b-Blocker für Babys mit Herzinsuffizienz |
08.01.2001 00:00 Uhr |
Während die b-Blocker bei Erwachsenen zur Therapie der Herzinsuffizienz inzwischen etabliert sind, werden sie Kindern eher selten gegeben. Doch auch Säuglinge mit schwerer Herzinsuffizienz profitieren von dieser Wirkstoffklasse. Die klinische Symptomatik bessert sich, und die kleinen Patienten können früher aus der Klinik entlassen werden.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine prospektive Studie, die der Göttinger Kinderkardiologe Dr. Reiner Buchhorn bei einem Pressegespräch der Firma Merck in Ismaning bei München vorstellte. Anders als bei Erwachsenen treten die Symptome einer Herzinsuffizienz bei Kindern häufig im Zusammenhang mit angeborenen Herzfehlern auf. In beiden Altersgruppen kommt es zur neurohumoralen Aktivierung: die Renin-, Aldosteron- sowie Noradrenalinspiegel steigen und das Immunsystem wird aktiviert, was für das Fortschreiten der Erkrankung verantwortlich sein soll.
Auf dieser Basis des neurohumoralen Modells wurden in der Pädiatrischen Kardiologie der Universitätsklinik Göttingen 1996 erstmals b-Blocker bei schwer herzinsuffizienten Säuglingen eingesetzt. In der prospektiven Studie mit dem Namen CHF-Pro-Infant erhielten zehn Babys die Standardtherapie mit Digoxin und Diuretika und neun bekamen zusätzlich Propranolol (täglich 2 mg/kg KG). In dieser Gruppe besserte sich die Symptomatik deutlich, die Kinder nahmen mehr zu und konnten signifikant früher entlassen werden, berichtete der Arzt. Eine notwendige Herzoperation konnte früher erfolgen. Die Renin- und Aldosteronspiegel sanken. Auch der prognostisch ungünstige Umbau des Myokards, das so genannte Remodeling, konnte in der Propanololgruppe weitgehend verhindert werden. Zwei Kinder aus der Digoxin/Diuretika-Gruppe und eines aus der Propanololgruppe starben.
In einer kürzlich veröffentlichten Studie wurden die Effekte von Captopril (1 mg/kg)
und Propranolol (1,9 mg/kg) retrospektiv analysiert. Auch hier war der b-Blocker
überlegen: Er verbesserte die Symptomatik, verkürzte den Krankenhausaufenthalt, senkte
Plasmarenin- und Aldosteronwerte und besserte die Ventrikelfunktion. Der Kinderarzt
forderte daher weitere prospektive Studien, die den neuen Therapieansatz in der
Kinderkardiologie verankern.
© 2001 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de