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21.03.2005 00:00 Uhr |
Künast für einheitliches
Ernährungsmodell
21.03. dpa.
Bundesernährungsministerin Renate Künast (Grüne) will den Wildwuchs von zum
Teil irreführenden Ernährungsmodellen eindämmen. Dazu hat sie am Montag in
Berlin ein eigenes, wissenschaftlich fundiertes Modell vorgestellt. Die
neue, von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) entwickelte
„dreidimensionale Lebensmittelpyramide“ soll insbesondere Kindern und
Jugendlichen, aber auch Erwachsenen, unter Anleitung geschulter Pädagogen
spielerisch eine ausgewogene Ernährung nahe bringen. Innerhalb der Pyramide
werden die Nahrungsmittel nach ihrer Zuträglichkeit eingestuft.
Empfehlenswerte Produkte wie Obst, Gemüse, Fisch, fettarme Milchprodukte,
mageres Fleisch, Rapsöl, Trink- und Mineralwasser stehen unten in der
Pyramide und dürfen häufiger verzehrt werden. Für die Ernährung weniger
wertvolle Produkte wie Fleischwaren, Eier, Butter, Schmalz, Süßigkeiten,
Limonaden oder Energydrinks stehen an der Spitze und sollen sparsam
verwendet werden. Welchen Anteil die jeweilige Gruppe wiederum an der
täglichen Nahrungszufuhr einnehmen soll, wird auf dem Boden der Pyramide
dargestellt: Viel Gemüse und Obst, wenn Brot, dann Vollkorn, wenig Fette,
wenig Fleisch und viel Trinken (vornehmlich Trink- und Mineralwasser).
Künast unterstrich, dass in diese Darstellung erstmals auch Getränke
aufgenommen worden seien. Diese seien als Lebensmittel und potenzielle
Dickmacher in Form von Softdrinks, Limonaden oder Energydrinks bislang eher
unterschätzt worden.
Union für
Beitragssenkungen der Krankenkassen
21.03. dpa. Ähnlich wie die
Bundesregierung plädiert jetzt auch die Union für eine baldige Senkung der
Krankenkassenbeiträge. Um den Kassen dies zu ermöglichen, sollte der im
Gesetz festgeschriebene Zeitplan für den Schuldenabbau von vier auf sechs
Jahre gestreckt werden, sagte Unionsfraktionsvize Wolfgang Zöller (CSU) der
Tageszeitung «Die Welt» (Montag). Die Union sei bereit, mit Rot-Grün über
eine entsprechende Korrektur zu reden, damit eine spürbare Beitragssenkung
trotz Schuldenabbaus stattfinden könne. Die rot-grüne Bundesregierung und
CDU/CSU hatten die Gesundheitsreform gemeinsam beschlossen. Trotz der
Einsparungen von rund 9 Milliarden Euro im ersten Jahr sank der
durchschnittliche Beitragssatz bisher aber nur von 14,3 auf 14,2 Prozent.
Die Krankenkassen begründen dies mit ihrem hohen Schuldenstand und der
Pflicht zum Schuldenabbau. Zöller sagte, die Union sei bei den Verhandlungen
über die tatsächliche Höhe der aufgelaufenen Schulden getäuscht worden. Es
sei damals von einem Schuldenstand von 4 Milliarden Euro ausgegangen worden,
der laut Gesundheitsreform bis 2007 abzubauen ist. Tatsächlich habe das
Volumen jedoch bei 8 Milliarden Euro gelegen. Zöller: «Weil die Verschuldung
höher ist als ursprünglich veranschlagt, sollten wir den Zeitraum für den
Schuldenabbau auf sechs Jahre strecken.» Für die Vertrauenswürdigkeit von
Reformen, die mit dem Ziel einer Senkung der Lohnnebenkosten gemacht wurden,
sei es «wichtig, dass die Menschen dies dann auch im Geldbeutel spüren».
