Forum Demenz |
29.09.2003 00:00 Uhr |
Viele Apotheken haben das Krankheitsbild Demenz als Beratungsfeld noch nicht für sich entdeckt, sagte Professor Dr. Ingo Füsgen beim 10. Forum Demenz. Hier sollte der Apotheker eine Schlüsselrolle spielen, die letztlich auch Kundenbindung schafft.
Bereits die Bemerkung "ich bin so vergesslich" oder "meine Familie sagt, ich verlege immer alles" sollte Apotheker und deren Mitarbeiter hellhörig machen, riet Anne Grabenmeier von SaniCare. Da Patienten im Alter von über 60 Jahren durchschnittlich drei Medikamente plus Präparate aus der Selbstmedikation sowie Nahrungsergänzungsmittel einnehmen, sei die pharmazeutische Betreuung besonders wichtig. Im Sinne des Hausapothekenmodells könnten Unregelmäßigkeiten bei der Medikamenteneinnahme über das Arzneimitteldossier aufgespürt werden, das mit Einverständnis des Patienten alle verordneten sowie zusätzlich angewendeten nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel erfasst.
Besonders in Apotheken könne Demenz somit frühzeitig erkannt werden, bestätigte Dr. Susanne Hartmann von Merz. Der Verlust der Alltagskompetenz des Patienten oder gar eine Heimeinweisung könnten dann mit einer medikamentösen Therapie hinausgezögert werden. Während diese im Anfangsstadium Gedächtnis- und Lernleistungen stabilisieren könne, ziele sie in fortgeschrittenen Stadien vor allem auf den Erhalt der Selbstständigkeit des Patienten und eine Pflegeerleichterung ab.
Apothekerin Hildegard Dressino aus Worms hob neben dem Hausarzt die Apotheke als die wichtigste Kontakt- und Informationsquelle für Betroffene und deren Angehörige hervor. Idealerweise sei hier ausführliches Wissen über Demenzerkrankungen und deren medikamentöse Therapie vorhanden. Vielfach bestünden bereits Kooperationen mit Pflegediensten und Kontakte zu regionalen Selbsthilfegruppen.
Dressino wies vor allem auf die emotionale und psychische Belastung der
pflegenden Angehörigen hin. Diesen müsse besondere Aufmerksamkeit
geschenkt werden, da sie sich häufig an der Grenze ihrer
Belastungsfähigkeit befinden. Die Hälfte der pflegenden Angehörigen seien
Frauen über 65 Jahre. Verzicht auf Freizeit, Urlaub und eigene Interessen
könne zu verschiedenen körperlichen Beschwerden wie Schlafstörungen oder
vermehrte Reizbarkeit führen. "Hier kann der Apotheker die Angehörigen für
die Bedeutung ihrer eigenen Gesundheit sensibilisieren.“
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