Phagro-Vorsitzender sucht in Skonto-Frage den Schulterschluss |
| Cornelia Dölger |
| 09.10.2024 10:54 Uhr |
»Niemand kann Apotheken und Großhandel zwingen, sich unwirtschaftlich zu verhalten, erst recht nicht die Politik«, betonte Marcus Freitag, Vorsitzender des Großhandelsverbands Phagro. / © PZ/Alois Müller
Um Rückendeckung für den Großhandel warb der Phagro-Vorsitzende in puncto Skonti. Großhandel und Apotheken dürften sich in der Frage »nicht auseinandertreiben lassen«, so sein Appell. Tatsächlich sind die Positionen in dieser Frage konträr. Weil die Apotheken durch das Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) Beschränkungen beim Rx-Einkauf haben und erhebliche wirtschaftliche Einbußen hinnehmen müssen, wollen sie den Status ante quo zurück. Der BGH hatte im Februar entschieden, dass Skonti mit Rabatten gleichzusetzen und demnach auf 3,15 Prozent der Großhandelsmarge zu deckeln sind.
Der Großhandel hingegen profitiert von dem Richterspruch und zieht seitdem bei den Einkaufskonditionen die Zügel an. Anders als die Apotheken lehnt er die Pläne des Bundesgesundheitsministerium (BMG) ab, nach denen »handelsübliche Skonti« wieder zulässig sein sollen. Im jüngsten Entwurf zum Apotheken-Reformgesetz (ApoRG) findet sich ein entsprechender Passus.
Dagegen wehrt sich der Großhandel und hat sogar ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die Verfassungswidrigkeit der Regelung belegen soll. In dieser Gemengelage erscheint ein Appell zur Geschlossenheit also angemessen.
Freitag fand dennoch für den Standpunkt seiner Branche klare Worte. Der Großhandel werde »nicht zustimmen können, wenn der Gesetzgeber einen Zustand ermöglichen will, der die Großhandelsspanne korrumpiert und den der Bundesgerichtshof als Unrecht erkannt hat«, kündigte er an. Falls dies wie derzeit vorgesehen umgesetzt werde, sei die Vollversorgung in Gefahr.
Veränderungen an der Arzneimittelpreisverordnung dürften nicht einseitig zulasten eines Handelspartners gehen, betonte der Verbandschef. Es gelte zusammenzustehen und der Politik »vernünftige Handlungsoptionen« aufzuzeigen. Freitag betonte: »Niemand kann Apotheken und Großhandel zwingen, sich unwirtschaftlich zu verhalten, erst recht nicht die Politik.«
Auch beim Thema ungleiche Wettbewerbsbedingungen müssten Apotheken und Großhandel gemeinsam Ansprüche an die Politik formulieren. Im Visier hatte der Phagro-Vorsitzende dabei den Versandhandel. Indem dieser bei Lager- und Transportbedingungen ohne jede Kontrolle durchkomme, würden »die Vorgaben zur Arzneimittel- und Patientensicherheit zur Makulatur und die Gesundheit der Patienten auf dem Altar der Versandverliebtheit der Bundesregierung geopfert«.
Niemand versorge Patienten schneller und sicherer als öffentliche Apotheken – daran dürfe kein Zweifel aufkommen, auch wenn der Versandhandel mit hohen Medienbudgets insbesondere um Chroniker werbe. Apotheken und Großhandel müssten hier selbstbewusst auftreten. Freitag betonte: »Nur wer über unseren gemeinsamen Vertriebsweg bestellt, hat die volle Sicherheit.«