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| 05.06.2000 00:00 Uhr |
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Zungenbelag
macht Mundgeruch
06.06. dpa. Zungenbelag und nicht eine Magen-Darm-Erkrankung ist
die häufigste Ursache für Mundgeruch. In einer Studie habe das Zentrum für Zahnmedizin
in Berlin festgestellt, dass in 86 Prozent der Fälle die Ursache des Geruchs im Mund zu
finden sei, teilte das Marburger "Kuratorium perfekter Zahnersatz" am Montag
mit. Nur bei zwei Prozent der Untersuchten waren Probleme im Magen-Darm-Bereich schuld an
dem Geruch. Nach Darstellung des Zentrums für Zahnmedizin hat jeder zweite Deutsche
gelegentlich mit Mundgeruch zu kämpfen. "Fäulnis-Bakterien, die Geruchsstoffe
produzieren, sind der häufigste Grund dafür", erklärte Zahnarzt Rainer Seemann.
Nur ein kleiner Prozentsatz leide jedoch an den chronischen Gerüchen im Mund. "Diese
Menschen werden den Mundgeruch niemals los", so der Zahnarzt. Die Keime würden trotz
intensiver Mundpflege immer nachwachsen. Die Bakterien besiedelten am häufigsten die
Zunge aber ebenso Hauttaschen im Zahnfleisch. Allerdings könne der Gestank mit der
Zahnbürste und einem so genannten Zungenreiniger vermindert werden. Der Reiniger sei ein
Schaber, der den Belag von der Zunge ziehe.
Antibiotika-Resistenz greift um sich
06.06. dpa. Die Resistenz gegen Antibiotika hat in Deutschland
in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen und ist in ihren dramatischen Folgen für
die Menschen noch nicht absehbar. Zu diesem Ergebnis kommt eine interministerielle
Arbeitsgruppe unter Federführung des Bundesministeriums für Gesundheit, deren Bericht am
Dienstag vom Ministerium in Bonn veröffentlicht wurde. Gefahren für die Menschen lauern
danach vor allem in Kliniken aber auch in Alten- und Pflegeheimen. In Human- und
Tiermedizin sei eine Zunahme multiresistenter Bakterienstämme beobachtet worden. Als
wesentliches Zentrum der Resistenzentwicklung im Humanbereich werden in dem Bericht
Krankenhäuser genannt. Aber sie seien auch auf den ambulanten Bereich zurückzuführen.
Ein ähnliches Problem gebe es bei Tieren. Zugleich wird darauf verwiesen, dass es bisher
dafür kein umfassendes Beobachtungssystem in Deutschland gebe. In dem Bericht wird darauf
verwiesen, dass es nach dem Arzneimittelgesetz bislang keine gesetzliche Handhabe gebe, um
die Zulassung eines Antibiotikums wegen zu erwartender Resistenzen zu verweigern. Bisher
sei auch keinem Antibiotikum aus Gründen der Resistenzbildung die Zulassung entzogen
worden. Aus Gründen des vorbeugenden Gesundheitsschutzes soll im Lebensmittelbereich die
Zulassung der antimikrobiell wirksamen Stoffe Natamycin und Nisin als Zusatzstoffe
zurückgenommen werden. Auch im Pflanzenschutzbereich sollten Antibiotika eingeschränkt
oder gänzlich untersagt werden.
Schweizer interessiert an Asta
Medica-Sparte
06.06. vwd. Novartis oder Roche, beide Basel, könnten Interesse
am Erwerb des Selbstmedikationsgeschäftes der deutschen Asta Medica AG haben. Asta
Medica, eine Tochter der Degussa-Hüls AG, Frankfurt, soll nach einem Bericht der
"Financial Times (FT)" vom Montag diese Sparte vor einer Neustrukturierung
verkaufen. Bisher waren Versuche für den Verkauf von Asta Medica als Ganzes gescheitert.
Für die Schweizer Unternehmen interessant sei möglicherweise auch nur der Kauf einiger
Marken der Selbstmedikations-Sparte. Mit Produkten wie "Kameillos"-Kamillendrops
und dem Desinfektionsmittel "Betadine" erreichte diese Sparte 1999 einem Umsatz
von rund 200 Millionen Euro. Interesse an dem Geschäftsfeld dürften aber auch die
deutschen Unternehmen Bayer, Boehringer Ingelheim und Merck haben. Nach dem Verkauf soll
sich Asta Medica im Geschäftsfeld verschreibungspflichtiger Medikamente auf
Krebsmedikamente und Mittel gegen Atemwegskrankheiten fokussieren.
