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Neuer Test entlarvt besser resistente Viren

02.07.2001  00:00 Uhr

Neuer Test entlarvt besser resistente Viren

Für eine effektive Behandlung von HIV-Patienten sind Tests auf vorhandene Resistenzen ausgesprochen wichtig, um die medikamentöse Therapie individuell abstimmen zu können. Bisherige Untersuchungssysteme weisen allerdings einige Schwächen auf, die nun durch einen neuen Test überwunden werden sollen.

Human Immunodeficiency Viren (HIV) sind Verwandlungskünstler. Durch Mutationen entstehen ständig neue Stämme, denen antiretrovirale Medikamente nichts mehr anhaben können. Die fortschreitende Resistenzbildung ist ein Hauptgrund dafür, dass bei vielen HIV-Infizierten die Therapie nach einiger Zeit versagt. Tests auf bestehende Resistenzen helfen Medizinern, für jeden Patienten die wirksamsten Medikamente zu finden. Die Untersuchungen spielen daher eine entscheidende Rolle in der Behandlung von HIV-Patienten.

Bisherige Resistenztests haben aber einen Nachteil. Sie können Mutationen nur bis zu Position 300 auf dem RNA-Strang - dem viralen Erbgut - entdecken. Aber auch hinter dieser Position befinden sich Mutationen, die zu Resistenzen führen. Das zeigen neue Studien, die am 6. Juni auf dem fünften Internationalen Workshop on HIV Resistance and Treatment in Scottsdale im US-Bundesstaat Arizona vorgestellt wurden. So macht eine Veränderung an Position 318 die HI-Viren resistent gegen die nicht nucleosidischen Reversetranskriptasehemmer. Eine weitere durch bisherige Tests nicht zu bestimmende Mutation befindet sich an Position 333. Sie macht die Viren gegen die beiden Nucleotid-Analoga Azidothymidin (AZT) und Lamivudin (TC3) resistent.

Ein neuer Test von Tibotec-Virco soll jetzt nach Angaben des Herstellers alle bisher bekannten Mutationen detektieren können. In einer ersten klinischen Studie war Virtual Phenotype™ genotypischen Tests überlegen. Forscher des Biotech-Unternehmens analysierten die Viren von etwa 100 Patienten mit dem neuen sowie mit fünf genotypischen Tests und sagten anhand der Daten voraus, wie gut die einzelnen HIV-Medikamente bei den verschiedenen Probanden anschlagen würden. Diese Prognose verglichen sie dann mit der tatsächlichen Reaktion der Patienten. Den Ergebnissen der Studie zufolge ließen sich Resistenzen nur mit dem Virtual Phenotype-Test verlässlich vorhersagen.

Bisher existieren zwei Arten von Resistenztest bei HIV: Genotyp- und Phänotyp-Tests. Bei der ersten Variante wird der genetische Code der Viren abgelesen und vorhandene Mutationen ermittelt. Anhand dieser Informationen können Resistenzen vorhergesagt werden. Da aber etwa 250 Mutationen bekannt sind und diese untereinander wechselwirken können, ist die Interpretation der genetischen Rohdaten äußerst kompliziert. Die Alternative zu dieser Methode sind Phänotyp-Tests, die die Eigenschaften und Merkmalen der Retroviren untersuchen. Von Patienten entnommene Erreger werden in Nährlösungen mit verschiedenen Wirkstoffkonzentrationen kultiviert. Das Wachstumsverhalten erlaubt Rückschlüsse auf Resistenzmuster. Diese Untersuchungen sind aber erheblich aufwändiger.

Virtual Phenotype liegt ein neuer Ansatz zu Grunde. Zuerst wird das Genom des Virus entziffert und alle Mutationen erfasst. Dann gleicht ein System die Informationen mit einer Datenbank ab, in der etwa 100.000 bereits bekannte Genotypen ihren Phänotypen zugeordnet sind. Anhand der ermittelten Phänotypen berechnet das System die Wahrscheinlichkeit für Resistenzen gegen einzelne Medikamente. Doch auch die neue Methode hat einen Nachteil: Die Datenbank muss ständig aktualisiert und ergänzt werden. Top

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