Extrakt aus rotem Weinlaub verbessert die Mikrozirkulation |
19.04.2004 00:00 Uhr |
Chronische Venenleiden gehören in Deutschland zu den häufigsten Erkrankungen: Etwa 18 Prozent der erwachsenen Bevölkerung sind betroffen, ergab die im vergangenen Jahr veröffentlichte Bonner Venenstudie. Ihr zufolge leiden jede fünfte Frau und jeder sechste Mann an einer chronisch venösen Insuffizienz (CVI), berichtete Professor Dr. Michael Jünger, Greifswald auf einer von Boehringer Ingelheim veranstalteten Pressekonferenz in Stuttgart. Ein entscheidender Faktor für die Entwicklung einer CVI ist die Störung der Mikrozirkulation, von der auch die nutritiven Hautkapillare betroffen sind. Diese sind für die Ver- und Entsorgung der Haut verantwortlich. Wenn die Venenklappen nicht mehr richtig schließen, strömt das Blut bei jedem Schritt in die „falsche Richtung“ – zum Fuß hin, sagte Jünger.
Dadurch sind die nutritiven Hautkapillaren einem enormen Druck ausgesetzt. Die mechanische Belastung aktiviert Entzündungsprozesse, wodurch die Haut in den Stauungsgebieten chronisch entzündet ist. Das Endothel wird durchlässig, die Kapillare gehen zugrunde. Bei zunehmender Schwere der Erkrankung geht die Sauerstoffversorgung der Haut zurück und die Kapillarzahl nimmt ab. Als Folge stirbt die Haut ab oder vernarbt, wobei der Ulcus cruris die schwerste Form der Mikroangiopathie darstellt. „Daher muss bei der Therapie der chronisch venösen Insuffizienz der kutanen Mikrozirkulation besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden“, sagte Jünger.
Eine randomiserte, doppelblinde Crossoverstudie untersuchte nun den
Einfluss des Extrakts aus rotem Weinlaub (Folium vitis viniferae) auf die
Mikrozirkulation und die Sauerstoffversorgung im Gewebe von CVI-Patienten.
Insgesamt 71 Patienten mit einer chronisch venösen Insuffizienz erhielten
einmal täglich entweder 360 mg Weinlaubextrakt (Antistax®) oder
Placebo, berichtete Dr. Ulrich Kalus von der Charité Berlin. Nach sechs
Wochen Therapie folgte eine vierwöchige Auswaschphase und eine weitere
sechswöchige Behandlungsphase mit der jeweils anderen Substanz. Die kutane
mikrovaskuläre Durchblutung wurde am Fußknöchel mithilfe eines
Laser-Doppler-Gerätes gemessen. Der Sauerstoffpartialdruck wurde mit einer
Sauerstoffelektrode ermittelt. Nach sechswöchiger Therapie mit dem Extrakt
stieg bei den Patienten der Verumgruppe die mikrovaskläre Durchblutung
signifikant an (um 242 Arbitrary Units). Dagegen sank der Wert in der
Kontrollgruppe um 41 Arbitrary Units. Auch der Sauerstoffpartialdruck nahm
in der Verumgruppe zu, wohingegen er unter Placebo abnahm. Außerdem
verringerte sich bereits nach drei Wochen Behandlung bei den Patienten,
die das Weinlaubextrakt erhielten, der Knöchel- und Wadenumfang deutlich,
erklärte Kalus. In der Verumgruppe blieben diese Werte konstant. „Erstmals
konnte in einer klinischen Studie nach ‚Good Clinical Practise‘ ein
direkter Einfluss auf die Progredienz der CVI gezeigt werden“, sagte der
Mediziner. Seiner Ansicht nach deuten diese Ergebnisse darauf hin, dass
der Extrakt aus rotem Weinlaub ein Fortschreiten der Erkrankung aufhalten
kann.
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