| Carolin Lang |
| 16.02.2024 07:00 Uhr |
Der Name »polyzystisches Ovarsyndrom« rührt vom sonografischen Nachweis kleiner Follikel im Ovar, die irrtümlich als Zysten deklariert wurden. / Foto: Getty Images/Klaus Vedfelt
Mit einer Prävalenz von 10 bis 15 Prozent ist PCOS die häufigste endokrinologische Erkrankung bei Frauen im fertilen Alter. Sie ist durch einen Überschuss an männlichen Sexualhormonen charakterisiert. Symptome können äußerlich, etwa durch ein männliches Behaarungsmuster, Haarausfall oder Akne, sowie innerlich in Form von Zyklusstörungen, Sub- oder Infertilität sowie Insulinresistenz auftreten. Das Krankheitsbild wird mit einem erhöhten Risiko für psychische Erkrankungen wie depressive Störungen in Verbindung gebracht.
Zum Suizidrisiko bei Personen mit PCOS sei die Evidenz bislang jedoch begrenzt, heißt es in der taiwanesischen Publikation, die kürzlich im Fachjournal »Annals of Internal Medicine« erschien. Eine Arbeitsgruppe am Taipei Veterans General Hospital in Taiwan hat daher Daten aus einer landesweiten Datenbank zu 18.960 Frauen, bei denen zwischen 1997 und 2012 PCOS diagnostiziert wurde, hinsichtlich des Suizidrisikos analysiert. Dazu hat sie die Anzahl der Suizidversuche bis Ende 2013 mit der in einer Kontrollgruppe aus 189.600 Frauen verglichen. Durchschnittsalter, psychiatrische Begleiterkrankungen und Einkommen waren an die PCOS-Patientinnen angepasst.
Die Arbeitsgruppe stellte fest, dass das Risiko für einen Suizidversuch bei Frauen mit PCOS-Diagnose im Vergleich zur Kontrollgruppe 8,47-fach erhöht war. Das erhöhte Risiko zeigte sich in allen Altersgruppen, also sowohl bei den unter 20-Jährigen (Hazard Ratio 5,38) als auch bei den über 20-Jährigen (Hazard Ratio 8,72). Am höchsten war das Risiko in der Subgruppe der 20- bis <40-Järhigen (Hazard Ratio 9,15).
»Diese Studie unterstreicht das erhöhte Risiko für Suizidversuche bei Personen mit PCOS«, resümiert die Arbeitsgruppe. Sie zeige, wie wichtig eine routinemäßige Überwachung der psychischen Gesundheit Betroffener sei.
Als mögliche Gründe für den beobachteten Zusammenhang führen die Autoren an, dass sowohl Hormonschwankungen als auch äußerliche Symptome und Stigmatisierung das emotionale Wohlbefinden beeinträchtigen könnten. Probleme mit der Fertilität könnten psychische Probleme noch verstärken. Künftige Studien sollten diese Zusammenhänge weiter untersuchen, heißt es abschließend.
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