Personalisierung der Therapie schreitet voran |
Annette Rößler |
02.06.2021 13:14 Uhr |
»Zur antithrombotischen Therapie ist ASS mit 75 bis 100 mg täglich in der Sekundärprävention gesetzt«, sagte Trenk. Bei ASS-Unverträglichkeit stelle Clopidogrel 75 mg einmal täglich eine Alternative dar. Die duale Plättchenhemmung, also die Kombination von ASS mit einem P2Y12-Antagonisten wie Clopidogrel, Prasugrel oder Ticagrelor habe sich in mehreren Metaanalysen in der Sekundärprävention als vorteilhaft in Bezug auf kardiovaskuläre Todesfälle, Herzinfarkte und Schlaganfälle erwiesen. »Wir erkaufen uns diesen Vorteil aber durch vermehrte Blutungen«, sagte Trenk.
Bezogen auf die Gesamtmortaliät stehe somit unter dem Strich kein Vorteil, sondern ein neutraler Effekt einer verlängerten dualen Plättchenhemmung. »Bei der Entscheidung über Intensität und Dauer der antithrombotischen Therapie müssen daher das ischämische Risiko und das Blutungsrisiko bei jedem Patienten individuell gegeneinander abgewogen werden«, betonte Trenk. Um das Risiko für gastrointestinale Blutungen zu senken, gebe es bei entsprechend disponierten Patienten eine 1A-Empfehlung für den Einsatz von Protonenpumpenhemmern.
Professor Dr. Dietmar Trenk ist gerne und häufig gesehener Referent der Pharmacon-Kongresse. / Foto: PZ/Alois Müller
Eine mögliche Alternative sei eventuell, statt eines P2Y12-Antagonisten einen niedrig dosierten direkten Faktor-Xa-Inhibitor zu ASS hinzuzunehmen. Dies habe die COMPASS-Studie gezeigt, in der Rivaroxaban in der Dosierung zweimal täglich 2,5 mg zusammen mit ASS sowohl bezüglich der ischämischen Ereignisse als auch im Endpunkt Gesamtmortalität besser abgeschnitten habe als ASS allein (»New England Journal of Medicine« 2017, DOI: 10.1056/NEJMoa1709118). Allerdings waren auch hier die Blutungen unter der Kombination erhöht. »Das ist ein interessantes Konzept, das aber in der Breite noch nicht viel eingesetzt wird, weil es bislang nur eine Studie gibt«, berichtete Trenk.
Die dritte Säule der Pharmakotherapie bei KHK ist die Lipidsenkung. Hier gebe es jetzt stringentere Zielwerte für das LDL-Cholesterol. Die Basis-Statintherapie soll laut Leitlinie bei Nicht-Erreichen des Zielwerts zunächst mit Ezetimib und dann auch mit einem PCSK9-Inhibitor eskaliert werden.