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Wirkmechanismus von UDC aufgeklärt

20.10.1997  00:00 Uhr

- Pharmazie

Govi-Verlag

Wirkmechanismus von UDC aufgeklärt

Schon seit Jahren wird Ursodesoxycholsäure (UDC) bei der Behandlung cholestatischer Lebererkrankungen eingesetzt. Erst jetzt aber ist es gelungen, genau zu klären, auf welchem Wege UDC die Gallenbildung und -sekretion fördert: Der Wirkstoff, selbst eine Gallensäure, greift in die Signaltransduktionskette ein. Er bewirkt, daß vermehrt Transportermoleküle in die kanalikuläre Membran eingebaut werden, was die Bildung und Sekretion von Gallenflüssigkeit forciert.

Vor allem molekularen Forschungen ist es zu verdanken, daß man Therapieerfolge, die mit UDC bei cholestatischen Lebererkrankungen wie der primär biliären Zirrhose (PBC) und der primär sklerosierenden Cholangitis (PSC) erzielt werden, nun besser versteht. Denn neuere Forschungsarbeiten haben nach Angaben von Professor Dr. Dieter Häussinger aus Düsseldorf gezeigt, daß UDC direkt die Signaltransduktion in den Hepatozyten beeinflußt, also genau an der Stelle Einfluß nimmt, wo von außen kommende Reize in Reaktionen der Zelle umgesetzt werden.

Dieser Prozeß wird durch die Bindung eines Liganden an einen bestimmten Rezeptor der Zelloberfläche eingeleitet. Die Bindung bewirkt eine Aktivierung von Proteinen, und es setzt eine Kaskade von Phosphorylierungs- und Umlagerungsreaktionen ein. Schließlich entstehen Botenmoleküle, welche in den Zellkern einwandern und dort die Genregulation modulieren. "Sie können Gene aktivieren oder abschalten", schilderte Häussinger den Ablauf der Signalvermittlung. Wachstums- und Proliferationsprozesse können auf diesem Weg gesteuert werden, aber auch Reparaturvorgänge oder eine Apoptose.

UDC sorgt dabei für den verstärkten Einbau von MAP-Kinasen, welche ihrerseits den Einbau von Transportermolekülen in der kanalikulären Membran stimulieren. Dadurch wird die Cholerese forciert, und es ist laut Häussinger nun klar, über welche einzelnen Schritte UDC diesen Effekt bewirkt.

Empirisch war das Phänomen schon vor Jahren beobachtet worden, und UDC wird bei cholestatischen Lebererkrankungen inzwischen routinemäßig eingesetzt. Es lindert nicht nur die subjektiven Beschwerden der Patienten, sondern führt gleichzeitig zu einer Besserung der Laborwerte und des histologischen Befundes. "Die Zeit des transplantatfreien Überlebens wird deutlich verlängert", so Professor Dr. Michael Manns aus Hannover bei der Freiburger Leberwoche der Falk Foundation e. V.

Bei der primär sklerosierenden Cholangitis werden die besten Erfolge erzielt, wenn UDC zusammen mit einer endoskopischen Dilatation angewandt wird. Parallel zur medikamentösen Therapie werden, so Professor Dr. Adolf Stiehl aus Heidelberg, dabei die Strukturen der Gallenwege aufgeweitet, eine Prozedur, die allerdings mehrfach wiederholt werden muß. 60 Patienten hat der Mediziner nach diesem Schema bereits behandelt, und das "mit gutem Erfolg", wie er sagt.

Die Bilirubinwerte sanken rasch ab und normalisierten sich meist innerhalb eines halben Jahres. Insgesamt resultierte eine hochsignifikante Verbesserung der transplantatfreien Überlebensrate, und die Mediziner gehen - wie in Freiburg deutlich wurde - mehr und mehr dazu über, von einer frühzeitigen Transplantation Abstand zu nehmen. Sinnvoller scheint dagegen eine aggressive endoskopische Behandlung, kombiniert mit der prophylaktischen Gabe von UDC.

Daß eine hochdosierte UDC-Behandlung Vorteile hat, wurde auch bei Patienten mit primär biliärer Zirrhose gezeigt. So stellte Dr. Roger Chapman aus Oxford eine Untersuchung vor, bei der 26 Patienten zwei Jahre mit UDC in einer Dosis von 20 mg/kg Körpergewicht/Tag behandelt wurden. Das Resultat: Sowohl die alkalische Phosphatase wie auch die Gamma-GT wurden ebenso wie der histologische Befund deutlich gebessert. In circa 40 Prozent der Fälle wurde sogar eine Zurückstufung des Krankheitsstadiums erwirkt.

PZ-Artikel von Christine Vetter, Freiburg <Top>

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