| Brigitte M. Gensthaler |
| 20.09.2024 09:00 Uhr |
Doch bislang spielen Demenzpatienten in der deutschen Palliativversorgung offenbar kaum eine Rolle, wie eine Erlanger Forschungsgruppe kürzlich analysierte (DOI: 10.1186/s12904-024-01509-0). Bei rund 69.000 Datensätzen des Nationalen Hospiz- und Palliativregisters von 2009 bis 2021 war nur bei 3,3 Prozent der Patienten (ab 64 Jahren) eine Demenz als Hauptdiagnose verzeichnet. Auf Palliativstationen war dies nur bei 0,8 Prozent der Fall, in stationären Hospizen bei keinem Patienten. Bei Menschen in der SAPV hatten 4,3 Prozent eine Demenz. Zum Vergleich: Die Demenzprävalenz in der Allgemeinbevölkerung ab 65 Jahren liegt bei 8,6 Prozent.
Eventuell werde der palliativmedizinische Bedarf nicht oder zu spät erkannt oder die zuweisenden Ärzte würden zu wenig darauf achten oder die Strukturen der Palliativversorgung zu wenig kennen, vermutet Ostgathe. Auch eingeschränkte Ressourcen könnten ein Grund sein.
Oft lehnten die Kostenträger eine Palliativversorgung bei Demenzpatienten ab. Und schließlich: »Unsere guten Strukturen der Hospizversorgung richten sich ganz überwiegend an Krebspatienten.« Auch die im November 2023 veröffentlichte S3-Leitlinie zu Demenzen enthalte keine Aussagen zur Palliativmedizin, monierte der Experte.
Im häuslichen Bereich sei zunächst eine allgemeine Palliativversorgung angezeigt und der Hausarzt hierfür der wichtigste Ansprechpartner. Dieser könne bei Bedarf auch eine spezialisierte Versorgung beantragen und verordnen. Ziel sei es, dass Menschen bis zum Tod zu Hause bleiben können.