Anzag steigert Umsatz um 1,7 Prozent
06.06. vwd. Die Andreae-Noris Zahn AG (Anzag), Frankfurt, hat im
ersten Halbjahr 1999/2000 (29. Februar) ihr Ergebnis der gewöhnlichen
Geschäftstätigkeit auf 36,8 (35,3) Millionen DM gesteigert. Wie der Pharmagroßhändler
am Montag mitteilte, wuchs der Umsatz gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 1,7 Prozent auf
2,41 (2,37) Milliarden DM, während der Rohertrag nahezu unverändert bei 0,4 Millionen DM
blieb und die sonstigen betrieblichen Erträge um 1,2 Millionen DM gesteigert werden
konnten. Die Betriebsaufwendungen seien trotz Tariferhöhungen und gestiegener
Benzinpreise mit 151,2 Millionen DM auf Vorjahresniveau gehalten worden. Im
Berichtszeitraum sei insgesamt ein Trend zu verminderter Verschreibung vor allem bei
älteren und "sonstigen" Medikamenten zu registrieren gewesen. Das Marktwachstum
sei insgesamt rückläufig gewesen. Anzag habe einer ertragsorientierten Vetriebspolitik
den Vorrang vor temporärer Umsatzausweitung gegeben. Für das volle Geschäftsjahr (31.
August) rechnet Anzag auf Basis eines moderaten Wachstums im zweiten Halbjahr mit einem
Umsatz von 4,8 Milliarden DM.
Arzt darf sich nicht Apotheker
nennen
05.06. dpa. Ein Arzt darf sich in Baden-Württemberg seinen
Patienten gegenüber auch dann nicht Apotheker nennen, wenn er Apotheker ist. Damit hat
ein Arzt und Apotheker aus dem Oberschwäbischen vor dem Verwaltungsgerichtshof
Baden-Württemberg (VGH) in Mannheim eine Niederlage gegen die Landesärztekammer
erlitten. Er wollte in seiner Praxis zwar keine Medikamente verkaufen, aber die Patienten
mit der Zusatzbezeichnung Apotheker auf seine Kenntnisse in Sachen Arzneimittel aufmerksam
machen. Das Führen des Zusatzes Apotheker sei einem Arzt nach der ärztlichen
Berufsordnung aber verboten, teilte der Verwaltungsgerichtshof Baden-Württemberg (VGH) am
Montag mit. Mit dem Verbot soll außerdem die Irreführung der Patienten verhindert
werden, wie aus der Entscheidung weiter hervorging. Dürfe er sich Apotheker nennen,
müsse das Publikum nämlich annehmen, dass anderen Ärzten ohne zusätzliche
Apotheker-Qualifikation die Fachkompetenz in Fragen von Arzneimitteln und Medikation
fehle. In einem Punkt setzte sich der klagende Arzt allerdings gegen die
Landesärztekammer durch: Anderen Ärzten gegenüber darf er sich Apotheker nennen. Bei
Fachkollegen sei eine Irreführung nicht zu erwarten, hieß es in dem Urteil. Die
Landesärztekammer hatte ihm ursprünglich jede Verwendung des Titels Apotheker verbieten
wollen. Die Ärztekammer war der Meinung, dass der klagende Arzt sich einen
"unerlaubten Wettbewerbsvorteil" verschaffen würde. Mit der Zusatzbezeichnung
Apotheker würde er nach Ansicht der Ärztefunktionäre nämlich den Eindruck erwecken,
über Arzneimittel besonders fachkundig beraten zu können.
Anopheles fliegt auf Schwangere
05.06. dpa. Die Malariaüberträgerin Anopheles fliegen einer
britischen Studie zufolge besonders auf Schwangere. Im westafrikanischen Gambia
verbrachten 36 Schwangere und 36 nicht-schwangere Frauen drei Nächte in einzelnen Hütten
unter Moskitonetzen, schreibt der Brite Steve Lindsay von der Universität Durham in der
jüngsten Ausgabe des Medizinjournals "Lancet" (Bd. 355, S. 1972). Bei der
morgendlichen Suche nach Stechmücken, die Malaria-Erreger übertragen können, fanden die
Forscher in den Hütten Schwangerer die doppelte Tierzahl. Nach den Vermutungen der
Forscher können die Mücken Schwangere leichter aufspüren, weil sie 21 Prozent mehr
Kohlendioxid produzieren und im Schnitt eine um 0,7 Grad erhöhte Körpertemperatur haben.
