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Bessere Zeiten für Allergiker?

17.11.1997  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Bessere Zeiten für Allergiker?

Der Metabolit des Zweitgenerations-H1-Antihistaminikums Terfenadin soll ab 1. Dezember die Therapie von Heuschnupfen- und Urticariapatienten verträglicher gestalten. Zu diesem Datum kommt nämlich Fexofenadin, so der INN-Name des Metaboliten, auf den deutschen Arzneimittelmarkt. In den USA, Australien, Österreich und Großbritannien ist Fexofenadin bereits im Handel, in den USA sogar verschreibungsfrei. Zugelassene Indikationen sind saisonale allergische Rhinitis (SAR) und chronisch idiopathische Urticaria. Die empfohlene Tagesdosis beträgt bei der Rhinitis 120mg, bei der Urticaria 180mg, zu geben jeweils einmal täglich.

"Fexofenadin ist ein Präparat, das uns die Leber geschenkt hat". Dr. Thomas Höhler von der Herstellerfirma Hoechst Marion Roussel spielte damit bei der Einführungspressekonferenz am 14. November in Frankfurt auf den Ursprung des Fexofenadins an, das bei der Metabolisierung von Terfenadin in der Leber entsteht. Der einzige Strukturunterschied zur Muttersubstanz besteht in einer Säuregruppe (-COOH), die die Methyl-Gruppe (-CH3) des Terfenadins ersetzt hat. Durch diese Änderung weist Fexofenadin, das in Deutschland als Telfast auf den Markt kommt, offenbar die Nachteile seiner Vorläufersubstanz nicht mehr auf - allen voran die in seltenen Fällen beobachteten unerwünschten Effekte auf Herz und Reizleitungssystem.

Zur Erinnerung: Terfenadin wird über das Cytochrom-P450-System verstoffwechselt; bei Interaktion mit Substanzen, die zeitgleich ebenfalls über dieses Enzymsystem metabolisiert werden, kann es zu Auswirkungen auf den Ionenstrom an den Membranen und damit zu den gelegentlich aufgetretenen Herzrhythmusstörungen kommen, erklärte Professor Dr. Hans Merk aus Aachen. Auch bei extremer Überdosierung von Terfenadin sei es gelegentlich zu solchen Effekten gekommen.

Diese unliebsamen Nebenwirkungen scheinen bei dem Terfenadin-Metaboliten zu fehlen. So entfällt die Interaktionsgefahr bei der Metabolisierung, da Fexofenadin nicht über das Cytochrom P450-System verstoffwechselt wird: Es muß, da direkt pharmakologisch aktiv, nicht erst in seine Wirkfom umgewandelt werden, und die Ausscheidung erfolgt praktisch unverändert, zum größten Teil biliär (80 Prozent), der überwiegende Rest renal.

Pharmakologie und Klinik von Fexofenadin


Höhler stellte die Ergebnisse aus klinischen Prüfungen mit dem neuen H1-Rezeptor-Antagonisten vor. Die Substanz werde schnell und nahezu vollständig resorbiert. Der Wirkeintritt erfolgt rasch, maximale Wirkstoffspiegel sind nach 1 bis 3 Stunden erreicht. Die Plasmaproteinbindung liegt bei 60 bis 70 Prozent, die Eliminationshalbwertszeit bei gut 14 Stunden, was die einmal tägliche Gabe von Fexofenadin ermöglicht.

Auch bei mittleren bis schweren Leber- und Nierenfunktionsstörungen gebe es keine Anwendungseinschränkungen, so Höhler, Dosisanpassungen seien nicht erforderlich. Untersuchte Wechselwirkungen mit dem Makrolid-Antibiotikum Erythromycin und dem Azol-Derivat Ketokonazol seien klinisch nicht relevant.

Einen Einfluß auf zentralnervöse Aktivitäten habe Fexofenadin in den Prüfungen nicht gezeigt, so Köhler. Sowohl in vitro als auch im Tierversuch habe sich nur eine sehr niedrige Affinität zu kardialen Kaliumkanälen ergeben. Dies scheinen die bislang durchgeführten klinischen Untersuchungen zu bestätigen. Höhler bezog sich auf vier placebokontrollierte, randomisierte Multizenterstudien mit über 3.000 Patienten in den USA. In allen sei Fexofenadin bis hin zu hohen Dosen frei von QT-Einflüssen gewesen.

Die unter Fexofenadin aufgetretenen Nebenwirkungen hätten keine Abhängigkeit von der Dosierung gezeigt, berichtete er. Am häufigsten wurden Kopfschmerzen (rund 8 Prozent) und Müdigkeit (rund 3 Prozent) beobachtet, gefolgt von Erschöpfung und Schwindel. Eine Studie zur möglichen Beeinflussung der Fahrtüchtigkeit sei bisher noch nicht veröffentlicht, Fexofenadin führe aber offenbar nicht zu einer Steigerung der Alkoholeffekte. Momentan ist die Substanz für Erwachsene und Jugendliche ab 12 Jahren zugelassen.

PZ-Artikel von Bettina Neuse-Schwarz, Frankfurt
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