»Papier versorgt keine Patienten« |
Lukas Brockfeld |
27.06.2025 10:30 Uhr |
Das Ziel sei neben der Stärkung der bestehenden Apotheken auch eine Weiterentwicklung des Berufs. »Die Apotheke der Zukunft wird nicht einfach eine Kopie der Vergangenheit sein. Sie wird digitaler, interprofessioneller und verantwortungsvoller sein«, erklärte der BAK-Präsident. Pharmazeutische Dienstleistungen, Medikationsanalysen und Gesundheitsberatungen sollten zu Kernaufgaben der Apotheken werden.
»Wir erwarten nichts, was wir nicht selbst bereit sind zu leisten. Aber wir erwarten, dass man uns dabei nicht alleine lässt und dass man mit uns spricht«, stellte der BAK-Präsident klar. Dazu brauche es neben dem Handeln der Bundespolitik auch den berufsständigen Zusammenhalt. »Der Wandel wird nur gelingen, wenn wir ihn als Kammer mitgestalten«, so Armin Hoffmann abschließend.
Auch Georg Engel, Präsident der Apothekerkammer Mecklenburg-Vorpommern, sprach in seinem Bericht über den neuen Koalitionsvertrag. »Die Bundestagswahl hat die Position der Apotheken formal massiv verbessert. Wir stehen in einem Umfang im Koalitionsvertrag, wie das noch nie vorher der Fall war. Jetzt müssen wir auf allen Ebenen am Ball bleiben, damit das, was versprochen wurde, auch zu Projekten wird, die uns weiterhelfen«, so Engel.
Dabei sei eine wichtige Frage, welche zusätzlichen Aufgaben die Apotheken in Zukunft übernehmen können. Die Kammer habe dazu in den letzten Monaten immer wieder das Gespräch mit der Politik gesucht. Auch die neue Spitze der ABDA-Spitze könne die Anliegen der Apotheken voranbringen. »Ich glaube, dass wir jetzt eine schlagkräftige Truppe in Berlin haben, die unsere Interessen auf Bundesebene vertritt und die Chancen zur Gestaltung im Rahmen der neuen Bundesregierung sicherlich zu nutzen weiß«, sagte der Kammerpräsident.
Doch am Mittwoch wurde nicht nur über die große Bundespolitik gesprochen. Die Kammerversammlung beschloss unter anderem eine neue Notdienstrichtlinie, die die Verteilung der Notdienste anhand von Geodaten regelt. Die neue Software soll ab dem 1. Januar 2026 eingesetzt werden. Schon im November 2024 hatte die Kammer sich grundsätzlich für ein solches System ausgesprochen. In mehreren Bundesländern wie Bayern und Hessen werden bereits ähnliche Verfahren eingesetzt.
Das neue System soll viele Vorteile bieten. So wird die maximale Dienstbelastung pro Apotheke von 77 auf 40 sinken. Insgesamt wird die Zahl der in Mecklenburg-Vorpommern geleisteten Volldienste von 9394 (2024) auf 8795 (2026) sinken. Das vollständig digitale System soll außerdem die Notdienstzeiten für alle Apotheken vereinheitlichen, die Teilnotdienste leisten. Gleichzeitig wird sich die Zahl der Teilnotdienste, die in Mecklenburg-Vorpommern besonders hoch ist, künftig deutlich reduzieren.
Auf der Kammerversammlung wurde außerdem Jochen Wenzel vorgestellt, der seit dem 1. April 2025 die Nachwuchsarbeit der Apothekerkammer und des Apothekerverbands koordiniert. Wenzel soll künftig die Sichtbarkeit der Apothekenberufe erhöhen und beispielsweise auf Berufsmessen und in den sozialen Medien aktiv sein. Sein erklärtes Ziel ist es, mehr junge Leute für pharmazeutische Berufe zu begeistern und die Zahl der Bewerberinnen und Bewerber an den PTA- und PKA-Schulen zu erhöhen.
Wenzel hat bereits den »Tag der offenen Apotheke« mit organisiert, der am 16. Juli erstmals stattfindet und an dem Schülerinnen und Schüler den Arbeitsplatz Apotheke kennenlernen sollen. Der Nachwuchs-Koordinator betonte am Mittwoch, dass er für derartige Aktionen auf die Mithilfe der Apotheken vor Ort angewiesen ist: »Wir können noch so viele Ideen haben. Im Endeffekt sind Sie diejenigen, die diese Ideen auf die Straße bringen«.