Die erhöhte Körpertemperatur führe zu einer größeren Ausscheidung von Körperdüften,
schreibt der Brite Steve Lindsay von der Universität Durham in der jüngsten Ausgabe des
Medizinjournals "Lancet" (Bd. 355, S. 1972).
Verbraucherschützer gegen
Alt-Arznei-Regelung
05.06. dpa. Die Verbraucherverbände haben der Bundesregierung
gravierende Versäumnisse bei der Kontrolle des deutschen Arzneimittelmarktes und
insbesondere von so genannten Alt-Präparaten vorgeworfen. Dies habe die
Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV) bewogen, eine Beschwerde bei der
EU-Kommission einzureichen, teilte die Dachorganisation am Montag in Bonn mit. Fast 20.000
Alt-Arzneimittel dürften in Deutschland nach wie vor vermarktet werden, ohne dass ihre
Hersteller die Sicherheit oder Wirksamkeit der Präparate beim zuständigen Bundesinstitut
nachgewiesen oder von dort eine entsprechende Zulassung erhalten hätten, behauptet die
AgV. Statt mit diesem unhaltbaren Zustand endlich aufzuräumen und Verbraucher vor
unkontrollierten Alt-Medikamenten zu schützen, sei auch die rot-grüne Bundesregierung
vor der Pharmalobby eingeknickt. Mit der Beschwerde in Brüssel solle nun die Einhaltung
des nötigen Patientenschutzes erzwungen werden. Eine Bereinigung des deutschen
Medikamentenmarktes sei seit Jahrzehnten überfällig und seit 1990 auch europarechtlich
vorgeschrieben, erklärte die AgV.
Amtsapotheker warnen vor unseriöser
Werbung
02.06. dpa. Zu einer "guten Portion Skepsis"
gegenüber Heilmittel-Werbung fordern die Amtsapotheker im Münsterland per Faltblatt die
Verbraucher auf. "Heute werden chinesische Heilmittel per Internet angeboten,
Kapazitäten mit weißem Kittel und Doktortitel sprechen Empfehlungen in Anzeigen aus, und
körperliche Veränderungen werden in anschaulichsten Bildern dargestellt",
begründet Amtsapotheker Jochen Hendrichs die Aktion. "Für den Laien ist es schwer,
da zweifelhafte Wundermittel von wirklichen Heilmitteln zu unterscheiden." Eine
Verbraucherbroschüre zur Heilmittelwerbung gebe es bisher nicht, das gleichnamige
Faltblatt solle die Lücke füllen. Das im Gesundheitsamt und regionalen Apotheken
erhältliche Faltblatt nennt drei Faustregeln: Nur Bagatellerkrankungen selbst behandeln,
bei Verschlechterung den Arzt oder Apotheker fragen und nie ein Mittel nur kaufen, weil
die Werbung es anpreist.
Gehe an Apotheken in Cremona
interessiert
02.06. PZ. Derzeit soll in Italien das zweitgrößte
Privatisierungsverfahren für kommunale Apotheken in Cremona laufen. 14 Apotheken wären
von dieser Maßnahme betroffen. Wie der Vorstandsvorsitzende der Gehe AG, Dr. Fritz
Oesterle, in der Hauptversammlung am 31. Mai 2000 in Stuttgart erklärte, wird sich Gehe
an diesem Verfahren beteiligen. Bekanntlich hat Gehe 1999 bereits 36 Apotheken zusammen
mit dem dazugehörigen Pharmahandel von der Stadt Bologna erworben.
Therapieansatz bei Pankreatitis
02.06. dpa. Die Arbeitsgruppe Pädiatrische Gastroenterologie
der Medizinischen Fakultät der Humboldt- Universität Berlin (Charite) glaubt, einen
Therapieansatz für die chronisch entzündende Bauchspeicheldrüse entdeckt zu haben.
Mangelnde Bildung des Proteinhemmstoffes "SPINK-1", nach neuesten Forschungen
die Ursache für die Krankheit, könnte durch Verabreichung der Substanz als Medikament
behoben werden. Heiko Witt, Mitarbeiter der Forschergruppe, konnte nach Uni-Angaben
Mutationen an einem speziellen Gen als Verursacher für den Mangel ausmachen. Dieser
führt zu einer Art Eigenverdauuung der Bauchspeicheldrüse einsetzt. Durch Verabreichung
des Hemmstoffes als Medikament würde das Ungleichgewicht beseitigt und die Krankheit
wirksam behandelt.