Reform kostet Kranke
bis 150 Euro monatlich
21.03. dpa. Die
Gesundheitsreform belastet Kranke und Pflegebedürftige nach Berechnungen des
Sozialverbands Deutschland (SoVD) mit zusätzlich 50 bis 150 Euro im Monat.
Chronisch Kranke sind demnach noch stärker betroffen. In der «Neuen
Osnabrücker Zeitung» (Montag) forderte SoVD-Präsident Adolf Bauer deshalb
«als Sofortmaßnahme» die Wiedereinführung einer Härtefallregelung. Sie müsse
Geringverdiener von allen Zuzahlungen - auch bei Brillen, Zahnersatz und
Fahrtkosten - befreien. Bauer warnte, der wegen der Mehrkosten weit
verbreitete Verzicht auf Behandlungen führe zu «mehr Leid» für Kranke und zu
«erheblich höheren Kosten» für die Kassen. Deshalb sollten die finanziellen
Anfangserfolge der Reform nicht überbewertet werden. Damit widersprach er
der positiven Bilanz, die Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (SPD) und
CDU/CSU ein Jahr nach der Reform gezogen hatten. Mit ihren Lobreden
betrieben sie «Schönfärberei», sagte Bauer. Der Verbandspräsident wies die
Behauptung der Ministerin zurück, die Bürger hätten sich mit der Reform
arrangiert. Die Menschen seien entmutigt «und deshalb verstummen sie»,
meinte Bauer. Ausdrücklich lobte Bauer dagegen die von Bundeskanzler Gerhard
Schröder (SPD) angekündigten Elemente einer für den Herbst angekündigten
Pflegereform. Dazu gehören Verbesserungen für Demenzkranke sowie eine
Aufwertung der häuslichen Pflege. Dafür sei sein Verband auch bereit,
Kürzungen bei der Heimpflege zu akzeptieren, sagte der SoVD-Präsident. Gegen
eine Pflegereform ohne Qualitätsverbesserungen werde der Verband allerdings
Widerstand leisten.
Unterschätzte Insekten
18.03. dpa. Von Insekten
übertragene Krankheiten wie Malaria und Läusefleckfieber treten nach Angaben
von Wissenschaftlern immer häufiger auf. Es gebe ernst zu nehmende Hinweise,
dass die Verschlechterung hygienischer Verhältnisse im Rahmen bewaffneter
Konflikte und Naturkatastrophen dafür verantwortlich ist, teilte die
Deutsche Gesellschaft für allgemeine und angewandte Entomologie mit. Die
Zunahme betreffe nicht nur die Bevölkerung, sondern auch die in den
betroffenen Regionen stationierten Soldaten und Mitarbeiter ziviler
Hilfsorganisationen. Mit diesem und anderen Themen wollen sich
Insektenkundler vom 21. bis 24. März in Dresden befassen. Auch die heilende
Wirkung von Insekten soll eine Rolle spielen. Sie gelten als potenzieller
Lieferant für neue medizinische Wirkstoffe. «Die Artenvielfalt der Insekten
ist viel größer als die der Pflanzen. Da tun sich ungeheure biochemische
Möglichkeiten auf», sagte der Präsident der Gesellschaft, Konrad Dettner.
Als Beispiel nannte er die Entwicklung neuer Antibiotika, die auch gegen
resistente Erreger helfen. So habe ein Forscher aus Gießen in den Larven der
Großen Wachsmotte ein neues Eiweiß entdeckt, das den Stoffwechsel von
Bakterien störe.
Nordrhein-Westfalen: Krebsregister beschlossen
18.03. dpa. Europas größtes
Krebsregister entsteht von Mai an in Nordrhein-Westfalen. Landesweit werden
flächendeckend sämtliche sicher diagnostizierten Krebserkrankungen erfasst,
wie die Deutsche Krebshilfe am Freitag in Bonn mitteilte. Ein entsprechendes
Krebsregistergesetz hatte der Düsseldorfer Landtag am Donnerstag
verabschiedet. Von dem in Münster angesiedelten Register erhoffen sich die
Experten neue Erkenntnisse über Häufigkeit und Früherkennung von
Krebserkrankungen. Die Krebshilfe, die das Projekt in den Anfangsjahren mit
3,2 Millionen Euro unterstützt, rief alle Bundesländer auf, entsprechende
Register aufzubauen. Das Wissen über Krebs in Deutschland sei dringend
verbesserungsbedürftig.
