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Johanniskraut schwächt orale Kontrazeption

26.01.2004  00:00 Uhr

Johanniskraut schwächt orale Kontrazeption

von Wolfgang Kämmerer, Wiesbaden

Auch pflanzliche Präparate enthalten Wirkstoffe, die Nebenwirkungen oder Arzneimittelinteraktionen hervorrufen können, was vielen Patienten allerdings nicht bewusst ist. So wird etwa Johanniskraut über das Cytochrom P450 3A4 metabolisiert, ist ein CYP-Induktor und induziert P-Glykoprotein. Daher kann es gravierende Wechselwirkungen unter anderem mit dem Zytostatikum Irinotecan, HIV-Medikamenten, oralen Antikoagulantien und Ciclosporin A aufweisen. Wechselwirkungen sind auch mit oralen Kontrazeptiva beschrieben, wobei die klinische Relevanz dieser Befunde noch weitgehend unklar ist.

In einer amerikanischen Studie wurde nun der Effekt von Johanniskraut auf die Wirkung eines gleichzeitig applizierten oralen Kontrazeptivums mit 0,035 mg Ethinylestradiol und 1 mg Norethisteron untersucht (Ortho-Novum® 1/35 in USA, entspricht Ovysmen® 1/35). Hierzu erhielten insgesamt 12 gesunde, prämenopausale Frauen, die bereits länger als drei Monate orale Kontrazeptiva einnahmen, für drei aufeinander folgende Zyklen Ortho-Novum 1/35. Während des zweiten und dritten Zyklus nahmen die Teilnehmerinnen zusätzlich dreimal täglich 300 mg eines Johanniskrautextrakts ein.

Ein Untersuchungsparameter war die Häufigkeit von Durchbruchblutungen im ersten und dritten Zyklus. Des Weiteren wurden die Serumkonzentrationen von Ethinylestradiol und Norethisteron am Tag 7, die des Follikel stimulierenden (FSH) und des luteinisierenden Hormons (LH) an den Tagen 12 bis 16, die von Progesteron am Tag 21 und von intravenös und oral appliziertem Midazolam an den Tagen 22 und 23 bestimmt. Das Schlafmittel stand dabei exemplarisch für Arzneistoffe, die bei oraler Gabe intensiv über CYP 3A4 in der Darmwand metabolisiert werden.

Bei gleichzeitiger Einnahme von Johanniskraut nahm die Clearance von Norethisteron signifikant zu, die Halbwertzeit von Ethinylestradiol signifikant ab. Zudem war die Clearance von peroral appliziertem Midazolam während der Gabe von Johanniskraut signifikant erhöht, wohingegen die Midazolam-Clearance nach intravenöser Gabe unverändert blieb. Dies zeigt, das Johanniskraut CYP 3A4 intestinal beeinflusst. Die Serumkonzentrationen von FSH, LH und Progesteron veränderten sich unter Johanniskraut nicht signifikant. Durchbruchblutungen traten bei zwei von zwölf Frauen in der Kontrollphase, verglichen mit sieben von zwölf Frauen während der Gabe von Johanniskraut, auf.

Diese Studie zeigt, dass Johanniskraut den Metabolismus von Ethinylestradiol/Norethisteron steigert, was sich über eine erhöhte CYP-3A4-Aktivität erklären lässt. Die hieraus resultierenden verminderten Hormonspiegel können Durchbruchblutungen hervorrufen und die kontrazeptive Wirkung beeinflussen. Frauen, die neben oralen Kontrazeptiva Johanniskraut einnehmen, sollte daher empfohlen werden, zusätzlich eine mechanische Verhütungsmethode anzuwenden.

Quelle: Hall, S. D., et al., Clin. Pharmacol. Ther. 74 (2003) 525 - 535. Top

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