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Muttermilch hilft bei Warzen

19.07.2004  00:00 Uhr

Muttermilch hilft bei Warzen

von Conny Becker, Berlin

α-Lactalbumin, ein Protein aus der Muttermilch, könnte künftig die Therapie von Warzen und vielleicht auch von Krebs bereichern. Gereinigt und als Fettsäurederivat verabreicht, befreite es in einer Studie über 80 Prozent der Patienten von ihren Warzen, berichtet ein schwedisches Ärzteteam im New England Journal of Medicine.

Die Mediziner behandelten in einer zwar kleinen, aber randomisierten Doppelblindstudie je 20 zumeist therapieresistente Patienten über drei Wochen täglich mit einer 0,7 mM α-Lactalbumin-Ölsäure-Lösung oder der Trägerflüssigkeit allein. Einen Monat nach Behandlungsende erhielten auch die Patienten der Placebogruppe drei Wochen lang die Verumlösung (n = 34). Primärer Endpunkt der Studie war die Verminderung des Warzenvolumens, das während der Behandlung wöchentlich sowie ein und zwei Monate nach Therapieende gemessen wurde. Zudem kontrollierten die Mediziner zwei Jahre nach Studienbeginn den Langzeiteffekt und die Sicherheit ihrer neuen Therapie (n = 38).

In der Doppelblindphase verminderte das Muttermilchderivat bei allen 20 Patienten das Läsionsvolumen um mehr als 75 Prozent, während die Kochsalzlösung nur drei Patienten der Placebogruppe einen solchen Rückgang bescherte (p < o,oo1). In der darauf folgenden offenen Phase reduzierte sich auch bei diesen Patienten das Papillomavolumen um durchschnittlich 82 Prozent. Nach zwei Jahren waren bei 83 Prozent der Behandelten jegliche Läsionen verschwunden, wobei allerdings fast die Hälfte von ihnen nach Studienende eine konventionelle Therapie hinzuzog. Die Zeit bis zum Verschwinden betrug in der ersten Verumguppe 2,4, in der ehemaligen Placebogruppe 9,9 Monate. Dabei berichteten die Patienten über keine Narbenwirkungen der Therapie, abgesehen von einem leichten Kribbeln in der Läsion.

Angriff nur auf kranke Zellen

In-vitro-Experimente belegen, dass α-Lactalbumin-Ölsäure in Tumor- und undifferenzierten Zellen über Apoptosemechanismen den Zelltod bewirkt, berichten holländische Mediziner in derselben Ausgabe des Fachmagazins. Dabei wandert der Protein-Lipid-Komplex bis in den Zellkern, wo er mit hoher Affinität an Histone und Chromatin bindet und so die Chromatinstruktur und damit die DNA zerstört. Dies verhindert die Transkription sowie die Zellreplikation. In gesunden Zellen hingegen akkumuliert die Verbindung nicht und bewirkt keine apoptotischen Effekte.

Die Kommentatoren bezweifeln trotz der spezifischen Aktivität jedoch, dass sich α-Lactalbumin-Ölsäure schon bald gegen die etablierten Warzenmittel durchsetzen wird. Allerdings könnte sich ein anderer spannender Ansatz für die Substanz ergeben: Da Papillomaviren auch für die Genese des Zervixkarzinoms verantwortlich sind sowie die Entstehung von Hautkrebs begünstigen, könnte das aus der Muttermilch stammende Derivat auch gegen Krebs helfen. Top

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