Sonderbeiträge
schmälern Rente
18.03. dpa. Sonderbeiträge zur
gesetzlichen Krankenversicherung werden zur Jahresmitte auch die knapp 20
Millionen Rentner belasten. Selbst ohne nominelle Rentenkürzung wird der
Durchschnittsrentner damit rund fünf Euro im Monat weniger zur Verfügung
haben. Darauf wies der Direktor der Bundesversicherungsanstalt für
Angestellte (BfA), Klaus Michaelis, am Freitag in Berlin hin. Musterprozesse
sollen angesichts der erwarteten Klagewelle für rasche Klärung sorgen.
Einsprüche haben jedoch keine aufschiebende Wirkung. Die Sonderbeiträge zum
1. Juli für Zahnersatz und Krankengeld gehören zum Paket der
Gesundheitsreform und führen zu einer Zusatzbelastung bei den Mitgliedern
der gesetzlichen Krankenkassen von 0,45 Prozentpunkten des
beitragspflichtigen Einkommens. Nach den Worten von Michaelis sind auch rund
700.000 privat oder freiwillig gesetzlich krankenversicherte Rentner
betroffen. Ein zusätzlicher finanzieller Einschnitt kommt zum 1. April auf
voraussichtlich 400.000 Rentner zu, die keine Kinder haben und jünger als 65
Jahre sind: Sie müssen dann den seit Jahresbeginn geltenden, bislang aber
nicht erhobenen Sonderbeitrag zur Pflegeversicherung nachentrichten. Bei
einer 1000-Euro-Rente schlägt sich das im April in einem einmaligen
Abzugsbetrag von zehn Euro nieder, danach monatlich mit 2,50 Euro. Michaelis
geht davon aus, dass ein Teil der Betroffenen ihre «Elterneigenschaft» noch
nachweist und sich damit die Zahl der Belasteten reduziert.
Neue Methode zur Früherkennung von
Hodenkrebs
17.03. dpa. Forscher der
Universität in Kopenhagen haben eine neue Methode zur Früherkennung von
Hodenkrebs entwickelt. Dabei reiche eine Samenprobe aus, um die Erkrankung
bereits im Frühstadium vor der Ausbildung von Krebsgeschwülsten zu erkennen,
berichtet das in München erscheinende Magazin „Ärztliche Praxis“ in seiner
neuen Ausgabe. Die dänischen Forscher hatten ein Eiweiß identifiziert, das
nur von bestimmten Hodenzellen im Frühstadium von Krebs produziert wird.
Dieses Eiweiß namens AP-2gamma lasse sich mit einem markierten Antikörper in
Samenproben nachweisen. In Deutschland bekommen dem Bericht zufolge sieben
von 100.000 Männern Hodenkrebs. Trotz dieser relativ geringen Zahl seien
Hodentumore bedeutsam, weil vor allem junge Männer zwischen 20 und 40 Jahren
an ihnen erkranken. In dieser Altersgruppe sei er mit 20 bis 30 Prozent
aller Krebsfälle die häufigste Tumorerkrankung von Männern.
