Studie zu Tibolon trotz Brustkrebs |
24.06.2002 00:00 Uhr |
von Stephanie Czajka, Berlin
Tibolon (Liviella®) ist ein synthetisches Steroid zur Hormonersatztherapie bei Wechseljahresbeschwerden. Es wirkt auf manche Gewebe wie ein Estrogen, Gebärmutterschleimhaut und Brustgewebe scheint es jedoch nicht zu beeinflussen. Eine abgeschlossene und eine geplante Studie zur Wirkung auf das Brustgewebe wurden vergangene Woche auf einer Pressekonferenz in Berlin vorgestellt.
20 Prozent aller Frauen unter Estrogentherapie klagen über erhöhte Empfindlichkeit oder Spannungsgefühl in der Brust. Im Gegensatz dazu seien es unter Tibolon nur 1,4 Prozent, berichtete Professorin Dr. Elisabeth Merkle von der Frauenklinik Berg in Stuttgart. Bei Untersuchungen an isoliertem Brustgewebe wurde keine Proliferation von gesunden Brustzellen oder von Tumorzellen beobachtet.
Professor Dr. Bo von Schoultz aus Stockholm untersuchte die Wirkung auf das Brustgewebe an 166 postmenopausalen Probandinnen und verglich sie mit einer Estradiol-Gestage-Kombination oder Placebo. Die Gewebedichte nahm unter der Estrogen-Therapie bei fast der Hälfte aller Frauen zu, unter Tibolon nur bei 2 bis 6 Prozent. Auch die Proliferation der Zellen stieg unter der Estrogen-Behandlung an, die Wirkung von Tibolon unterschied sich nicht vom Placeboeffekt.
Auf Grund dieser Ergebnisse wird nun die Wirkung von Tibolon bei Patientinnen mit Brustkrebs in einer multizentrischen Studie untersucht. Hierfür werden 2600 Frauen mit klimakterischen Beschwerden nach einer Brustkrebsbehandlung rekrutiert und fünf Jahre lang mit Tibolon oder Placebo behandelt. Bis die Ergebnisse vorliegen dürfe Patientinnen mit Brustkrebsrisiko allerdings nicht bevorzugt Tibolon gegeben werden, betont der Hersteller.
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