Pharmazeutische Zeitung online Avoxa
whatsApp instagram facebook bluesky linkedin xign

Zweifel an Clopidogrel

Datum 28.02.2005  00:00 Uhr

Zweifel an Clopidogrel

von Rainer Deschner, Bad Mergentheim

Patienten, bei denen es unter ASS-Gabe zu einer Magenblutung gekommen ist, wird häufig ein Wechsel zu Clopidogrel empfohlen. Doch eine Studie aus Hongkong kommt zu dem Ergebnis, dass das Risiko einer erneuten Blutung 12-mal höher ist, als wenn die Patienten weiter mit ASS plus Esomeprazol behandelt werden.

Heutzutage erhalten Patienten mit einem Ulcusrisiko unter Acetylsalicylsäure (ASS) üblicherweise einen Protonenpumpenhemmer (PPI). Aktuelle kardiologische Leitlinien aus den USA empfehlen alternativ bei ASS-Unverträglichkeit die Umstellung auf Clopidogrel, obwohl das gastrointestinale Sicherheitsprofil des ADP(Adenosyldiphosphat)-Hemmers nach streng evidenzbasierten Kriterien noch nicht untersucht wurde. Eine Forschergruppe um Francis Chan vom Prince of Wales Hospital in Hongkong untersuchte daher, ob eine Monotherapie mit Clopidogrel geeigneter sei, erneute Ulcusblutungen zu verhindern, als die Kombination ASS plus PPI.

In die Studie wurden Patienten einbezogen, die wegen atherosklerotischer Erkrankungen ASS (325 mg oder weniger pro Tag) einnahmen und auf Grund von Ulcusblutungen ins Krankenhaus eingeliefert wurden. Zur Abheilung des Ulkus erhielten sie vorab einen PPI oder bei positiver Helicobacter-pylori-Testung eine Eradikationstherapie (Triple-Schema). Nach endoskopisch bestätigter Ulcusheilung und erfolgreicher Eradikation wurde die antithrombotische Medikation fortgesetzt. 159 Patienten erhielten einmal täglich 80 mg ASS und zweimal täglich 20 mg Esomeprazol sowie 161 Patienten einmal täglich 75 mg Clopidogrel und zweimal täglich Placebo.

Primärer Endpunkt der Studie waren erneute Ulcusblutungen im oberen Gastrointestinaltrakt, definiert als endoskopisch bestätigte Geschwüre beziehungsweise blutende Erosionen im Zusammenhang mit Bluterbrechen oder Teerstuhl oder einem Abfall des Hämoglobins um mindestens 2 g pro Deziliter.

Nach einer durchschnittlichen Beobachtungszeit von 12 Monaten traten insgesamt 14 Rezidivblutungen auf. 13 (8,6 Prozent) davon in der Clopidogrel-Gruppe und nur eine (0,7 Prozent) in der Aspirin/Esomeprazol-Gruppe. Bei 10 von 14 Patienten wurde die Rezidivblutung wieder an derselben Stelle registriert. Dabei war die Studienabbruchsrate in beiden Gruppen vergleichbar (Clopidogrel 11,8 Prozent, ASS/Esomprazol 8,8 Prozent).

Auf Grund dieser Ergebnisse fordert der Editorialist Byron Cryer von der Universität von Texas in Dallas ein Überdenken der Leitlinien zur Sekundär- und Tertiärprophylaxe des Herzinfarkts. Die deutschen und amerikanischen Leitlinien sehen hier die Gabe von Clopidogrel bei Patienten mit Unverträglichkeit einer ASS-Gabe vor. Diese Empfehlung gilt als evidenzbasiert, doch die zu Grunde liegenden Studien wurden nicht wie in der aktuellen Studie bei Hochrisikopatienten durchgeführt.

Ob die Fachgesellschaften reagieren, bleibt abzuwarten. Ein Vertreter von Bristol-Myers Squibb, neben Sanofi-Aventis Hersteller eines Clopidogrel-Präparats, hat bereits gegenüber der Presse angemerkt, dass der Vergleich von Clopidogrel gegenüber ASS plus Esomeprazol unfair sei. Die Blutungen seien vermutlich allein durch den PPI verhindert worden. Fairer wäre ein Vergleich Clopidogrel plus PPI gegenüber ASS plus PPI gewesen.

Quellen: NEJM 352 (2005) 238-244, NE J M 352 (2005) 287-289

  Top

© 2005 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de

Frag die KI
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
BETA
Menü
Zeit
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
Zeit
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
Senden
SENDEN
KI
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
KI
KI
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa