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Tests nehmen Luft und Wasser unter die Lupe

22.11.1999  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag

Tests nehmen Luft und Wasser unter die Lupe

Gertrude Mevissen, Eschborn

Viele Menschen nehmen heute ihre Gesundheit nicht mehr als persönliches Schicksal hin. Diesem Trend folgte die GHS Gesundheits-Service AG mit der Entwicklung verschiedener Umwelttests, mit denen jeder sein persönliches Lebensumfeld unter die Lupe nehmen kann.

Die ersten sechs Analysesets Leitungswasser I + II, Raumluft S und P, Gartenboden N und S, sowie Haarmineral- und Amalgo-Test sind bereits seit Ende Oktober in Apotheken erhältlich, weitere Tests sollen folgen. In den kommenden Ausgaben werden die einzelnen Analyse-Kits kurz vorgestellt.

Pharmadies-Test Leitungswasser I + II

Wasser wird von den Wasserwerken in Trinkwasserqualität geliefert, die ständig überprüft und den Richtwerten der Trinkwasserverordnung (TVO) angepasst wird. Doch je nach Härtegrad und pH-Wert des Wassers und vor allem je nach Zustand und Material der Leitungen (Blei, Kupfer) können auf dem Weg vom Wasserwerk zum Verbraucher die nach der TVO festgesetzten Grenz-und Richtwerte deutlich überschritten werden. Das ist insbesondere dann der Fall, wenn Wasser im Leitungsnetz nur wenig zirkuliert und sich so Kupfer- und Bleiionen verstärkt lösen.

Der Test Leitungswasser I erfasst nur die Konzentration an Kupfer, während Leitungswasser II zusätzlich den Bleigehalt bestimmt. Entsprechend einer standardisierten Anleitung wird zur Analyse Trinkwasser verwendet, das bereits mehrere Stunden vor der Probenentnahme in der Leitung stand.

Von Schwermetallen und insbesondere von Blei geht ein hohes gesundheitliches Risiko für Säuglinge, Kleinkinder und Schwangere aus. Nach Auffassung des Umweltbundesamtes haben Bleikonzentrationen von 10 mg/l gesundheitlichen Auswirkungen auf Säuglinge und Kleinkinder. Diese äußern sich in der späteren Entwicklung mitunter in Störungen des Lernverhaltens und der Motorik. Oft können auch Blutbild, Gefäßmuskulatur und Niere geschädigt werden.

Die TVO hat für Blei einen gerichtlich einklagbaren Grenzwert von 40 mg/l festgelegt. Ein Wert, der nach Meinung einiger Toxikologen auf Grund schädlicher Wirkungen auf die Blutbildung noch zu hoch ist. Die WHO empfiehlt einen Richtwert von 10 mg/l, der bis zum Jahr 2000 von den EU-Mitgliedstaaten in nationales Recht umgesetzt werden soll.

Kupfer ist ein im Gegensatz zu Blei für den Menschen lebenswichtiges Spurenelement. Ein Mangel geht in der Regel mit Störungen der Blutbildung, speziell der Erythropoese einher. Auf Grund gut funktionierender Ausscheidungsmechanismen für Kupfer sind Vergiftung durch Trinkwasser beim Erwachsenen unwahrscheinlich. Die tödliche Dosis liegt für Menschen bei 10g. Säuglinge und Kleinkinder können Kupfer jedoch nicht im gleichen Maße ausscheiden, so dass es bei ihnen unter bestimmten Gegebenheiten zu Leberschädigungen (Zirrhose) kommen kann. Der derzeitige Kupfer-Richtwert der EU liegt bei 3 000 mg/l, soll aber auch in der kommenden TVO-Novelle auf den WHO Richtwert von 1 000 mg/l angepasst werden.

Bestimmte Risikogruppen, wie Schwangere, Diabetiker und Kleinkinder, sollten Trinkwasser mit überhöhten Kupfer- und Bleikonzentrationen meiden und stattdessen auf Mineral-und Tafelwasser umsteigen. Schwermetalle können auch durch Filter mit Kationenaustauscher entfernt werden. Detaillierte Informationen zur Sanierung von Leitungssystemen geben Verbraucherzentralen.

Die Kunden, die die GHS-Umwelttests in der Apotheke kaufen, entnehmen die Wasserprobe nach einer standardisierten Anleitung zu Hause und bringen sie wieder in die Apotheke zurück. Dort wird sie an ein staatlich anerkanntes Labor zur atomabsorptionsspektrometrischen Auswertung gesandt. Nach circa einer Woche liegt das Ergebnis in der Apotheke vor. Die ausführliche Bewertung erfolgt durch Vergleich der vorliegenden Testergebnisse mit den entsprechenden Richtwerten der WHO und TVO. Sollten die Werte, insbesondere der Bleigehalt, die vorgegebenen Grenz- und Richtwerte überschreiten, erhält der Kunde im Gespräch mit dem Apotheker praktische Hinweise zur Abhilfe und Alternativen.

Pharmadies-Test Raumluft S

Wie schadstoffarm sind unsere eigenen vier Wände? Ob Pentachlorphenol(PCP) und Lindan in Möbeln und Deckenverkleidungen, Permethrin in Teppichböden, Polychlorierte Biphenyle (PCBs) in Fugenabdichtungen oder Benzpyren in Parkettkleber und Zigarettenrauch - all diese Schadstoffe können mit dem Pharmadies-Test Raumluft S nachgewiesen werden.

Holzschutzmittel wie PCP oder Lindan wurden verbreitet gegen Holzwurm- und Schimmelpilzbefall oder in Holzschutz-lasuren eingesetzt. Auch Möbel aus Naturholz sind oftmals mit PCP oder Lindan kontaminiert. In höherer Konzentration wirken sie toxisch auf das Zentrale Nervensystem. Eine chronische Vergiftung mit krebserregendem PCP kann zu Störungen des Kurzzeitgedächtnisses, Müdigkeit und Kopfschmerz, als auch zu Schleimhautreizungen und Immunschwäche führen.

