Genetische Disposition im Vordergrund |
01.07.2002 00:00 Uhr |
PZ-Akademie
Die Neurodermitis ist in Deutschland weiter auf dem Vormarsch. Betroffen sind vor allem Kinder. So leiden 10 Prozent der Vorschulkinder unter dem atopischen Ekzem. In der Gesamtbevölkerung sind es nur 3 Prozent.
Neurodermitis ist eine chronisch-entzündliche, juckende Hauterkrankung. Charakteristisch sei eine Barrierestörung der Haut und der Schleimhäute sowie eine Hypereagibilität des Immunsystems. Bei Neurodermitikern ist das Stratum corneum geschädigt, dadurch verliert die Haut zu viel Wasser. Dem Defekt liegt eine Veränderung der Barrierelipide, vor allem des Ceramids zu Grunde.
Ausgelöst werde die Krankheit durch eine Kombination verschiedener Faktoren, erklärte Dr. Christina Schnopp, Assistenzärztin an der technischen Universität in München. Neben der genetischen Disposition sind auch spezifische und unspezifische Provokationsfaktoren, sowie Mikroben und Viren für den Ausbruch der Krankheit mitverantwortlich.
Von erheblicher Bedeutung ist die Familienanamnese. Etwa 60 bis 70 der Neurodermitiker haben einen Angehörigen ersten Grades, der ebenfalls an der Krankheit leidet. Dabei steigt das Risiko, wenn die Mutter betroffen ist. Bislang können Wissenschaftler dies allerdings noch nicht erklären.
Schnopp stellte klar, dass die Allergie zwar häufig, aber nicht immer ein Symptom der Neurodermitis ist. Die Referentin betone auch, dass die Allergie bei Neurodermitikern immer nur eine Folge der Atopie ist, nie der Auslöser.
Zu den unspezifischen Provokationsfaktoren, die für alle Neurodermitiker relevant sind, gehören hartes Wasser, Schweiß und Wolle. Hinzu kommen individuelle spezifische Provokatoren. Sie verändern sich mit steigendem Lebensalter. Bei Säuglingen und Kleinkindern spielen Grundnahrungsmittel wie Kuhmilch, Eier oder Soja eine entscheidende Rolle. Später verschwinden die Nahrungsmittelallergien, dafür treten Sensibilisierungen gegenüber Hausstaubmilben, Tierhaaren oder Pollen auf. Erwachsene Neurodermitiker reagieren häufig auf Aeroallergene und bestimmte pollenassoziierte Nahrungsmittel.
In der Regel sei die Karenz die beste Strategie zur Vermeidung von Hautirritationen, erklärte Schnopp. Prävention sei dagegen nicht möglich. Die Reaktion werde nicht durch das Allergen induziert. Die Hypersensibilität entstehe nicht durch den Kontakt mit den Provokatoren, sondern vorher.
Die wichtigsten tierischen Provokatoren sind laut Schnopp Katzen und Hausstaubmilben, die den Betroffenen vor allem im Erwachsenenalter Probleme bereiten. In diesen Fällen ist strikte Karenz die beste Therapie. Bei Milben sollten Kranke wissen, dass diese fast ausschließlich in der Matratze des Bettes leben. Ein milbendichtes Bettuch sei deshalb die wichtigste Maßnahme, den unerwünschten Kontakt mit den Gliederfüßern zu verhindern. Bei kleinern Kindern kommen auch Stofftiere als Milben-Refugium in Frage. Schnopp empfiehlt hier, die Teddys einmal im Monat für eine Nacht ins Tiefkühlfach zu legen. Dies reiche aus, um sie von den Milben zu befreien.
Neben einer konsequenten Basistherapie zur Verbesserung der Barrierefunktion der Haut und einer antientzündlichen Therapie, empfiehlt Schnopp, die allergischen und nicht-allergischen Provokationsfaktoren abzuklären. Dann sollten langfristige Strategien erarbeitet werden, wie den relevanten Substanzen aus dem Weg gegangen werden kann.
© 2002 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de