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Neuzugänge

Opium-Wundsalben aus Java

Eine Museumssammlung muss wachsen, damit sie nicht veraltet. Das gilt natürlich auch für das Deutsche Apotheken-Museum in Heidelberg. Ungewöhnliche Neuzugänge in diesem Jahr sind ein Werkskatalog mit technischen Zeichnungen sowie eine Sammlung von Kunst-CD.
Claudia Sachße
28.11.2024  07:00 Uhr

Zuwächse verzeichnet die Sammlung des Deutschen Apotheken-Museums vor allem im Bereich Arzneimittel, zum Beispiel eine Packung »Ovosiston« (1989), sowie interessante Archivalien. Dazu gehören ein Schriftennachlass der Hof-Apotheke Donaueschingen (1746 bis 1913), ein Privileg der Apotheke zum Schwarzen Adler in Berlin (1744) sowie etwa 200 Rezepte aus der Dom-Apotheke Rottenburg (1744 bis 1773). Nachfolgend mehr zu einigen ungewöhnlichen Objekten.

In jedem Fall ein Schwergewicht ist ein Band der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken, Karlsruhe (Baden): »Machines tot de Opium-Verpakking, Systeem Huizer« (circa 1896 bis 1898, 49,5 × 36 cm) mit Schnittzeichnungen von Maschinen zur seriellen Herstellung von Salbentuben (Abbildung 1). Der Katalog führt uns in ein spätes Kapitel niederländischer Kolonialgeschichte.

Produktkatalog oder Bauanleitungen?

Konsum und Missbrauch von Opium waren jahrhundertelang auf Java (ehemals Niederländisch-Indien, Indonesien) sowohl in der indigenen als auch chinesischstämmigen Bevölkerung präsent. Es galt als Wachhaltemittel, zur Regeneration der Kräfte, Aphrodisiakum und Allheilmittel – gebraucht als Rauschdroge oder Arzneistoff. Produkte und pharmazeutische Präparate mit höherem Morphingehalt wurden für Wohlhabende produziert. Günstiger waren minderwertige Opium-Tabakprodukte.

Den vormals durch China dominierten Opiumimport auf Java löste im 17. Jahrhundert das Importmonopol der niederländischen Ostindien-Kompanie ab. Der Binnenhandel blieb vorerst in der Hand einheimischer Chinesen, doch deren »Opiumfarmen« und der Schwarzmarkt wurden bald eliminiert. Mit Einrichtung der »Opiumregie« der niederländischen Kolonialregierung unter dem Kolonialminister Wilhelm Karel van Dedem (1839 bis 1895) wurden ab 1891 Verarbeitung und Ausgabe von Opium sowie die Vergabe von Rezepten für pharmazeutische Opiumpräparate zentralisiert und mit maschineller Serienproduktion modernisiert.

Erstmals 1893 bestellte van Dedem bei der Deutschen Metallpatronenfabrik Karlsruhe (ab 1896: Deutsche Waffen- und Munitionsfabriken) Maschinen des Typs »Huizer« zur Produktion von Salbentuben für eine opiumhaltige Wundsalbe – geordert zum Export für eine neue Opiumfabrik in Batavia (Jakarta).

Aus diesem Kontext stammen höchstwahrscheinlich die als Katalog gebundenen Lichtpausen. Sie enthalten Pläne von Maschinen zur Herstellung und Befüllung von Salbentuben aus Zinn im Maßstab 1:1 bis 1:10 (Abbildung 2). Ein großformatiger Plan zeigt den Aufbau eines Opiumröstapparats (180 × 63 cm, 1:5). Auch Maschinen zum Verpacken von Tikee (Rohopium) sowie Tabakschneidemaschinen sind enthalten.

Fotografien dieser Opiumfabrik in Batavia aus dem frühen 20. Jahrhundert, erhalten im Wereldmuseum Amsterdam, zeigen die Maschinen vom Typ »Huizer« sowie Arbeiter beim Verpacken kleinster Tuben – vielleicht mit Opium-Wundsalbe.

Die Einkünfte aus dem Opiumvertrieb auf Java bildeten lange einen erheblichen Teil der Finanzierung der Kolonialbehörden. Erst Anfang des 20. Jahrhunderts wurden die Produktions- und Abgabemengen von Opium nach und nach gezielt stark reduziert – durch veränderte Gewohnheiten der lokalen Bevölkerung und als Reaktion auf eine vermehrte Ethikdiskussion -innerhalb der Kolonialregierung und in den Niederlanden selbst.

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