Kinderärzte kritisieren
Präventionsgesetz
17.03. dpa. Kinder und
Jugendliche werden in dem geplanten Präventionsgesetz für eine bessere
gesundheitliche Vorsorge nach Einschätzung der Kinderärzte kaum
berücksichtigt. Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) übte am
Mittwoch in Köln massive Kritik an dem geplanten Gesetz. Es sei vor allem
bei Früherkennung und Impfungen unzureichend und behebe nicht die Mängel des
bisherigen Systems, sagte BVKJ-Präsident Wolfram Hartmann. «Jedes fünfte
Kind in Deutschland ist heute entwicklungsgestört.» Ohne ein Umlenken werden
dem Verband zufolge «Generationen von kranken Erwachsenen heranwachsen, für
die jede Präventionsmaßnahme zu spät kommt, die die Systeme der
Krankenkassen belasten und die dem Arbeitsmarkt nicht mehr zur Verfügung
stehen.» Die Lebensumstände der Jugend müssten verbessert werden mit Blick
auf Bewegung, Ernährung und soziale wie intellektuelle Förderung im
Elternhaus, verlangte der BVKJ. Das Präventionsgesetz müsse das
Früherkennungsprogramm ausbauen und Untersuchungen bis zum 18. Lebensjahr
gewährleisten. Nur so könnten Fehlentwicklungen rechtzeitig erkannt und
therapiert werden. Kinder aus sozial benachteiligten Familien und mit
mangelhafter Gesundheitsvorsorge hätten ein zwei- bis dreimal so hohes
Krankheits- und Sterblichkeitsrisiko wie Altersgenossen aus stabilen
Familien.
Lungenexperten fordern
Beatmungspläne
17.03. dpa. Ein nationaler
Grippe-Pandemie-Plan muss nach Ansicht von Lungenexperten dringend um Pläne
zur Beatmung der Erkrankten erweitert werden. Bislang endeten alle
Aktionspläne bei der Aufnahme der Patienten im Krankenhaus, kritisierte
Professor Dr. Dieter Köhler auf dem Kongress der Deutschen Gesellschaft für
Pneumologie am Mittwoch in Berlin. Viele Grippe-Kranke bekämen jedoch auch
Lungenentzündung. «In der kritischen Phase brauchen nicht wenige dieser
Patienten eine Beatmung. Das ist aber mit den jetzigen Intensivstationen in
keiner Weise zu leisten.» Anstelle der bislang vielerorts favorisierten
invasiven Beatmung durch Intubation setzen die Experten deshalb auf die
einfachere Maskenbeatmung. «Der große Vorteil ist die breite Verfügbarkeit.
Es gibt zahlreiche Heimbeatmungsgeräte auf dem Markt, die relativ rasch
mobilisierbar sind», sagte Köhler. Voraussetzung sei jedoch, dass die
Kliniken Erfahrungen mit Maskenbeatmung habe. Entsprechende Empfehlungen für
die Behandlung von Atemwegserkrankungen im Fall einer Grippe-Pandemie wird
die Gesellschaft in Kürze veröffentlichen. Nach Absprache mit dem Robert
Koch-Institut könnten diese Empfehlungen dann dem Pandemie-Plan angehängt
werden.
Bundesbank gegen schnelle
Beitragssenkung
16.03. dpa. Die Bundesbank hat
sich gegen eine voreilige Senkung der Kassenbeiträge gewandt und damit
erneut der rot-grünen Regierung widersprochen. Die Bank plädierte in einer
Stellungnahme für den Gesundheitsausschuss des Bundestages dafür, vorrangig
den Schuldenabbau voranzutreiben. Das Gesundheitsministerium wies dies mit
ungewöhnlich scharfen Worten zurück: «Die Bundesbank kennt offenbar das
Gesetz nicht», sagte der Ministeriumssprecher Klaus Vater am Mittwoch in
Berlin auf Anfrage. Im Gesetz ist ein schrittweiser Schuldenabbau bis Ende
2007 vorgesehen. Die Union sieht sich in ihrer Ansicht bestätigt, dass die
Kassenbeiträge hoch bleiben. Derzeit liegen sie im Durchschnitt bei 14,2
Prozent. Die Bundesbank hatte laut «Financial Times Deutschland» in ihrer
Stellungnahme betont, zunächst müssten die Kassen ihre Schulden abbauen: «In
der Tat ist vor allem unter dem Aspekt der Vorsicht ein möglichst schneller
Schuldenabbau geboten.» Im Fall einer kräftigen Senkung der Beitragssätze
würden sonst vielleicht bald erneut Beitragssatzerhöhungen nötig.
