Orale Krebsmedikamente immer häufiger verordnet |
Daniela Hüttemann |
01.08.2023 07:00 Uhr |
Nach der Verabreichung von oralen Krebsmedikamenten sollten sich die Angehörigen beziehungsweise Pflegenden die Hände waschen. / Foto: Getty Images/Justin Paget
Zu den oralen Tumortherapeutika gehören Alkylanzien, Antimetaboliten, pflanzliche Alkaloide, zytotoxische Antibiotika, Proteinkinase-Inhibitoren, Hormone, Hormon-Antagonisten und verwandte Mittel, Immunsuppressiva und andere antineoplastische Mittel. Während die öffentlichen Apotheken 2013 noch rund 1,71 Millionen Packungen dieser Kapseln und Tabletten zulasten der Gesetzlichen Krankenversicherung abgaben, waren es 2022 schon 2,94 Millionen Packungen – ein Anstieg um 72 Prozent. Das berichtet das Deutsche Arzneiprüfungsinstitut (DAPI) in seiner Zahl des Monats. Der Umsatz stieg sogar um 183 Prozent: von 1,7 Milliarden Euro im Jahr 2013 auf rund 4,8 Milliarden Euro im Jahr 2022. Allerdings handelt es sich um stark beratungsbedürftige Medikamente.
Den größten Zuwachs verzeichnen Immunsuppressiva (+ 350 Prozent, von rund 32.000 auf 146.000 Packungen pro Jahr) und Kinasehemmer (+ 234 Prozent, von rund 213.000 auf 713.000 Packungen pro Jahr). Den mengenmäßig größten Anteil mit 1,5 Millionen Packungen pro Jahr machten 2022 die Hormon-Antagonisten und verwandte Mittel aus, gefolgt von den Kinasehemmern (713.000 Packungen) und der Sammelkategorie »andere antineoplastische Mittel« (325.000 Packungen).
Orale Krebsmittel sind ähnlich wie Chemotherapien hoch wirksame Medikamente, die einen besonders sorgfältigen Umgang und damit eine umfängliche Beratung des Patienten und/oder seiner Angehörigen erfordern. Wer ambulant ein orales Krebsmedikament neu verordnet bekommt, hat seit Juni 2022 Anspruch auf die Dienstleistung »Pharmazeutische Betreuung bei oraler Antitumortherapie«. Die DAPI-Auswertung lässt erahnen, wie groß hier der Bedarf sein könnte.
»Individuelle Einnahmepläne müssen mit den Betroffenen ebenso besprochen werden wie detaillierte Anweisungen zum Umgang mit den Medikamenten, zum Beispiel Informationen zur Einnahme, zur Dosierung, zur Aufbewahrung, zu möglichen Nebenwirkungen und Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten oder Nahrungsmitteln, denn bei diesen Arzneimitteln können gegebenenfalls lebensbeeinträchtigende Nebenwirkungen eintreten«, mahnt denn auch das DAPI. Eine mangelhafte Therapietreue könne bei der Anwendung oraler Tumortherapeutika ebenso zu Problemen führen wie ein »Übergebrauch«.
Das DAPI verweist auf die entsprechende pDL, die von allen Apothekern angeboten werden darf, die auch die entsprechende Fortbildung für die erweiterte Medikationsberatung bei Polymedikation absolviert haben. Wie man als Apotheke am besten anfängt, diese Dienstleistung anzubieten, ist hier erklärt.