Organspezifische biologische Alternsuhren identifiziert |
Theo Dingermann |
29.12.2023 15:00 Uhr |
Die Ergebnisse der umfangreichen Analysen sind bemerkenswert. Zunächst zeigte sich, dass die identifizierten Alterungsproteine für Proteine angereichert waren, die mit Entzündung, Immunantwort, extrazellulärer Matrix, Blutgerinnung, Komplementsystem, Lipidstoffwechsel und Zelladhäsion zusammenhängen. Diese Alterungsproteine bilden offensichtlich ein dichtes Interaktionsnetzwerk aus funktionell miteinander verbundenen Proteinen. Diese Proteine wurden reproduzierbar in den untersuchten Kohorten identifiziert, auch bezogen auf die Organspezifität. Zudem ließ sich für die Alterungsproteine auch eine Korrelation mit der Mortalität, der Multimorbidität, der körperlichen und kognitiven Funktion und der Lebensspanne der Teilnehmer zeigen.
Bei fast 20 Prozent der Bevölkerung identifizierten die Forschenden ein stark beschleunigtes Altern eines einzelnen Organs. Etwa 1,7 Prozent der Studienteilnehmer wurden als »Multiorgan-Ager«, das heißt als Personen identifiziert, bei denen mehrere Organe von einem zu schnellen Altern betroffen sind. Die beschleunigte Organalterung führt zu einem um 20 bis 50 Prozent höheren Sterberisiko, zudem ist sie mit organspezifischen Erkrankungen assoziiert.
Bei etwa 2 Prozent der Studienteilnehmer zeigte sich etwa eine beschleunigte Herzalterung. Bei diesen Personen unterschieden sich die Blutproteinspiegel erheblich von denen anderer Menschen gleichen Alters. Die Autoren leiteten aus ihren Daten ab, dass ein vorzeitig gealtertes Herz mit einem um 250 Prozent erhöhten Risiko für Herzinsuffizienz verbunden war.
Auf Basis einer speziellen Kohorte für Demenzpatienten ließ sich zeigen, dass eine beschleunigte Gehirn- und Gefäßalterung das Fortschreiten der Alzheimer-Krankheit (AD) ähnlich exakt wie der Biomarker Plasma-pTau-181 vorhersagen ließ. Durch die Vermessung der für das Gehirn spezifischen Proteine werden Parameter für Gefäßverkalkung, Veränderungen der extrazellulären Matrix sowie die Ausscheidung synaptischer Proteine mit einem frühen kognitiven Verfall in Verbindung gebracht. Daraus ergibt sich eine einfache und interpretierbare Methode, um beispielsweise die Alterung von Organen anhand von Plasmaproteomikdaten zu untersuchen und Krankheiten und Alterungseffekte vorherzusagen.