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Klysma mit epidermalem Wachstumsfaktor

15.09.2003  00:00 Uhr
Colitis ulcerosa

Klysma mit epidermalem Wachstumsfaktor

von Wolfgang Kämmerer, Wiesbaden

Colitis ulcerosa ist eine chronisch entzündliche, meist in Schüben verlaufende Darmerkrankung, die vom Mastdarm ausgeht und sich auf den gesamten Dickdarm ausbreiten kann. Die krankheitsauslösende Ursache ist unbekannt, der Krankheitsbeginn liegt meist zwischen dem 20. und 40. Lebensjahr. Typische Symptome sind Durchfälle mit Schleim- und Blutbeimengungen sowie Bauchschmerzen.

In der Therapie der Colitis ulcerosa gelten in erster Linie topische 5-Aminosalicylate (Mesalazin) als Behandlungsstandards, daneben auch topische Steroide. Die Ansprechrate auf Mesalazin liegt dabei bei 30 bis 80 Prozent. Möglich und effektiv ist auch eine Behandlung mit Immunsuppressiva, deren Einsatz jedoch durch die zum Teil gravierenden Nebenwirkungen limitiert ist.

Schon seit längerer Zeit werden in der Medizin rekombinant hergestellte körpereigene Peptide angewandt. Der epidermale Wachstumsfaktor (EGF, epidermal growth factor) ist ein potentes mitogenes Peptid, das in den Speicheldrüsen produziert wird und den epidermalen Heilungsprozess fördert. In einer kleinen, randomisierten Doppelblindstudie wurde nun sein Effekt bei aktiver linksseitiger Colitis ulcerosa und Proktitis untersucht.

In der Studie bestand die Basistherapie der 24 Patienten mit milden bis mittelschweren Symptomen aus täglich 1,2 g Mesalazin allein oder zusätzlich zu ihrer bestehenden Medikation. Zudem erhielten je 12 Patienten doppelblind zwei Wochen lang entweder 5 µg EGF in 100 ml einer gelatinehaltigen Trägerlösung oder Placebo jeweils als Klysmas, danach nur noch Mesalazin für weitere zwei Wochen. Anschließend wurden die Patienten, bei denen eine Remission eintrat, wieder auf die ursprüngliche Therapie vor Studienbeginn umgestellt. Der klinische Behandlungserfolg wurde mittels Sigmoidoskopie und Biopsie zu Beginn der Studie sowie nach zwei, vier und zwölf Wochen beurteilt.

Primärer Endpunkt der Studie waren die Werte einer Remission nach zwei Wochen, die über die Reduktion eines spezifischen Entzündungsscore bei der Sigmoidoskopie definiert wurde. Zehn von zwölf der mit EGF behandelten Patienten und ein Patient der Placebo-Gruppe wiesen eine Remission auf (83 Prozent versus 8 Prozent, p<0,001). Alle klinischen, endoskopischen und histologischen Scores waren nach der zweiwöchigen EGF-Behandlung signifikant besser als nach alleiniger Mesalazintherapie. Dieser Unterschied blieb bis zum Ende der Beobachtungszeit nach zwölf Wochen erhalten. Die Patienten der Verum-Gruppe berichteten über keinerlei Nebenwirkungen.

Die Ergebnisse dieser, wenn auch nur mit einer kleinen Patientenzahl durchgeführten Studie zeigen eine hochsignifikante Wirksamkeit eines EGF-Klysmas bei einer aktiven linksseitigen Colitis ulcerosa. Im Editorial des New England Journal of Medicine wurde jedoch kritisch angemerkt, dass die verwendete Dosierung von EGF hundertfach höher ist als die Konzentrationen, die man im Magensaft findet. Die Induktion eines malignen Zellwachstums könne nicht ausgeschlossen werden, so dass Nutzen und Risiken dieser neuen Therapieform weiterer Untersuchungen bedürfen.

Quelle: Sinha, A. et al, NEJM 2003;349:350-357. Top

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