Das Pyrethroid-Insektizid Permethrin, das bereits in niedriger Konzentration Allergien auslösen kann, ist häufig als Mottenschutz in Teppichböden oder Gardinen (Naturfasern) anzutreffen. Dabei gibt ein Etikett mit der Aufschrift "Wollsiegel"einen Hinweis auf die Behandlung mit Mottenschutzmittel. PCB-haltige Fugendichtmassen wurden in Ost- und Westdeutschland verbreitet in Plattenbauten zur Abdichtung einzelner Betonplatten verwendet. Das als kanzerogen einzustufende Benzpyren ist im Teer enthalten, mit dem man bis in die fünfziger Jahre noch Parkett verklebte. Ein hohes Risiko geht insbesondere von altem, sich lösendem Parkettboden aus. Durch die langjährige Trittbelastung versprödet der Parkettkleber oftmals, so dass schädliche Teerpartikel durch die Ritzen des Parketts leicht in die Raumluft gelangen können. Insbesondere auf dem Boden spielende Kinder sind so einer hohen Schadstoffbelastung ausgesetzt.

Da diese Substanzen nicht frei, sondern meist an Partikel gebunden vorliegen, können sie aus dem Hausstaub bestimmt werden. Dazu nimmt der Kunde nach einer standardisierten Anleitung eine Staubprobe, die, zurück in die Apotheke gebracht, einem staatlich anerkanntem Labor übersandt wird. Mit einem hochempfindlichen Gaschromatograph-Massenspektrometer (GC-MS) prüft das Labor PCP, Lindan, Permethrin, PCB´s und Benzpyren. Findet das Labor beim zusätzlichen Screening der Probe auf etwa 50 000 Umweltgifte weitere Schadstoffe, werden die zehn wichtigsten ebenfalls qualitativ angegeben. Der Kunde kann das Testergebnis zusammen mit einer Bewertung und weiteren Hintergrundinformationen etwa 10 bis 14 Tage später in der Apotheke erfahren.

Eine klare Bewertung der Schadstoffgehalte in Hausstaubproben ist zur Zeit schwierig, da es keine gesetzlich festgelegten Richt- und Grenzwerte gibt. Die Testbewertung erfolgt daher auf Basis von Empfehlungen, die das Bundesgesundheitsamt zusammen mit Toxikologen und Umweltmedizinern herausgegeben hat. Aus Vorsorgegründen sollte die Konzentration im Hausstaub immer unter 1 mg/kg liegen, da bereits ab diesem Wert - unabhängig von der Substanz - mit ersten Auswirkungen auf die Gesundheit zu rechnen ist. Schadstoffwerte von 10 bis 100 mg/kg und darüber hinaus können unter Umständen zu ernsten Gesundheitsschäden führen, deren Schweregrad nicht nur von der Art und Menge der Schadstoffe, sondern auch von der Intensität der Raumnutzung und der Prädisposition des Einzelnen abhängt. Daher sollte die Quelle, insbesondere wenn Kinder und Kranke betroffen sind, vorsorglich schon bei geringer Belastung gesucht und entfernt werden.

Pharmadies-Test Raumluft P

Mit dem Raumluft-Test P kann der Kunde Art und Menge verschiedener Allergie auslösender Pilze und Sporen in seinen Wohnräumen feststellen. Schimmelpilze gehören neben Haustieren und Milben zu den am meisten verbreiteten Allergenträgern. Sie schweben frei in der Atemluft oder sind an Hausstaub gebunden. Der Test, den der Kunde in der Apotheke kauft, besteht aus einer speziell auf die Bedürfnisse von Schimmelpilzen abgestimmten Agarplatte. Entsprechend der Anleitung kann der Kunde die Agarplatte entweder als Klatschtest zur Materialprobe - oder offen stehend zur Raumluftanalyse verwenden. Auch bei diesem mikrobiologischen Test schickt die Apotheke die vom Kunden entnommene Probe in ein angegebenes Labor. Dort wird die Agarplatte gemäß europäischer Standardvorschriften sieben Tage lang bebrütet. Anschließend werden die auf der Agaroberfläche ausgewachsenen Kolonien gezählt und mit mikrobiologisch Methoden identifiziert. Analysenergebnis und Bewertung liegen etwa zwei bis drei Wochen später in der Apotheke vor.

Schimmelpilze sind wie Bakterien und Viren natürlicher Bestandteil unseres Lebensraums. Ob auf Wänden, Gegenständen, in der Luft oder in Lebensmitteln – Schimmelpilze finden vor allem unter feucht-warmen Bedingungen optimale Lebensbedingungen. Feuchte Wände bieten Schimmelpilzsporen Halt und notwendige Mineralstoffe. Vor allem bei geringer Lüftung wird die sich bildende Raumfeuchtigkeit nicht mehr ausreichend abgeführt. Als Folge kondensiert sie an bestimmten Wandstellen und bietet den Schimmelpilzen einen guten Nährboden. Schimmelpilzbefall in Gebäuden kann sich insbesondere auf Kleinkinder schädlich auswirken. Der Kontakt oder das Einatmen frei schwebender oder Staub-gebundener Pilzsporen kann schon in relativ niedriger Konzentration Allergien auslösen. Bei vorgeschädigtem Gewebe sind auch Infektionen mit Schädigung innerer Organe nicht auszuschließen. Aus Vorsicht sollte daher ein erhöhter Schimmelpilzbefall in Wohnräumen beseitigt und neuem Befall vorgebeugt werden. Top

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