Prophylaxe geht vor Therapie |
22.11.1999 00:00 Uhr |
ANTIEMESE
Vor rund neun Jahren kam der erste 5-HT3-Rezeptorantagonist auf den Markt. Sehr schnell entwickelte sich Ondansetron zum Goldstandard der antiemetischen Behandlung bei einer Chemotherapie. Als schnell auflösende Schmelztablette steht es auch für Krebspatienten mit Schluckbeschwerden zur Verfügung.
Wird das akute und verzögerte Erbrechen nach Zytostatika-Gabe vermieden, verbessert dies nicht nur momentan das Befinden des Patienten. Es verhindert auch das antizipatorische Erbrechen vor der nächsten Therapierunde, das durch gebahnte Reflexe entsteht. Daher muss die Prophylaxe vor der ersten Chemotherapie beginnen und sich nach deren emetogenem Potential richten, betonte Professor Dr. Hans-Joachim Schmoll vom Zentrum für Innere Medizin der Universität Halle bei einem Presseseminar von GlaxoWellcome in München. Bei intravenöser Gabe des Krebsmedikaments empfiehlt er auch das Antiemetikum intravenös zu applizieren. Wird das Zytostatikum peroral verabreicht, sollte der Patient auch die Begleitmedikation schlucken.
Die wirksamste Kombination gegen akutes Erbrechen sind ein 5-HT3-Antagonist ("Setron") plus Dexamethason. Damit können etwa 80 Prozent der Patienten gut behandelt werden, ergänzte Dr. Nobert Walter Marschner, der in Freiburg eine onkologische Schwerpunktpraxis betreibt. Die Kombination empfiehlt Schmoll bei hoch bis mäßig emetogenen Therapieschemata. Bei gering emetogener Therapie genügt eine Substanz: Metoclopramid oder ein Setron beziehungsweise ein Glucocorticoid. Obligat ist die Prophylaxe des verzögerten Erbrechens, das bis zu fünf Tage nach der Krebstherapie einsetzen kann. Hier sind Setrone nicht deutlich wirksamer als Metoclopramid und/oder Dexamethason.
Seit Anfang des Jahres ist Ondansetron auch als Lingualtablette im Handel. Dieses galenische Prinzip nutzte man bereits bei anderen Wirkstoffen. Das als Plättchen verpresste Lyophilisat löst sich in Feuchtigkeit wie zum Beispiel Speichel in wenigen Sekunden auf. Davon profitieren Patienten mit Schluckbeschwerden, erklärte Marschner: bei HNO-Tumoren oder mechanischen Stenosen, Mundschleimhautläsionen, Stomatitis oder wenn dem Patienten bereits übel ist.
In einer laufenden Anwendungsbeobachtung erhielten rund 1400 Patienten Ondansetron Lingualtabletten (Zofran-Zydis®). Etwa die Hälfte bekam zusätzlich Dexamethason und 25 Prozent ein weiteres Antiemetikum. 83 Prozent aller Patienten erbrachen maximal zweimal pro Tag (major response) und 44 Prozent mussten sich nicht mehr übergeben (complete response). 85 Prozent der Patienten bevorzugten die schnell auflösende Form gegenüber der herkömmlichen Ondansetron-Filmtablette.
© 1999 GOVI-Verlag
E-Mail: redaktion@govi.de