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Eine Frage der Migration

06.06.2005  00:00 Uhr
Hepatitis B

Eine Frage der Migration

von Elke Wolf, Wiesbaden

Die Migration scheint eine bedeutende Rolle für die Prävalenz der Hepatitis B in Deutschland zu spielen. Denn immerhin sind laut aktuellen Daten viele Spätaussiedler und Ausländer Träger des Hepatitis-B-s-Antigens (HbsAg).

Zwar gab es in der Bundesrepublik 2003 etwa 503.000 chronische Hepatitis-B-Infektionen, dennoch gehört Deutschland zu den Niedrigendemiegebieten für diese Lebererkrankung. Dabei seien große Unterschiede in Sachen Prävalenz zwischen der deutschen Bevölkerung sowie den Spätaussiedlern und Ausländern auszumachen, informierte Professor Dr. Alexander Krämer von der Universität Bielefeld auf dem Internistenkongress. Die 7,3 Millionen Ausländer und 3,2 Millionen Aussiedler, die in Deutschland leben, stammen zum Großteil, nämlich zu 84 Prozent, aus Gebieten mit mittlerer und hoher HBsAg-Häufigkeit.

So sind 42 Prozent der HBsAg-Träger in Deutschland Spätaussiedler und Ausländer, obwohl ihr Anteil an der erwachsenen Bevölkerung nur 12,7 Prozent beträgt. Laut Krämer ist das Risiko für eine chronische Hepatitis-B-Infektion für Aussiedler durchschnittlich 7,1-mal und für im Ausland geborene Ausländer 4,3-mal so groß wie für Deutsche ohne Migrationshintergrund. Die Einwanderung von Menschen aus Ländern mit hoher Hepatitis-B-Prävalenz könnte zu einer höheren Infektionsrate von Hepatitis B in Deutschland führen.

Noch ein weiterer Unterschied ist zwischen Deutschland und anderen Ländern offensichtlich. Während die Infektion in Industriestaaten meist durch Geschlechtsverkehr und Drogenmissbrauch übertragen wird, ist es in anderen Ländern die Übertragung von einer HBV-positiven Mutter auf ihr Kind, was eine wesentliche Rolle bei der Verbreitung spielt. »Ansonsten bleibt Hepatitis B die wichtigste berufsbedingte Infektion im Gesundheitswesen«, sensibilisierte Professor Dr. Claus Niederau.

 

Der dritte im Bunde Neben Lamivudin und Adefovir steht möglicherweise bald ein drittes Virustatikum zur Behandlung von HBV-Patienten zur Verfügung. Entecavir, in den USA bereits zugelassen, hemmt die HBV-Replikation. In einer Phase-III-Studie hemmte Entecavir die Virusreplikation bei HBe-Antigen-negativen Patienten ähnlich effektiv wie Lamivudin.

 

»Unser größtes Problem: Weit unter 10 Prozent der behandlungsbedürftigen Hepatitis-B-Fälle werden adäquat therapiert. Migranten gehen selten zum Arzt«, sagte Niederau. Hepatologen stehen derzeit drei Therapieoptionen zur Verfügung: Interferon a und pegyliertes Interferon a-2a sowie die Nukleotidanaloga Lamivudin und Adefovir. Welcher Arzneistoff zum Einsatz kommt, hängt vom Einzelfall ab, wobei die HBV-DNA- und GPT-Höhe, der HBeAg-Befund, die Leberfunktion oder etwa Kontraindikationen und Begleiterkrankungen eine wesentliche Rolle spielen. So habe Interferon viele Nebenwirkungen und Kontraindikationen, sei bei schlechter Leberfunktion nicht geeignet und wirke bei HbeAg-negativen Patienten nur mäßig, erklärte Niederau. Anders die beiden Nukleotidanaloga: Wesentlich besser verträglich, können sie auch bei schlechter Leberfunktion oder gar bei Leberzirrhose zum Einsatz kommen. Niederau: »Mit Lamivudin und Adefovir können wir auch schwer kranken Patienten eine Therapie anbieten.« Und: Beide Substanzen sind auch effektiv bei Patienten mit HBeAg-negativer Virusmutante. Ihr Anteil beträgt unter den Erkrankten immerhin 80 Prozent.

Der entscheidende Vorteil von Adefovir gegenüber Lamivudin liege darin, dass es nur wenige Resistenzen nach sich ziehe. So sind bei Lamivudin nach drei Jahren bereits 53 Prozent der Patienten und nach vier Jahren 70 Prozent resistent. Anders sehe es bei Adefovir aus: Nach drei Jahren waren unter 4 Prozent der Patienten von einer Resistenz betroffen. Adefovir wirkt auch noch nach Lamivudin-Resistenz. Top

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