vorgeschrieben ist. Denn es sei schlecht, zunächst Hoffnungen zu machen, und später erklären zu müssen, die Medikamente lösten doch schwere Nebenwirkungen aus, so Fries.
Das Patientenkollektiv einer klinischen Studie sei nicht immer repräsentativ, bemerkte der Mediziner. "Hochrisikopatienten, wie ältere Menschen oder Probanden, die an chronischen Krankheiten oder gastrointestinalen Beschwerden leiden, werden normalerweise ausgeschlossen." Es könnten also später im Verordnungsalltag gehäuft Nebenwirkungen auftreten, von denen in klinischen Studien nichts berichtet wurde. Überwachungssysteme wie ARAMIS, die weltweite Datenbank von Rheumapatienten, seien deshalb unverzichtbar.
"Es sind noch umfangreiche klinische Studien nötig, bevor die COX-2-Hemmer ihrem
Versprechen gerecht werden", warnte auch Professor Dr. Daniel Furst, Rheumatologe an
der University of Washington in Seattle. Schließlich könnte sich die COX-2-Selektivität
vielleicht auch nachteilig auswirken, besonders wenn die Dosierung der Substanzen erhöht
wird.
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