Prävention mit Toremifen |
27.06.2005 00:00 Uhr |
Das Prostatakarzinom ist der häufigste Tumor des Mannes. Auf dem diesjährigen Krebskongress ASCO in Orlando wurde eine viel versprechende Studie zur Prävention mit dem Estrogenrezeptor-Modulator Toremifen bei Vorstufen des Karzinoms vorgestellt.
Circa 10.000 Männer pro Jahr sterben in Deutschland an den Folgen eines Prostatakarzinoms. Tückisch ist, dass es keine Frühsymptome zeigt. Nur durch eine Vorsorgeuntersuchung kann eine effektive Früherkennung durchgeführt werden. Als Screening eignet sich zunächst die Bestimmung des Prostata-spezifischen Antigens (PSA). In Kombination mit einer Feinnadelbiopsie können die Karzinomvorstufen frühzeitig entdeckt werden. Als präkanzeröses Stadium gelten die intraepithelialen Neoplasien der Prostata (PIN). Wenn auch PIN nicht immer zu Prostatakrebs führen, so sind sie doch ein guter Marker, da das Karzinom oft aus PIN entsteht. Ungefähr 10 Prozent der Männer, die einer Prostatabiopsie unterzogen werden, werden mit PIN diagnostiziert. 30 Prozent von ihnen erhalten im Laufe eines Jahres die Diagnose Prostatakrebs.
Toremifen auch für Männer
In einer multizentrischen Phase-II-Studie, die auf der diesjährigen Tagung der American Society of Clinical Oncology (ASCO) in Orlando vorgestellt wurde, wurde der Einfluss von Toremifen auf Männer mit PIN untersucht. Toremifen ist ein selektiver Estrogenrezeptor-Modulator (SERM), der zur Behandlung von Patientinnen mit fortgeschrittenem Brustkrebs eingesetzt wird. Möglicherweise blockiert Toremifen bei Männern einen speziellen Estrogenrezeptor, der bei der Entstehung des Prostatakarzinoms eine Rolle spielt.
In der Studie wurden 514 Patienten mit PIN, aber keinem evidenten Prostatakrebs ein Jahr lang entweder mit einmal täglich 20, 40 oder 60 mg Toremifen oder Placebo behandelt. Nach sechs Monaten und nach einem Jahr wurden Biopsien durchgeführt. Nach einem Jahr waren 31,2 Prozent der Placebogruppe an Prostatakrebs erkrankt. Bei Männern, die ein halbes Jahr lang täglich 20 mg Toremifen genommen hatten, war das Risiko, Prostatakrebs zu entwickeln, um 22 Prozent reduziert. Nach einem Jahr war es sogar fast um die Hälfte gesenkt (p 0,05). Für die Gruppen, die 40 beziehungsweise 60 mg Toremifen genommen hatten, war das Risiko ebenfalls geringer, allerdings statistisch nicht signifikant.
Toremifen wurde in allen Gruppen gut vertragen. Die Nebenwirkungen waren mit denen der Placebogruppe vergleichbar: Einzige Ausnahme: das Fatigue-Syndrom. Es trat bei 5 Prozent der Toremifengruppe, aber nur bei 3 Prozent der Placebogruppe auf.
In weiteren Studien muss nun geklärt werden, ob diese viel versprechenden ersten Ergebnisse zur generellen Therapieempfehlung von Toremifen bei Männern mit PIN führen kann.
Info-Tag für Männer zur Prostata PZ Schwellenangst und Tabus abbauen ist am 9. Juli das Ziel des ersten Heidelberger Männergesundheitstags der Urologischen Uniklinik in Heidelberg. Informationsstände, Filme, Vorträge, Diskussionen und nicht zuletzt das persönliche Gespräch mit Ärzten, Pflegepersonal und Vertretern der Selbsthilfegruppen sollen für die Information der Besucher sorgen. Darüber hinaus bietet die Veranstaltung die Gelegenheit, im Technikpark moderne Geräte für die Laserchirurgie und die computerassistierte »Schlüsselloch-Chirurgie« zu besichtigen. Die Veranstaltung findet statt am 9. Juli von 10 bis 16 Uhr im Kommunikationszentrum des Krebsforschungszentrums, Im Neuenheimer Feld 280, Heidelberg.
Literatur: Price, D., et al., Double-Blind, Placebo-Controlled Trial of Toremifene for the Prevention of Prostate Cancer in Men with High-Grade Prostatic Intraepithelial Neoplasia. ASCO 2005, abstr. 1003.
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