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Sildenafil ist die Nummer eins

28.05.2001  00:00 Uhr

PHARMACON MERAN

Sildenafil ist die Nummer eins

von Ulrich Brunner, Meran

Genaue Zahlen gibt es keine. Aber Hochrechungen deuten darauf hin, dass alleine in den USA zwischen 10 und 30 Millionen Männer im Alter zwischen 40 und 70 Jahren unter Erektionsstörungen leiden. Überträgt man diese Zahlen auf Deutschland, so gibt es bei uns rund 5 bis 10 Millionen Betroffene. Erektile Dysfunktion (ED) sei aber nicht nur ein Thema für Männer, sondern in vielerlei Hinsicht auch ein partnerschaftliches Problem, erklärte Professor Dr. Manfred Schubert-Zsilavecz von der Johann Wolfgang Goethe-Universität in Frankfurt am Main.

Die internationale Definition der ED als "Unfähigkeit, eine Erektion zu erreichen oder aufrecht zu erhalten, die für ein befriedigendes Sexualleben ausreicht", bezeichnete der Hochschullehrer als sehr weit gefasst. Sowohl psychische als auch organische Störungen können eine ED auslösen. Organische Störungen seien mit 50 bis 80 Prozent allerdings wesentlich häufiger.

Zunächst sorgen erotische Stimuli für die Freisetzung verschiedener Botenstoffe im ZNS. Neuronen leiten dann den Impuls an die glatten Muskelzellen in den Schwellkörpern des Penis weiter. Dort wird vor allem Stickstoffmonoxid freigesetzt. Das führt zu einer Relaxation der Schwellkörpermuskulatur und der penilen Arterien. In der Folge strömt Blut in den Schwellkörper. Schließlich herrscht dort ein höherer Blutdruck als im restlichen Kreislauf.

Als Ursachen und Risikofaktoren für eine ED nannte Schubert-Zsilavecz Hypertonie, Arteriosklerose, Leber- und Niereninsuffizienz, Schädigungen des Nervenssystems, Nikotin- und Alkoholabusus sowie Diabetes. Rund 32 bis 60 Prozent aller Diabetiker unter 60 Jahren seien betroffen. Bei Hypertonikern bezifferte er die Prävalenz auf 24 bis 40 Prozent; würde der Bluthochdruck medikamentös behandelt, steige der Anteil der Betroffenen sogar auf knapp 60 Prozent. Der Apotheker übernehme hier eine wichtige Beratungsfunktion. Auch zahlreiche andere Arzneimittel können zu Erektionsstörungen führen. Das kann sich entscheidend auf die Compliance auswirken.

Neben der psychologischen Beratung sowie operativen Maßnahmen, die der Referent auf Grund der hohen Infektionsgefahr sehr kritisch beurteilte, hat die Pharmakotherapie heute die größte Bedeutung. Der Referent differenzierte zwischen erektogenen und konditionierenden Wirkstoffen. Während erektogene Substanzen, wie beispielsweise der D2-Agonist Apomorphin, die Erektion zentral oder peripher initiieren, wirken die konditionierenden Substanzen - zum Beispiel Sildenafil - nicht erektionsauslösend, sondern verbessern die Voraussetzungen für eine Versteifung des Glieds.

Sildenafil bezeichnete der Referent als den "absoluten Goldstandard" in der peroralen Therapie. Die Substanz überzeuge nicht nur durch sehr gute Studiendaten, sondern habe auch entgegen manchen Aussagen bei adäquater Dosierung ein günstiges Nebenwirkungsprofil. Die oft beschriebenen Sehstörungen träten vor allem bei der hohen Dosierung von 100 mg auf. Dieser Effekt tritt auf, weil nicht nur das eigentliche Target, das Enzym Phosphodiesterase-5 (PDE-5), sondern auch PDE-6 gehemmt wird.

"Ohne Wenn und Aber" gelte eine Kontraindikation bei Patienten, die Nitrate oder NO-Donatoren einnehmen, warnte der Referent. Für die sei dann Apomorphin geeignet. Hier empfahl er die Sublingual-Tabletten, deren Wirkung bereits nach 15 bis 20 Minuten eintritt. Bei einer Dosierung von 3 mg Apomorphin litten die Patienten auch relativ selten unter Übelkeit.

Yohimbin nannte der pharmazeutische Chemiker ein "dirty drug". Für den Wirkstoff, der zentrale a2-Rezeptoren blockiert, gebe es keinen ausreichenden Wirksamkeitsnachweis.

In Kürze wird es in Deutschland zwei weitere PDE-5-Blocker geben. Das von Bayer entwickelte Vardenafil schnitt in klinischen Studien in puncto Wirksankeit nicht nur genauso gut wie Sildenafil ab, die Substanz scheint auch spezifischer am PDE-5-Rezeptor zu wirken. IC351, der Kandidat von Lilly, hat dagegen eine sehr lange Halbwertszeit. Top

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