Haarausfall: Zulassung für
Minoxidil
31.05. PZ. Bisher wurde Minoxidil in deutschen Apotheken nur in
Form einer Rezeptur bei erblich bedingtem Haarausfall abgegeben. Jetzt ist der Arzneistoff
auch als Fertigarzneimittel zugelassen.Schon seit Jahren in Frankreich auf dem Markt, ist
Minoxidil in fünfprozentiger Lösung nun auch für den deutschen Markt für die
Indikation anlagebedingter Haarausfall zugelassen. Nach Angaben des Erlanger Unternehmens
Pharmacia & Upjohn wird Regaine® 5% im September dieses Jahres in
Deutschland erhältlich sein. Minoxidil ist eigentlich als Antihypertonikum entwickelt
worden, die Wirkung gegen Haarausfall entpuppte sich als angenehme Begleiterscheinung.
Wird Minoxidil-Lösung lokal auf die Kopfhaut aufgetragen, so werde bei zwei Dritteln
aller Patienten der Haarausfall nach zwei Monaten gebremst, teilt das
Herstellerunternehmen mit. Bei jedem dritten Patienten sei der Haarwuchs sogar neu
angeregt worden, haben wissenschaftliche Untersuchungen ergeben. Der Erfolg ist allerdings
an die Anwendung gekoppelt. Setzt man die Substanz ab, fallen auch die Haare wieder aus.
Und auch die Gefahr eines Blutdruckabfalls ist gegeben, auch wenn die Herstellerfirma auf
minimale Resorptionsquoten verweist.
Docetaxel hemmt Lungenkrebs
31.05. PZ. Als erstes Zytostatikum hat Docetaxel Anfang dieses
Jahres die Zulassung für die Behandlung des fortgeschrittenen NSCLC erhalten, wenn eine
vorausgegangene Chemotherapie nicht befriedigend war. Patienten mit fortgeschrittenem
nichtkleinzelligen Bronchialkarzinom (NSCLC) erhielten bislang nur selten eine
Chemotherapie, nachdem die First-line-Behandlung versagt hat. Begründung der Experten:
Herkömmliche Zytostatika sind in dieser Situation zu toxisch und der Aufwand steht in
keinem Verhältnis zum Nutzen für den Betroffenen. Mit der Zulassung von Docetaxel
(Taxotere®) beim fortgeschrittenen NSCLC ist Bewegung in die Therapie
gekommen. Fachleute empfehlen nun eine Second-line-Therapie mit Docetaxel für Patienten
mit gutem Allgemeinzustand. Die Zulassung basiert auf zwei randomisierten
Phase-III-Studien mit insgesamt 577 Lungenkrebs-Patienten. Diese Untersuchungen zeigen,
dass Patienten mit einer Docetaxel-Monotherapie signifikant länger überleben als in den
beiden Kontrollgruppen mit der besten Supportiv-Therapie beziehungsweise einer
Monotherapie mit Vinorelbin oder Ifosfamid.
Neuer Ansatz zur Lupustherapie
31.05. dpa. Wissenschaftler aus Essen und Bochum haben einen
Ansatzpunkt zur Behandlung der Autoimmunkrankheit Lupus erythematodes gefunden.Bei der
Krankheit entstehen vor allem Ekzeme der Haut sowie Nieren-, Nerven- und Gelenkschäden.
Die Forscher aus Essen und Bochum stellten nun an genetisch veränderten Mäusen fest,
dass Lupus-Symptome entstehen, wenn die DNA nach dem Tod von Zellen nicht richtig abgebaut
und entsorgt wird. "Bis zu einem gewissen Maße toleriert das der Körper, doch dann
wendet sich das Immunsystem dagegen", berichten die Professoren Tarik Möröy
(Universitätsklinikum Essen) und Hans-Georg Mannherz (Ruhr- Universität Bochum) in der
Juniausgabe des US-Fachjournals "Nature Genetics" (Bd. 25, S. 177).
Normalerweise wird "DNA-Schrott" von dem Enzym DNase in kleine Teile
zerschnitten, die die körpereigene "Müllabfuhr" entsorgt. Stellt allerdings
der Körper nicht genügend DNase her, lagert sich der "Müll" in Haut, inneren
Organen und Adern ab, wo sich Immunzellen auf ihn stürzen und Entzündungen auslösen.
Eine Therapie könnte darin bestehen, dem Patienten die fehlende DNase als Medikament zu
geben. Versuche mit genveränderten Lupus-Mäusen seien Erfolg versprechend, schreibt
Professor Dr. Mark Walport vom Hammersmith Hospital in London in einem Begleitartikel.
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