Pharmazeutische Zeitung online
Mikrobiom-Forschung

Parkinson als Folge einer Darminfektion?

Wäre es möglich, dass bereits eine milde Darminfektion unter bestimmten Umständen ein Trigger für die Entwicklung einer Parkinson-Krankheit sein könnte? So könnten sich die Ergebnisse von Experimenten interpretieren lassen, über die Wissenschaftler der Universität Montreal berichten.
Theo Dingermann
19.07.2019  12:22 Uhr

»Könnte die Parkinson-Krankheit Jahre vor dem Auftreten von Symptomen durch eine Darminfektion ausgelöst werden?« So lautet die ein wenig verkürzte Überschrift einer Arbeit, die jetzt in »Nature« publiziert wurde. Allerdings besteht zunächst kein Grund zur Sorge. Nicht jedes Grummeln im Bauch muss ein Anstoß für die Entwicklung einer Parkinson-Krankheit sein. Dennoch lässt die Studie aufhorchen.

Die kanadischen Wissenschaftler führten ihre Studien mit Mäusen durch, denen das Gen für die PTEN-induzierte Kinase 1 (PINK1) fehlt. Dieses Enzym steht schon seit längerem im Fokus der Erforschung der Parkinson-Krankheit. Es besitzt eine große Bedeutung für bestimmte Funktionen der Mitochondrien. Und tatsächlich wird angenommen, dass eine mitochondriale Dysfunktion und Entzündungen Schlüsselrollen bei der Entstehung der Parkinson-Krankheit einnehmen.

Es ist unter Wissenschaftlern bekannt, dass das PINK1-Enzym Zellen vor stress-induzierter Apoptose schützt. Zudem beeinflusst die Kinase die Zellatmung und Calcium-abhängige Signalwege. Außerdem ist sie wichtig für Mitophagie, die Teilung und Verschmelzung der Mitochondrien. Weiterhin scheint PINK1 eine neuroprotektive Funktion dadurch zu entfalten, dass es zwei mitochondriale Chaperone, also Hilfsproteine für die Proteinfaltung, phosphoryliert und damit die korrekte Ausbildung der dreidimensionalen Struktur mitochondrialer Proteine kontrolliert.

Die Forschergruppe der Universität Montreal demonstrierte nun, dass in sogenannten Pink1-/--Mäusen, also Maus-Mutanten, die kein funktionsfähiges PINK1-Enzym bilden können, eine Darminfektion zu einer Überstimulation des Immunsystems führt. Es wurde eine Autoimmunreaktion ausgelöst, durch die dopaminerge Neurone im Gehirn abtötet wurden. Wieder einmal zeigt sich in diesem recht einfachen Experiment die Bedeutung der so genannten Darm-Hirn-Achse. Und in diesem Fall war diese Verbindung an der Entstehung von Parkinson-ähnlichen Symptomen beteiligt.

Natürlich sind weitere Forschungen erforderlich, um den Mechanismus, die Relevanz und die Auswirkungen dieser Befunde auf die menschliche Erkrankung zu verstehen. Dennoch liefern die Daten der kanadischen Forscher wichtige Hinweise darauf, dass eine Autoimmunreaktion an der Ätiologie der Parkinson-Krankheit beteiligt sein kann. Dies ist vor allem dann der Fall, wenn die schützenden Funktionen von PINK1 fehlen und das System durch eine bereits leichte Darminfektion gestresst wird.

Beim Menschen sind etwa 10 Prozent der Parkinson-Erkrankungen auf Mutationen in den Genen für PINK1-Kinase und Parkin zurückzuführen. Andererseits bleiben Pink1-/-- oder Prkn-/--Mäuse im Allgemeinen gesund und entwickeln keine motorischen Symptome einer Parkinson-Krankheit. Daher ist es wahrscheinlich, dass andere Faktoren als der Funktionsverlust dieser Proteine die Pathophysiologie der Parkinson-Krankheit auslösen. Ein solcher Faktor könnte eine milde bakterielle Darminfektion sein. Zudem stützen die Ergebnisse dieser Arbeit die Hypothese, dass PINK1 ein Repressor des Immunsystems ist und dass dieses Enzym auch als Ziel für therapeutische Interventionen in Frage kommen könnte. Auch bei Depressionen wird ein Zusammenhang mit der Zusammensetzung des Darmmikrobioms vermutet.

Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
Die experimentelle KI
von PZ und PTA-Forum
 
FAQ
SENDEN
Wie kann man die CAR-T-Zelltherapie einfach erklären?
Warum gibt es keinen Impfstoff gegen HIV?
Was hat der BGH im Fall von AvP entschieden?
GESAMTER ZEITRAUM
3 JAHRE
1 JAHR
SENDEN
IHRE FRAGE WIRD BEARBEITET ...
UNSERE ANTWORT
QUELLEN
22.01.2023 – Fehlende Evidenz?
LAV Niedersachsen sieht Verbesserungsbedarf
» ... Frag die KI ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln. ... «
Ihr Feedback
War diese Antwort für Sie hilfreich?
 
 
FEEDBACK SENDEN
FAQ
Was ist »Frag die KI«?
»Frag die KI« ist ein experimentelles Angebot der Pharmazeutischen Zeitung. Es nutzt Künstliche Intelligenz, um Fragen zu Themen der Branche zu beantworten. Die Antworten basieren auf dem Artikelarchiv der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums. Die durch die KI generierten Antworten sind mit Links zu den Originalartikeln der Pharmazeutischen Zeitung und des PTA-Forums versehen, in denen mehr Informationen zu finden sind. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung verfolgt in ihren Artikeln das Ziel, kompetent, seriös, umfassend und zeitnah über berufspolitische und gesundheitspolitische Entwicklungen, relevante Entwicklungen in der pharmazeutischen Forschung sowie den aktuellen Stand der pharmazeutischen Praxis zu informieren.
Was sollte ich bei den Fragen beachten?
Damit die KI die besten und hilfreichsten Antworten geben kann, sollten verschiedene Tipps beachtet werden. Die Frage sollte möglichst präzise gestellt werden. Denn je genauer die Frage formuliert ist, desto zielgerichteter kann die KI antworten. Vollständige Sätze erhöhen die Wahrscheinlichkeit einer guten Antwort.
Wie nutze ich den Zeitfilter?
Damit die KI sich bei ihrer Antwort auf aktuelle Beiträge beschränkt, kann die Suche zeitlich eingegrenzt werden. Artikel, die älter als sieben Jahre sind, werden derzeit nicht berücksichtigt.
Sind die Ergebnisse der KI-Fragen durchweg korrekt?
Die KI kann nicht auf jede Frage eine Antwort liefern. Wenn die Frage ein Thema betrifft, zu dem wir keine Artikel veröffentlicht haben, wird die KI dies in ihrer Antwort entsprechend mitteilen. Es besteht zudem eine Wahrscheinlichkeit, dass die Antwort unvollständig, veraltet oder falsch sein kann. Die Redaktion der Pharmazeutischen Zeitung übernimmt keine Verantwortung für die Richtigkeit der KI-Antworten.
Werden meine Daten gespeichert oder verarbeitet?
Wir nutzen gestellte Fragen und Feedback ausschließlich zur Generierung einer Antwort innerhalb unserer Anwendung und zur Verbesserung der Qualität zukünftiger Ergebnisse. Dabei werden keine zusätzlichen personenbezogenen Daten erfasst oder gespeichert.

Mehr von Avoxa