Oxytocin als möglicher Migräne-Modulator |
| Laura Rudolph |
| 18.11.2025 13:30 Uhr |
Die Ärztin ist Teil einer Forschungsgruppe, die selbst den Einfluss des »Kuschelhormons« auf die Migräne untersucht. »Wir haben die Forschungsfrage jedoch etwas anders formuliert: Wenn Oxytocin protektiv wirkt – was passiert dann, wenn wir den Oxytocin-Signalweg blockieren?« Die Hypothese laute, dass es durch die Blockade des entsprechenden Hormonrezeptors zu Migräne kommt – wegen der nachfolgenden Vasodilatation und CGRP-Ausschüttung durch den Wegfall der Oxytocin-Wirkung.
In einer randomisierten, kontrollierten Provokationsstudie im Cross-Over-Design verabreichte das Forschungsteam Frauen und Männern mit Migräne sowie Frauen ohne Migräne den Oxytocinrezeptor-Antagonisten Atosiban beziehungsweise Placebo per Infusion. »Wir haben die Infusion für drei Stunden gegeben. Das ist die Dosis, in der die Oxytocin-Rezeptoren gesättigt sind«, führte die Ärztin aus. Die untersuchten Frauen nahmen zudem alle kontinuierlich hormonelle Kontrazeptiva, »um die anderen Hormone möglichst stabil zu halten.«
Nach der Behandlung untersuchten die Forschenden verschiedene Gefäßparameter, maßen die Konzentration von CGRP und beobachteten, wie häufig es zu Kopfschmerzen kam – wobei die CGRP-Messung aktuell noch nicht abgeschlossen sei.
»Leider war die Studie negativ. Wir konnten feststellen, dass die Oxytocin-Rezeptorblockade über drei Stunden nicht zu Migräne führt.« Die Anzahl der Migräne-Attacken und die Schmerzintensität seien insgesamt sehr gering gewesen, ohne Unterschiede zwischen Atosiban und Placebo.
»Interessanterweise haben wir aber bei den vaskulären Reaktionen doch einige Unterschiede festgestellt zwischen gesunden Frauen und Frauen mit Migräne.« Bei der Blockade von Oxytocin-Rezeptoren erwarte man eine Gefäßverengung. »Das passiert auch – aber nur bei den gesunden Kontrollpersonen; bei Migränepatienten überhaupt nicht.« Außerdem habe bei den gesunden Frauen die Blutflussgeschwindigkeit in der Arteria cerebri media kompensatorisch zugenommen. »Bei Patienten mit Migräne war das eher umgekehrt.«