Patienten erwarten Engpass-Lösung in 24 Stunden |
Cornelia Dölger |
05.12.2024 12:15 Uhr |
Laut der Erhebung im Auftrag des Phagro erwarten die Kunden schnelle Lösungen für Lieferengpässe. / © ABDA
Die Interessen in der Skonto-Problematik liegen für Apotheken und Großhandel auseinander. Während der Großhandel das Urteil des Bundesgerichtshofs (BGH) vom vergangenen Februar begrüßte, nach dem Skonti beim Rx-Einkauf gedeckelt werden müssen, stieß die Entscheidung bei den Apotheken auf erheblichen Widerstand. Sie müssen seitdem empfindliche Einbußen im Betriebsergebnis hinnehmen und sprechen von erheblichen wirtschaftlichen Flurschaden.
Für den Großhandel bedeutet der Richterspruch vor allem Rechtssicherheit; entsprechend wohlwollend reagierte der Bundesverband des pharmazeutischen Großhandels (Phagro) auf das Urteil aus Karlsruhe. Auch heute bekräftigte Phagro-Co-Geschäftsführer Thomas Porstner, dass den Schlussfolgerung des BGH zur Großhandelsvergütung nachzukommen sei. Das Gericht hatte in seiner Urteilsbegründung klargestellt, dass für die Vergütung der Partner in der Lieferkette die Arzneimittelpreisverordnung (AMPreisV) das Instrument sei – nicht aber der Eingriff in den Leistungsbereich eines anderen Marktpartners. Er betonte, die gesetzliche Großhandelsvergütung dürfe »nicht untergraben werden«.
Gleichzeitig appellierte Porstner an den Schulterschluss zwischen Großhandel und Apotheken, wie ihn auch der Phagro-Vorstandsvorsitzende Marcus Freitag beim zurückliegenden Apothekertag gefordert hatte. Die Politik habe versucht, Apotheken und Großhandel in der Skontofrage »auseinanderzudivieren«, so Porstner bei der Pressekonferenz. Das dürfe nicht gelingen. Vielmehr brauche es eine politische Moderation, so Porstner. Der Großhandel habe »Respekt« vor den Forderungen der Apotheken. Die Politik müsse ein Forum eröffnen, um Lösungen in beiderseitigem Interesse zu finden, so Porstner, ohne Details zu nennen.
Laut den Ergebnisse einer repräsentativen Forsa-Umfrage zu Lieferengpässen ist Medikamentenmangel ein gravierendes Problem für die Patientinnen und Patienten. Demnach hat jeder Zweite selbst oder im engsten Familienkreis bereits Erfahrungen mit Medikamentenmangel gemacht. Die Krankenkassen halten entgegen, die aktuelle Lage sei unproblematisch, weil nur ein Prozent aller Arzneimittel betroffen sei.
»Dieses Argument geht am Erleben der Menschen in Deutschland vorbei«, betonten die Phagro-Geschäftsführer Michael Dammann und Thomas Porstner. Die tatsächliche Betroffenheit sei groß – und damit auch die Erwartungen an die Politik, das Problem zu lösen.
Tatsächlich sind demnach 92 Prozent der Befragten der Meinung, die Politik müsse mehr gegen Lieferengpässe tun. Etwa gleich viele sehen die Verfügbarkeit von Arzneimitteln als Gradmesser für die Qualität des deutschen Gesundheitssystems. Mehr als 80 Prozent der Befragten erwarten, dass ein nicht-verfügbares Arzneimittel binnen 24 Stunden bestellt und geliefert werden kann.