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Deutsche HIV-Impfstoff-Studie startet

16.02.2004  00:00 Uhr

PHARMAZIE

Deutsche HIV-Impfstoff-Studie startet

 

von Conny Becker, Berlin

Noch Ende Februar startet die erste deutsche HIV-Impfstoffstudie in den Universitätskliniken Hamburg Eppendorf und Bonn sowie parallel dazu in Brüssel und Antwerpen, Belgien. In der randomisierten doppelblinden Phase-I-Studie werde der Präventiv-Impfstoff oder Placebo (im Verhältnis 4:1) 50 Freiwilligen gespritzt, erklärte der deutsche Studienleiter Dr. Jan van Lunzen, Hamburg, auf einer Pressekonferenz des Robert-Koch-Instituts in Berlin. Die Untersuchungen dauern voraussichtlich 13 Monate und sollen neben Sicherheit und Verträglichkeit des Impfstoffs die Immunantwort der Probanden prüfen.

Der zu testende Kandidat tgAAC09 wird über ein Vehikel in den menschlichen Körper eingeschleust. Dabei wird zuvor aus Adeno-assoziierten Viren das genetische Material entfernt und durch künstlich hergestellte HIV-Gene ersetzt: das gag-Gen, das für Viruskapsid- und Matrixproteine codiert, sowie Teile des pol-Gens, deren Genprodukte die Protease sowie eine nicht funktionstüchtige Reverse Transkriptase sind. Die Entwickler der Vakzine wählten hiermit hoch konservierte Strukturen aus, um den Immunescape-Mechanismus des sich häufig wandelnden Virus weitgehend zu umgehen. Da für ein infektiöses Virus alle Gene erforderlich sind, sei eine Infektion mit HIV durch die Impfung ausgeschlossen, betonte Lunzen.

Gelangt der Vektorimpfstoff bei der Impfung in die Muskelzelle, setzt er dort die Gene außerhalb des Zellkerns frei und HIV-Proteine werden gebildet. Diese erkennt das menschliche Immunsystem als fremd und so soll im günstigsten Fall sowohl eine Antikörperbildung als auch eine zelluläre Immunantwort hervorrufen, sagte der Mediziner. Eine placebokontrollierte Studie an 16 Makaken sei viel versprechend gewesen, keines der acht geimpften Tiere sei in dem Jahr nach der Infektion gestorben. Ohne den Schutz verendeten drei Affen schon innerhalb der ersten 16 Wochen.

Der neue rekombinante Adeno-assoziierte Impfstoff bietet einige Vorteile gegenüber vorherigen Kandidaten. So wird er nur einmal gespritzt („single shot“), das heißt, eine Auffrischimpfung ist nicht nötig, und er ist sehr hitzebeständig, was seinen Einsatz in Entwicklungsländern vereinfacht. Wichtig ist, dass der Impfstoff sich gegen das HI-Virus vom Typ 1, Subtyp C richtet, das weltweit die meisten Infektionen verursacht und vor allem in Südafrika und Südostasien verbreitet ist. Der in Europa und den USA vorherrschende HIV-1-B sei somit nicht das primäre Ziel, dennoch werde man bei einem Erfolg des Impfstoffs auf eine Kreuzreaktivität testen. „Wenn dieser Impfstoff schützt, gehe ich davon aus, dass er auch bei anderen Typen wirkt,“ sagte Professor Dr. Reinhard Kurth, Präsident des RKI. Er begrüßte, dass Deutschland sich nun stärker in die HIV/Aids-Forschung einbringen werde. „Die größte medizinische Katastrophe der Neuzeit“ – bisher sind 25 Millionen Menschen an der Immunschwächekrankheit gestorben – sei nur mit einem effektiven Impfstoff zu bekämpfen.

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