Blind bei Grünem Star |
29.11.1999 00:00 Uhr |
Was nicht schmerzt, wird ignoriert. Das Glaukom (Grüner Star) ist eine weitgehend asymptomatische Erkrankung. Sie wird daher oft nicht erkannt, oder die Patienten vernachlässigen ihre Medikation. Nach Diabetes ist das Glaukom die häufigste Ursache für Erblindungen in Deutschland. Dabei müsste es bei rechtzeitiger und richtiger Therapie nicht so weit kommen, betonten die Referenten einer Pressekonferenz der Firma Pharmacia & Upjohn in Berlin.
Glaukom ist ein Sammelbegriff für Erkrankungen, die zur irreversiblen Schädigung des Sehnerves führen. In 85 bis 90 Prozent der Fälle steigt der Druck im Auge (intraokularer Druck, IOD) und schädigt die empfindlichste Stelle, den Sehnerv. Die häufigste Variante ist das Offenwinkel-Glaukom. Der Abfluss des Kammerwassers ist nur teilweise behindert. Der Patient hat keine Schmerzen und das Gesichtsfeld verengt sich so langsam, dass er es meist nicht bemerkt. Beim Engwinkel-Glaukom ist der Abluss des Kammerwassers völlig verstopft. Werden die starken Schmerzen nicht sofort behandelt, kann es innerhalb weniger Stunden zur Erblindung führen.
Nur durch Vorsorge-Untersuchungen wird ein Offenwinkel-Glaukom rechtzeitig erkannt, sagte Professor Dr. Günter Krieglstein, Direktor des Zentrums für Augenheilkunde der Universität Köln. Ab einem Alter von 50 Jahren steige das Risiko exponentiell an. Untersuchen lassen sollten sich insbesondere Mneschen mit Glaukomfällen in der Familie, denn die Erkrankung wird vererbt. Zur Risikogruppe gehören außerdem Patienten, die unter starker Kurzsichtigkeit, Diabetes, Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen leiden.
Für eine korrekte Diagnose reiche es nicht aus, nur den Augeninnendruck zu messen, betonte Krieglstein. Falsch positive wie falsch negative Ergebnisse seien zu häufig. In jedem Fall müsse der Augenarzt zusätzlich die Sehfunktion prüfen und den Augenhintergrund spiegeln, sich also den Sehnerv ansehen.
Keine Therapie ohne Patientenschulung
Ein Grüner Star kann operativ oder mit Medikamenten behandelt werden. Die Operation bringt dem Patienten nicht so viel Augenlicht zurück, wie ein Eingriff beim Grauen Star. Medikamente reichen in der Regel aus, um ein Fortschreiten der Erkrankung zu verhindern. Einmal geschädigte Sehnerven sind nicht mehr zu reparieren. Mittel der Wahl sind ß-Blocker. Wie auch die Carboanhydrasehemmer (Dorzolamid) drosseln sie die Neuproduktion des Kammerwassers. Prostaglandine wie Latanoprost verbessern den Abfluss des Kammerwassers. Es versickert nicht vor der Regenbogenhaut wie bei Gesunden, sondern dahinter im Gefäßsystem. Im Gegensatz zu den ß-Blockern muss Latanoprost nur einmal täglich, abends vor dem Schlafen, ins Auge getropft werden.
Patienten sollten ihre Medikamente richtig einnehmen. Die Schulung sei eine der tragenden Säulen der Therapie, sagte Professor Dr. Robert Weinreb von der Universität San Diego in Kalfiornien, USA. Beim Eintropfen ist darauf zu achten, dass die Zeiten genau eingehalten werden und immer nur ein Tropfen eingeträufelt wird. Ansonsten wäscht ein Tropfen den anderen aus oder die Dosierung stimmt nicht.
Nach der Applikation sollten die Lider sanft geschlossen, aber nicht zugekniffen werden. Beim Zwinkern oder Kneifen fließt der Tropfen aus dem Auge oder in den Tränenkanal Richtung Nase. Die Tropfen sollten nicht auf die Hornhaut, sondern in den Bindehautsack geträufelt wird. Die Wirkung am Auge ist noch besser, wenn der Tränenkanal zwischen Auge und seitlicher Nasenwurzel mit dem Finger zugehalten wird. Selbstverständlich sind regelmäßige Kontrollen beim Augenarzt wichtig.
Der Verein "Grüner Star - Glaukom-Informationsservice" beantwortet Fragen
von Ärzten wie Patienten und fördert die Gründung von Selbsthilfegruppen. Vorsitzende
des Vereins ist die Augenärtzin Dr. Gudrun von Thun und Hohenstein-Blaul. Anfragen sind
möglich unter der Telefonnummer 06322-988283 oder per Fax unter 06322-988285.
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