Orales Antiestrogen bei Brustkrebs |
Kerstin A. Gräfe |
07.12.2023 07:00 Uhr |
Die Zulassung basiert auf den Daten der Phase-III-Studie EMERALD. In der offenen, aktiv-kontrollierten Studie erhielten 478 Patienten randomisiert entweder täglich 345 mg Elacestrant oder eine Standardbehandlung (SoC), das heißt eine endokrine Monotherapie nach Wahl des Prüfarztes. Unter den Teilnehmenden wiesen 228 Patienten (47,7 Prozent) bei Studienbeginn eine ESR1-Mutation auf (115 dieser Patienten wurden zu Elacestrant und 113 Patienten zur SoC randomisiert). Der primäre Wirksamkeitsendpunkt war das progressionsfreie Überleben (PFS) in der gesamten Patientenpopulation und bei Patienten mit ESR1-Mutationen.
Elacestrant erzielte in beiden Gruppen einen statistisch signifikanten Vorteil: Bezogen auf die Gesamtpopulation zeigte sich unter Elacestrant ein PFS von 2,8 Monaten in der Orserdu-Gruppe im Vergleich zu 1,9 Monaten in der SoC-Gruppe. Bei Patienten mit ESR1-Mutationen verdoppelte Elacestrant das PFS gegenüber der SoC-Gruppe (3,8 versus 1,9 Monate). Eine explorative Subgruppenanalyse ergab, dass Patienten, die zuvor mindestens zwölf Monate einen CDK4/6-Inhibitor erhalten hatten, mit Elacestrant ein vierfach höheres PFS als im Kontrollarm erreichten (8,6 versus 1,9 Monate).
Die häufigsten Nebenwirkungen (von Grad ≥ 3) waren Übelkeit, Erbrechen, Anämie, Knochenschmerzen, Rückenschmerzen und erhöhte Leberwerte.
Das Wirkprinzip von Elacestrant ist nicht neu. Wie Fulvestrant ist es ein SERD, ein selektiver Estrogenrezeptor-Degrader. Dennoch gibt es Gründe, Elacestrant als Schrittinnovation zu bezeichnen. Einer davon ist die orale Bioverfügbarkeit: Anders als Fulvestrant kann Elacestrant als Filmtablette eingenommen werden.
Ein zweiter Grund für die Klassifizierung als Schrittinnovation ist das zugelassene Anwendungsgebiet. Es handelt sich um die erste Behandlungsmethode speziell für Patienten mit ER+/HER2- fortgeschrittenen oder metastasierten Brusttumoren, die ESR1-Mutationen aufweisen. Riesig war der Vorteil des Neulings in der Zulassungsstudie im Vergleich zur Standardtherapie allerdings leider nicht.
Dennoch bedeutet die Markteinführung dieser neuen endokrinen Therapie einen weiteren Fortschritt bei Brustkrebs. Ab sofort ist es durchaus sinnvoll, bei Fortschreiten von metastasiertem Brustkrebs auf ESR1-Mutationen zu testen, da nun ein explizit für diese Fälle zugelassener Arzneistoff verfügbar ist. Möglicherweise kommen eines Tages auch noch andere Brustkrebsarten als Einsatzgebiet von Elacestrant hinzu.
Sven Siebenand, Chefredakteur