Pharmazie
Capecitabin, das erste peroral anwendbare tumoraktivierte
Fluoropyrimidin, ist Ende Oktober bei der europäischen (EMEA) und bei
der US-amerikanischen Zulassungsbehörde (FDA) zur Zulassung für die
Therapie des metastasierenden oder lokal fortgeschrittenen
Mammakarzinoms eingereicht worden. Entscheidender Vorteil der von
Hoffmann-La Roche entwickelten Substanz soll sein, daß sie fast
ausschließlich in den Tumorzellen in ihre therapeutisch wirksame Form
umgewandelt wird.
Nach peroraler Applikation und rascher Absorption im Intestinaltrakt wird
Capecitabin durch drei Enzyme schnell zu seiner Wirkform 5-Fluorouracil (5-FU)
metabolisiert. Das Schlüsselenzym dieser Reaktion, die Thymidinphosphorylase, liegt
in hoher Konzentration fast ausschließlich in malignen Zellen vor; Resultat sind
niedrige systemische, aber hohe intratumorale 5-FU-Konzentrationen. Man erhoffe
sich dadurch eine verbesserte therapeutische Effektivität bei günstigem
Nebenwirkungsprofil, heißt es in einer Pressemitteilung von Hoffmann-La Roche.
Die zytotoxische Wirkung von 5-FU geht darauf zurück, daß es nach weiterer
Metabolisierung die DNA-Synthese stört oder als falsche Base in die RNA
eingebaut wird.
Der Zulassungsantrag für Capecitabin basiert auf einer Studie an 163 Patientinnen
mit lokal fortgeschrittenem oder metastasierendem Mammakarzinom, die alle
chemotherapeutisch vorbehandelt und resistent gegen Paclitaxel waren. 90 Prozent
hatten zusätzlich bereits ein Anthracyclin-haltiges und 81 Prozent ein 5-FU-haltiges
Therapieregime erhalten. Auf Capecitabin sprachen dennoch 20 Prozent der
Patientinnen objektiv an, und 45 Prozent der Frauen mit tumorbedingten
Symptomen zeigten eine deutliche Besserung.
Bis heute wurde die Substanz in Phase-I- bis -III-Studien bei über 1200 Patienten
mit fortgeschrittenen malignen Erkrankungen eingesetzt. Bei den meisten habe die
Behandlung ausschließlich ambulant und problemlos durchgeführt werden können,
heißt es in der Pressenotiz. Für die Zukunft sei der Einsatz von Capecitabin bei
weiteren 5-FU-sensiblen Tumoren geplant; beim metastasierenden kolorektalen
Karzinom laufen bereits Phase-III-Studien.
Artikel von der PZ-Redaktion


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