Praktiker haben wenig Hoffnung |
01.07.2002 00:00 Uhr |
PZ-Akademie
Auch wenn Molekularbiologen, Biochemiker und Neurowissenschaftler langsam Licht am Ende des Tunnels sehen: Morbus Alzheimer ist eine progrediente Krankheit, die innerhalb weniger Jahre zum Tod führt.
Die aktuellen therapeutischen Möglichkeiten, den Krankheitsprozess zu verlangsamen, sind marginal. Diplom-Psychologin Ruth Müller von der Frankfurter Gedächtnissprechstunde kann die Hoffnung der Naturwissenschaftler auf eine baldige Therapieoption nicht nachvollziehen.
Letztlich sei der Krankheitsverlauf kaum zu beeinflussen, erklärte die Diplompsychologin. Hierbei sieht sie den Schwerpunkt auch nicht auf einer Verbesserung der kognitiven Fähigkeiten, wichtiger sei es den Patienten psychisch zu stabilisieren, ihm Angst, Aggressionen und Depressionen zu nehmen. Diese Veränderungen der Persönlichkeit seien in der Regel die ersten Symptome der Krankheit und belasteten Angehörige wie Patienten enorm. Gedächtnisstörungen treten erst einige Monate später auf.
Um den ohnehin begrenzten Nutzen der Therapie optimal auszuschöpfen, sollten medikamentöse und nicht-medikamentöse Therapien kombiniert werden, so Müller. Zu den nicht-medikamentösen Behandlungsstrategien zählen Musiktherapie, Gedächtnistraining und die Biographie-Therapie. Letztere versucht, anhand von alten Fotos, dem Kranken das Wissen um seiner selbst so lang wie möglich zu bewahren. Studien zufolge senkt die Musiktherapie die Aggressivität der Patienten signifikant.
Auch bei der Diagnostik tun sich Ärzte häufig noch schwer. In frühen Stadien haben Allgemeinmediziner erhebliche Probleme, Morbus Alzheimer von anderen neurologischen Erkrankungen und auch manchen Formen der Depression abzugrenzen. Den Allgemeinmedizinern stehe hierzu der Uhrentest und der so genannte Mini-Mental-Test zur Verfügung. Beim Uhrentest muss der Proband ein Uhr mit Zifferblatt und Zeigern, die auf 11:10 Uhr stehen, zeichnen. Der Mini-Mental-Test stellt Fragen zur Orientierung und Merkfähigkeit, Aufmerksamkeit und Erinnerungsfähigkeit sowie zur Sprache. Doch diese Tests seien nur ein erster Anhaltspunkt für die Diagnose Morbus Alzheimer. Erhärte sich im Test der Verdacht auf eine Demenz, müsse der Patient zur Abklärung zu einem Facharzt oder eine geeignete Klinik überwiesen werden. Nur hier sei eine sichere Diagnose möglich.
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