Ibuprofen lindert kindlichen Schmerz |
20.09.2004 00:00 Uhr |
„Kinder sind analgetisch schlecht versorgt“, stellte Privatdozent Dr. Holger Till vom Haunerschen Kinderspital, München, auf einem von Boots Healthcare unterstützten Satellitensymposium anlässlich der 100. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde und Jugendmedizin in Berlin fest. Obwohl Standards zur Schmerztherapie bestehen, erhielten Kinder seltener oder zu schwache Schmerzmittel. Gerade bei den Kleinsten müssten Mediziner etwa perioperative Schmerzen verhindern, damit jene als Ältere nicht unter einem verstärkten Schmerzempfinden leiden.
Bei chirurgischen Eingriffen gebe es eine gute Datenlage für Ibuprofen als Bestandteil eines multimodalen Konzeptes gegen den Schmerz. Dabei müsse die Medikation dem Schmerzniveau möglichst eng angepasst werden, wofür es in der Münchner Klinik Orientierungsschemata gibt. So verordnet Till bei zu erwartenden leichten postoperativen Schmerzen Paracetamol-Zäpfchen oder Ibuprofen peroral zur Basisanalgesie. Je nach verbleibender Schmerzstärke der kleinen Patienten (gemessen anhand altersgerechter Schmerzscores) dienen beide Substanzen später als Bedarfsmedikation. Bei stärkeren Schmerzen werden Diclofenac, Metamizol oder schließlich Opioide notwendig.
Studien, die bei Kindern ein gesteigertes Blutungsrisiko unter Ibuprofen feststellten, seien die Ausnahme; im Allgemeinen sei diese Komplikationsrate verglichen mit Paracetamol nicht erhöht, so Till. Die präoperative Gabe konnte in der Kinder-Orthopädie den Morphinbedarf verringern, rief weniger Erbrechen oder sedierende Effekte hervor und könne die Kombination aus Paracetamol und Codein ersetzen.
Auch zu Hause sicher
„Es ist schwierig zu entscheiden, ob ein Kind Schmerzen hat oder einfach
nur unglücklich ist“, gab Dr. Harald Heinemann, niedergelassener Facharzt für
Anästhesiologie, Hamburg, zu bedenken. Daher sei es um so wichtiger, dass
gerade in der Selbstmedikation durch die Eltern nebenwirkungsarme Substanzen
zur Verfügung stehen. Wird Ibuprofen als Saft oder Zäpfchen (Nurofen®)
angewandt, trete die Wirkung bereits innerhalb von 30 Minuten ein. „Der Effekt
ist deutlich schneller zu erreichen als unter Paracetamol“, urteilte der
Mediziner. Die Dosis (10 mg/kg Körpergewicht, maximale Tagesdosis 30 mg/kg)
unterscheide sich nicht bei den beiden Applikationsformen. Demgegenüber muss
Paracetamol rektal etwas höher dosiert werden als peroral (15 bis 20 mg/kg
gegenüber 10 bis 20 mg/kg) und es muss mit einer „rektalen Ladedosis“ von 35
bis 45 mg/kg begonnen werden. Denn bei der Gabe als Zäpfchen werde die
maximale Plasmakonzentration erst nach zwei bis drei Stunden erreicht. Dennoch
darf die maximale Tagesdosis von 100 mg/kg keinesfalls überschritten werden,
da die therapeutische Breite sehr gering ist und bei Überdosierung die Gefahr
von Lebernekrose bis hin zum Organversagen besteht. Daher hält Heinemann
Ibuprofen-Saft oder -Zäpfchen für eine geeignete ambulante Medikation.
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