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Transplantatabstoßung gezielt unterbinden

05.05.2003  00:00 Uhr
Immunsuppressiva

Transplantatabstoßung gezielt unterbinden

von Christian Wetzler, Mainz

Immunsuppressiva können das Ausmaß der Abstoßungsreaktion nach Organtransplantation deutlich verringern. Eine neue Studie belegt nun die therapeutische Effizienz von monoklonalen Antikörpern, die gegen den Interleukin-2-Rezeptor gerichtet sind.

Die Niereninsuffizienz ist gekennzeichnet durch den Untergang von funktionsfähigem Nierengewebe. Das hat dramatische Folgen: Im Endstadium kommt es zu einer Akkumulation von harnpflichtigen Substanzen im Blut, was zu einer schleichenden Vergiftung des Körpers führt. Falls entsprechende therapeutische Maßnahmen ausbleiben, hat dies zwangsläufig den Tod des Patienten zur Folge.

Ursachen gibt es viele: In den meisten Fällen liegt dem Nierenleiden ein langjähriger Diabetes, Bluthochdruck oder die Schädigung durch bestimmte Schmerzmittel zu Grunde. Aber auch die chronische Glomerulonephritis, eine entzündliche Erkrankung des Nierengewebes, kann zu Nierenversagen führen.

Die Therapie richtet sich in erster Linie nach dem Stadium der Erkrankung. Bemühen sich Ärzte im Anfangsstadium vor allem um die Behandlung der Grunderkrankung, so kommen bei terminaler Niereninsuffizienz lediglich Dialyse und Organtransplantation in Frage - wobei die Transplantation in Hinblick auf Lebensqualität und Kosten als die bessere Option gilt.

Das größte Problem bei der Nierenverpflanzung stellen die körpereigenen Abstoßungsmechanismen dar. Erforderlich ist daher das medikamentöse Abbremsen der Immunreaktionen, wobei zahlreiche Immunsuppressiva dem behandelndem Arzt zur Verfügung stehen. Als sehr potent und zuverlässig hat sich Ciclosporin A erwiesen. Das von dem Pilz Tolypocladium inflatum gebildete Peptid blockiert die T-Zellfunktion und drosselt die Synthese des Zytokins Interleukin-2 (IL-2). Der Mangel an IL-2 wiederum verhindert, dass die T-Zellen proliferieren und zu zytotoxischen Zellen ausreifen.

Allerdings besitzen die herkömmlichen Immunsuppressiva den Nachteil, dass sie mehr oder weniger unspezifisch die gesamte Immunabwehr schwächen: Der Patient ist deutlich anfälliger für Infektionen und Tumorwachstum. Aus diesem Grund suchen Forscher schon seit einigen Jahren nach Wirkstoffen, welche die Abstoßung des Transplantats unterdrücken, gleichzeitig aber nicht die Infektabwehr beeinträchtigen.

Antikörper als neue Option

Derartige Anforderungen erfüllen Antikörper, die gegen den IL-2-Rezeptor gerichtet sind. So verhindert Basiliximab (Simulect®), ein monoklonaler, chimärer Mensch-Maus-Antikörper, der aus den variablen Region eines murinen Anti-CD25-Antikörpers und den konstanten Regionen des menschlichen IgG1 besteht, dass das Zytokin IL-2 an seinen Rezeptor binden kann. Auf diese Weise hemmt er die T-Zell-Proliferation. Den gleichen spezifischen Wirkmechanismus nutzt Daclizumab (Zenapax®), der zweite zur Prophylaxe akuter Abstoßungsreaktionen zugelassene monoklonale Antikörper.

Die Arbeitsgruppe um Dwomoa Adu am Queen Elizabeth Hospital in Birmingham hat nun im Rahmen einer Meta-Analyse sämtliche verfügbare Daten zur Effizienz von IL-2-Rezeptorantikörpern ausgewertet. Die herangezogenen Studien gingen alle von einer Ciclosporin-basierten immunsuppressiven Grundbehandlung aus. Insgesamt knapp 1900 Patienten in acht unabhängigen Studien, darunter vier mit Basiliximab und zwei mit Daclizumab, erfüllten die erforderlichen Kriterien. Die Ergebnisse dieser Studie veröffentlichten die Forscher nun im British Medical Journal (Vol. 326, Seite 789 bis 794).

Der Meta-Analyse zufolge kann die Gabe der Immunglobuline das Risiko für eine akute Transplantatabstoßung innerhalb von 6 Monaten um 49 Prozent reduzieren. Da die Patienten keine erhöhte Anfälligkeit für Infektionen zeigten, erfolgte dies offenbar nicht auf Kosten der allgemeinen Infektabwehr. Dabei unterschieden sich die eingesetzten IL-2-Rezeptorantikörper nur unwesentlich im Hinblick auf Effizienz und Nebenwirkungen der Therapie.

Zudem stellten die Wissenschaftler keinen Anstieg der Tumorinzidenz fest. Allerdings sei der Untersuchungszeitraum von einem Jahr zu kurz, um in dieser Hinsicht endgültige Schlüsse zu ziehen. Daher resümieren die Autoren: „Weiterführende Studien sind nötig, um erfassen zu können, ob IL-2-Rezeptorantikörper auch über längere Zeiträume einen Überlebensvorteil mit sich bringen.“ Top

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