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Online-Selbsthilfe bei Bulimie und Binge-Eating

Die Binge-Eating-Störung ist die häufigste Essstörung in Deutschland, gefolgt von Bulimie. Zwei neue psychologische Online-Kurse sollen den Betroffenen helfen, die Ursachen hinter ihrer Essstörung zu erkennen und selbst anzugehen.  Mithilfe der kognitiven Verhaltenstherapie sollen sie ein realistisches Selbstbild und ein gesünderes Essverhalten entwickeln.
AutorKontaktLaura Rudolph
Datum 14.02.2023  18:00 Uhr
Online-Selbsthilfe bei Bulimie und Binge-Eating

Exzessive Essanfälle, die langfristig häufig zu Übergewicht und Adipositas führen – die Binge-Eating-Störung kann die Lebensqualität der Betroffenen deutlich verschlechtern. Bei der Bulimie, auch Ess-Brech-Sucht genannt, wechseln sich Heißhungeranfälle mit selbst ausgelöstem Erbrechen ab. Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung erkranken schätzungsweise 2,8 Prozent der Frauen und Mädchen im Laufe ihres Lebens an einer Binge-Eating-Störung und 1,9 Prozent an Bulimie. Bei Jungen und Männern sind es etwa 1 Prozent beziehungsweise 0,6 Prozent. Magersucht (Anorexia nervosa) ist mit einer Lebenszeitprävalenz von 1,4 Prozent bei Mädchen und und 0,2 Prozent bei Jungen und Männern seltener als die beiden anderen genannten Essstörungen.

Um den Betroffenen eine Hilfe zur Selbsthilfe an die Hand zu geben, hat die Firma Selfapy aus Berlin zwei jeweils auf das Krankheitsbild abgestimmte psychologische Online-Kurse konzipiert: »Selfapys Online-Kurs bei Binge-Eating-Störung« und »Selfapys Online-Kurs bei Bulimia Nervosa«. Beide Kurse sind CE-zertifizierte Medizinprodukte der Risikoklasse I. Sie sind analog aufgebaut, dauern jeweils zwölf Wochen und richten sich an erwachsene Patienten zwischen 18 und 65 Jahren. Die beiden Webanwendungen wurden Anfang Januar vorerst vorläufig ins Verzeichnis für digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) aufgenommen.

Online-Kurse für unkritische Phasen

Beide Kurse sind »moderne Hilfsmittel zur selbstständigen Durchführung von etablierten Selbsthilfe-Therapiemethoden in unkritischen Phasen«, heißt es in der Beschreibung auf der BfArM-Seite. Die Webprogramme seien als Überbrückung der Wartezeit auf einen Therapieplatz oder aber als alleinstehende Therapie zu verstehen. Die Einordung basiert auf den jeweiligen Studien zur Bewertung der Programme: Deren Probanden erhielten darin neben der DiGA keine weitere psychotherapeutische oder pharmakologische Behandlung ihrer Essstörung.

Generell ist jedoch bei Essstörungen eine ärztliche oder psychotherapeutische Begleitung anzuraten. Liegen akute Suizidalität oder andere Gründe, die gegen eine Selbsthilfetherapie sprechen, oder ein Body-Mass-Index (BMI) unter 18,5 kg/m² vor, dürfen die Programme nicht angewendet werden. Ebenso sind die Webanwendungen für Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren kontraindiziert.

Beide Kurse basieren auf den Methoden der kognitiven Verhaltenstherapie. Sie vermitteln Selbsthilfestrategien mittels Videos, Audios und Texten. Sie bieten zudem umfassende Informationen über die jeweilige Essstörung.

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