Oraler Impfstoffkandidat gegen Paratyphus A schneidet gut ab |
| Theo Dingermann |
| 05.11.2025 11:00 Uhr |
Der orale Impfstoffkandidat »CVD 1902« erreichte in einer Phase-IIb-Studie eine Wirksamkeit von 73 Prozent. / © Adobe Stock/0pidanus
Die durch die Bakterien Salmonella typhi und Salmonella paratyphi verursachten enterischen Fiebererkrankungen führen jedes Jahr zu mehr als 100.000 Todesfällen und zu einem Verlust von mehr als acht Millionen krankheitsbereinigten Lebensjahren. Etwa 30 Prozent der Fälle werden durch eine Infektion mit S. paratyphi A verursacht, die derzeit noch als nicht impfpräventabel gilt. Demgegenüber sind ein Lebendimpfstoff zur Schluckimpfung und ein parenteraler Totimpfstoff mit einer guten Schutzwirkung gegen Infektionen mit Salmonella typhi bereits in mehreren Ländern zugelassen.
Jetzt publizierten Forschende um Dr. Naina McCann von der Oxford Vaccine Group des Departments of Paediatrics am Churchill Hospital in Oxford im Wissenschaftsjournal »New England Journal of Medicine (NEJM)« die Resultate einer doppelblinden, randomisierten, placebokontrollierten Studie zu einem oral verabreichten, abgeschwächten S. paratyphi A-Lebendimpfstoff unter Verwendung eines kontrollierten Humaninfektionsmodells.
Zur Attenuierung wurden den lebenden Bakterien im Impfstoffkandidaten »CVD 1902« zwei Gene aus ihrem Genom entfernt. Die Produkte dieser Gene benötigen die Bakterien für das Eindringen in die Blutbahn. Nachdem sich CVD 1902 in einer Phase-I-Studie bereits als sicher erwiesen hatte, wurde jetzt erstmals die Schutzwirkung untersucht.
Für die Phase-IIb-Studie wurden 72 gesunde erwachsene Freiwillige im Alter von 18 bis 55 Jahren aus Großbritannien rekrutiert. Sie wurden im Verhältnis 1:1 randomisiert und erhielten im Abstand von 14 Tagen entweder zwei Dosen des Impfstoffkandidaten oder Placebo. 28 Tage nach der zweiten Dosis wurden alle Teilnehmer unter sorgfältig überwachten Bedingungen gezielt oral mit S. paratyphi A infiziert, um die Schutzwirkung des Impfstoffkandidaten zu bewerten.
Als primärer Endpunkt wurde die Diagnose einer S. paratyphi A-Infektion innerhalb von 14 Tagen nach der Infektion festgelegt. Sekundäre Endpunkte waren unter anderem die Sicherheit und der Grad der Immunogenität.
Innerhalb von 14 Tagen nach der Exposition wurde bei 21 Prozent der Studienteilnehmer in der Impfstoffgruppe und bei 75 Prozent der Studienteilnehmer in der Placebogruppe eine Infektion diagnostiziert. Daraus errechnet sich eine Wirksamkeit des Impfstoffs von 73 Prozent. Schwerwiegende unerwünschte Ereignisse wurden nicht festgestellt. Auch waren die Nebenwirkungen in beiden Gruppen im Allgemeinen leicht bis mittelschwer.
Zum Schutz der Probanden vor schweren Erkrankungen wurden gleich nach der gezielten Infektion Blutkulturen angelegt. Probanden mit positiven Blutkulturen wurden sieben Tage lang mit Ciprofloxacin behandelt. Nachdem es in der Placebogruppe drei Rückfälle gegeben hatte, wurde die Behandlung aller Infizierten auf 14 Tage verlängert.
Durch die Impfung stiegen die Titer spezifischer IgG- und IgA-Antikörper, die gegen das O-Antigen von S. paratyphi A gerichtet waren, im Serum deutlich an – was erwarten lässt, dass die Schutzwirkung über längere Zeit anhalten wird. Bei den Teilnehmern, die Placebo erhielten, wurde keine Immunreaktion festgestellt.
Die erfolgreiche Entwicklung eines Impfstoffs gegen S. paratyphi A würde einen großen Bedarf im globalen Gesundheitswesen decken. Wenn sich die Ergebnisse dieser Studie in größeren Studien bestätigen, könnte sich dieser in zwei Dosen oral zu applizierende Impfstoff als ein praktisches und wirksames Mittel zur Vorbeugung von Typhus erweisen, insbesondere in Endemiegebieten.