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Moxifloxacin ab September auf dem Markt

23.08.1999  00:00 Uhr

- Pharmazie Govi-Verlag

Moxifloxacin ab September
auf dem Markt

von Ulrich Brunner, Leverkusen

Insgesamt 1,7 Milliarden DM will das Pharmaunternehmen Bayer pro Jahr mit seinem neuen Atemwegsantibiotikum Moxifloxacin (Avalox®) umsetzen. Das Fluorchinolon wird ab 1. September in Deutschland erhältlich sein. Bis Ende 2000 folgt die Markteinführung in weiteren EU-Staaten und den USA. Auf einer Einführungspressekonferenz am 16. August in Leverkusen präsentierte das Unternehmen pharmakologische und klinische Daten von Avalox®.

Besonders stolz sei man auf die kurze Entwicklungszeit, betonte Dr. Franz-Josef Wingen von Bayer Vital. Nachdem das Unternehmen im August 1995 die klinischen Studien gestartet hatte, konnten die Zulassungsunterlagen bereits im November 1998 bei den deutschen Behörden eingereicht werden. In den Studien erhielten nahezu 5000 Patienten das Antibiotikum. Bereits Mitte Juni erteilte das BfArM die Zulassung für Moxifloxacin zur Behandlung akuter Exazerbationen chronischer Bronchitis, ambulant erworbener Pneumonien sowie der aktuen Sinusitis.

Gegenüber älteren Fluorchinolonen wirke Moxifloxacin aufgrund seiner Methoxygruppe auch gut gegen grampositive Erreger, durch den Bizyklus erweitere sich das Spektrum zudem auf atypische Keime und Anaerobier, betonte Professor Dr. Axel Dalhoff, Bayer Wuppertal. Damit gehört Moxifloxacin zur vierten Generation der Gyrasehemmer und ist nach der Rücknahme von Trovafloxacin der einzige Vertreter dieser Gruppe, der in Deutschland für die antibiotische Therapie zur Verfügung steht. Die bakterizide Wirkung sei konzentrationsabhängig. Nach Applikation verteile sich der Wirkstoff schneller im Gewebe, so dass dort höhere Konzentrationen erreicht werden als im Plasma. In In-vitro-Untersuchungen hätte Moxifloxacin Keime schneller und effektiver abgetötet als die Vergleichspräparate Penicillin und Clarithromycin, so Dalhoff. Wegen der hohen Gebewebekonzentrationen verkürze sich wahrscheinlich die Behandlungszeit. Das müsse man in klinischen Studien jedoch noch verifizieren.

Moxifloxacin muss nur einmal täglich (400 mg) gegeben werden. Die Substanz wird sowohl über die Nieren als auch die Faeces eliminiert. Deshalb müsse die Dosis bei Patienten mit eingeschränkter Nierenfunktion nicht angepasst werden. Für die Behandlung bei primärer Niereninsuffizienz lägen noch keine Daten vor, sagte Dalhoff.

Die Bayer-Wissenschaftler haben das Fluoratom an Position 8 durch eine Methoxygruppe substituiert. Deshalb wirke Moxifloxacin kaum phototoxisch, berichtete Professor Dr. Ralf Stahlmann vom Universitätsklinikum Berlin. Im Vergleich zu anderen Fluorchinolonen seien auch Beeinträchtigungen der ZNS-Funktionen eher unwahrscheinlich. Die Substanz verlängere allerdings wie Clarithromycin marginal die QT-Zeit am Herzen.

In einem vierwöchigen Versuch mit acht Hunden konnten Wissenschaftler bei einer Dosierung von 90 mg/kg KG keine histologischen Veränderungen der Leber feststellen. Einen hepatotoxischen Effekt diagnostizierte man dagegen bei Trovafloxacin schon bei deutlich niedrigeren Dosierungen. Die Zulassung von Trovafloxacin (Trovan®) ruht aufgrund dieser Nebenwirkungen seit Juni 1999. "Wir können Lebereffekte nicht endgültig ausschließen, aber nach bisherigen Erfahrungen sind sie eher unwahrscheinlich", betonte der klinische Pharmakologe.

Da die Chinolone juvenile Gelenkknorpel oder die Epiphyse schädigen können, empfahl Stahlmann, auch Moxifloxacin nicht Kindern zu verordnen. Weiterhin wichtig für Ärzte und Apotheker: Die Substanz bildet mit mehrwertigen Kationen Chelatkomplexe und darf deshalb nicht gleichzeitig mit Magnesium- oder Aluminium-haltigen Antacida eingenommen werden. Top

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