COX-II-Hemmer für Patienten mit Ulkusblutungen |
27.01.2003 00:00 Uhr |
von Wolfgang Kämmerer, Wiesbaden
Menschen, die ein blutendes Ulkus in der Anamnese haben, gelten als Hochrisikopatienten beim Einsatz nicht steroidaler Antirheumatika (NSAR). Für sie könnten selektive COX-II-Hemmer - trotz der höheren Therapiekosten - Vorteile bieten.
Die vorhandenen Daten belegen, dass die Kombination eines NSAR mit einem Protonenpumpeninhibitor (PPI) oder Misoprostol das Ulkusrisiko und andere Komplikationen reduzieren kann. Da die PPI in der Regel gut verträglich sind, wird deren prophylaktische Gabe bei Hochrisikopatienten zusätzlich zur NSAR-Therapie empfohlen. Eine alternative Strategie zur Risikoreduktion könnte sein, klassische NSAR wie Diclofenac durch einen COX-2-Inhibitor zu ersetzen und damit die zusätzliche Gabe eines PPI überflüssig zu machen. Das American College of Rheumatology empfiehlt in seinen Leitlinien, COX-2-Inhibitoren bei Patienten mit Risikofaktoren für Ulkuskomplikationen einzusetzen.
In einer randomisierten Doppelblindstudie erhielten 287 Patienten mit Arthritis und nachgewiesenem blutenden Ulkus in der Vorgeschichte sechs Monate lang entweder zweimal täglich 200 mg Celecoxib und Placebo oder zweimal täglich 75 mg Diclofenac plus 20 mg Omeprazol. Kein Patient hatte eine Helicobacter-pylori-Infektion. Endpunkt der Studie war ein Blutungsrezidiv.
Unter der Celecoxib-Einnahme erlitten sieben Patienten und unter Diclofenac/Omeprazol neun Patienten Ulkusblutungen. Die Wahrscheinlichkeit für ein Blutungsrezidiv lag bei 4,9 Prozent in der Celecoxib- und bei 6,4 Prozent in der Diclofenac/Omeprazol-Gruppe. Zu unerwünschten renalen Nebenwirkungen wie Hypertonie, peripherem Ödem und Niereninsuffizienz kam es bei 24,3 gegenüber 30,8 Prozent der Patienten (COX-II-Hemmer versus Kombi-Medikation).
Die Autoren schließen daraus, dass die Gabe von Celecoxib bei Patienten mit Ulkusblutungen in der Anamnese gleich gut verträglich ist wie die Kombination von Diclofenac plus Omeprazol. Beide Behandlungsformen lösen renale Nebenwirkungen in ähnlicher Größenordnung aus. Kein Behandlungsschema konnte Blutungskomplikationen bei den Hochrisikopatienten komplett verhindern.
Bei der Einordnung der Ergebnisse ist zu beachten, dass die Tagestherapiekosten für Celecoxib um ein Mehrfaches über denen von nicht selektiven NSAR liegen. Bei Hochrisikopatienten schlagen jedoch Zusatzkosten für eine eventuelle Ulkusprophylaxe mit einem PPI oder Misoprostol zu Buche.
Quelle: Chan, F. K. L., et al., N. Engl. J. Med. 347 (2002) 2104 - 2110.
© 2003 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de