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Kammer Schleswig-Holstein

»Patienteninteressen oder Großkapital?«

Auf der gestrigen Kammerversammlung in Kiel hat Kammerpräsident Kai Christiansen ABDA-Präsident Friedemann Schmidt begrüßt. Wie am Vormittag bei der Kammerversammlung in Münster sah Schmidt sich mit streckenweiser heftiger Kritik der schleswig-holsteinischen Apotheker und Apothekerinnen an der Arbeit ihrer Dachorganisation konfrontiert.
Christiane Berg
29.11.2018  10:32 Uhr

»Die Stimmung unter den Kollegen ist schlecht. Die Verunsicherung im Land ist riesig und steigt mit jedem Monat. Wir fühlen uns nicht mitgenommen«, betonte Ulrich Ströh, der wie weitere Mitglieder der Kammerversammlung die »Trägheit und mangelnde Transparenz« der ABDA beklagte. Diese scheine »in stürmischer See ohne Logbuch« unterwegs zu sein.

»Wir haben das Gefühl, wir werden abgespeist«: Insbesondere nach der für viele Apotheker enttäuschenden Rede von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) beim Apothekertag in München hätten sich die Kollegen an der Basis mehr Kommunikation zum Zwischenstand der politischen Debatte und Einbezug seitens der ABDA in die Diskussionen zur Zukunft der Apotheke gewünscht. Der Informationsfluss sei jedoch weiterhin spärlich geblieben.

»Niemand sollte glauben, dass nicht alles, was wir tun, genau überlegt und mit den verantwortlichen ABDA-Gremien abgestimmt ist. Wir arbeiten immer auf Basis der entsprechenden Beschlusslage«, entgegnete Schmidt. Er betonte, dass Politik als »Machtprozess und Prozess von Gelegenheiten, der nur zu oft Umwege mit sich bringt«, per se größte Diskretion erfordert. »Lobbying lebt vom Vertrauen in Gesprächspartner, was Schweigen häufig unumgänglich macht«, konstatierte er.

Schmidt betonte, dass die ABDA als »Verband der Verbände« die direkte Beziehung und somit direkte Kommunikation zwischen dem Dachverband und dem einzelnen Apotheker nicht vorsieht. Es sei Sache der Mitgliedsorganisationen, sprich: Kammern und Verbände, diese Beziehung zu pflegen und die entsprechende Kommunikation zu führen. Nicht zuletzt divergierende Interessen innerhalb des Berufsstandes, so Schmidt, erschweren die ABDA-Arbeit. Diese habe jedoch »deutliche Leitplanken und sei keinesfalls ohne Seekarte unterwegs«.

Hohe Erwartungen an Spahn-Besuch

Spahn hat seinen Besuch für die ABDA-Mitgliederversammlung am 11. Dezember angekündigt. Schmidt machte deutlich, dass er Diskussionen unter anderem zu den Themenfeldern Apothekenhonorar und 2htm-Gutachten, Vergütung pharmazeutischer Dienstleistungen, Telepharmazie, Digitalisierung und eRezept sowie Sicherung des pharmazeutischen Nachwuchs und Struktur und Finanzierung des Nacht- und Notdienstfonds erwarte. Auch um Organisation der Arzneimitteltherapiesicherheit, Begleitung Pflegebedürftiger durch Apotheker und die Definition des Botendienstes solle es gehen.


Einmal mehr unterstrich er, dass die ABDA – auch wenn sie das »juristisch mögliche, jedoch politisch nicht gewollte« Rx-Versandverbot nach wie vor als einzig effektive Maßnahme bewerte – mit Spahn über alternative Maßnahmen zur Sicherung der Arzneimittelversorgung bei Erhalt beziehungsweise Schaffung bewährter Strukturen sprechen wolle.

Keinesfalls werde sich die ABDA das Rx-Versandverbot »abkaufen« lassen, entgegnete Schmidt auf die Warnung von Ströh vor einem »Ablasshandel«. »Von einem Ablasshandel kann keineswegs die Rede sein, allemal, da ich Ihnen nicht das Paradies versprechen kann«, erwiderte er. »Wir dürfen uns jedoch durch Konzentration auf das Rx-Versandverbot nicht länger selbst blockieren. Die politische Situation hat sich zwischenzeitlich deutlich verändert. Andere Themen sind wichtiger«, so der ABDA-Präsident, der von tiefgreifenden und dramatischen Veränderungen in den kommenden Jahren sprach.

»Es geht tatsächlich um nicht weniger als die Zukunft der deutschen Vor-Ort-Apotheke«, so hatte zuvor Christiansen in seinem Bericht zur Lage deutlich gemacht. »In diesen Tagen wird entschieden, ob die Arzneimittel-Versorgung der Bevölkerung weiterhin im Verantwortungsbereich mittelständischer Betriebe wie den Apotheken liegen oder aber den Interessen von Business, Fremdkapital und Aktionären folgen soll.«

Spahn habe sich auf dem Apothekertag offen für Gespräche und »große Schritte« gezeigt. Die Apotheker seien dazu bereit, würden aber auch an ihrer Forderung nach Gleichpreisigkeit und sicheren Rahmenbedingungen festhalten, so Christiansen. »Die Politik muss sich entscheiden: Steht sie hinter uns und den Patienten oder steht sie hinter dem Großkapital?«

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