Bundeskanzler Gerhard Schröder und Gesundheitsministerin Ulla Schmidt (beide
SPD) hatte die Kassen wiederholt aufgefordert, angesichts der
Milliardenüberschüsse von vier Milliarden Euro im Jahr 2004 weitere
Beitragssenkungen vorzunehmen. Die CDU-Sozialpolitiker Andreas Storm und
Annette Widmann-Mauz sehen die Warnungen der Bundesbank «vor
Beitragssenkungen auf Pump» durch den Schätzerkreis der Gesetzlichen
Krankenversicherung bestätigt. Die Einschätzungen von Experten der
Krankenkassen und des Bundesversicherungsamtes gingen von steigenden
Kassenausgaben im laufenden Jahr um fast zwei Prozent bei leicht
rückläufigen Einnahmen aus. «Spielraum für Beitragssenkungen ist daher fast
nicht mehr vorhanden», meinten die Oppositionspolitiker.
Licht-Forscher wollen
Geld von Bundesregierung
16.03. dpa. Die Bundesregierung
sollte nach Auffassung von Wissenschaftlern mehr Geld in die Biophotonik
investieren. In diesem Forschungsbereich werden Verfahren entwickelt, bei
denen Krankheiten mit Licht erkannt und geheilt werden können. «Andere
Länder, etwa Japan und die USA, fördern die Biophotonik mit dreistelligen
Summen», sagte Professor Dr. Jürgen Popp, Sprecher des bundesweiten
Forschungsverbundes Biophotonik, am Mittwoch in Jena der dpa. Das
Bundesforschungsministerium hat dieses Wissenschaftsgebiet seit 2001 mit 20
Millionen Euro gefördert, in diesem Jahr wurden weitere 25 Millionen Euro in
Aussicht gestellt. Unterstützt würden zahlreiche Projekte, die mit optischen
Mitteln Krankheiten auf die Spur kommen, hieß es aus dem Ministerium: «Mit
Hochdruck arbeiten Forscher an Methoden, um beispielsweise die Ursachen von
Krebs und Infektionen zu finden oder die Behandlung von Allergien zu
verbessern.» Mit Licht könne man zum Beispiel berührungslos von außen in
Zellen schauen, ohne dass biologische Vorgänge gestört werden, erklärte
Popp, Professor am Jenaer Institut für Physikalische Chemie.
Menschliches
X-Chromosom entschlüsselt
16.03. dpa. Vier
Forschergruppen haben gemeinsam das menschliche X-Geschlechtschromosom
umfassend analysiert. Zusammen mit drei der weltgrößten Genomzentren in
Großbritannien und den USA haben vier deutsche Gruppen diese Frucht von
zwölf Jahren gemeinsamer Arbeit nun in der jüngsten Ausgabe des Fachjournals
«Nature» (Bd. 434, S. 279) veröffentlicht. Schon seit langem interessieren
sich Genetiker für die besondere Struktur des geschlechtsbestimmenden
X-Chromosoms beim Menschen, weil dort häufig Gendefekte vorkommen. Die
wiederum betreffen vor allem Männer, weil sie anders als Frauen nur ein
X-Chromosom besitzen. Das männliche Geschlecht wird durch ein Y- und ein
X-Chromosom bestimmt, das weibliche durch zwei X-Chromosomen. 99,3 Prozent
des genhaltigen Anteils des X-Chromosoms seien nun detailliert sequenziert,
teilten die Forscher mit. Obwohl sich nur etwa vier Prozent der menschlichen
Gene auf diesem Chromosom befinden, werden ihm doch zehn Prozent aller
bislang bekannten, nur auf ein Gen zurückzuführenden Erbkrankheiten
zugeschrieben. Nun gelte es beispielsweise, zu den 45 bereits bekannten
X-chromosomalen Genen, deren Defekte eine verzögerte geistige Entwicklung
(mentale Retardierung) verursachten, rund 100 weitere zu identifizieren, die
für dieses Krankheitsbild wesentlich seien, hieß es. Dies könne
möglicherweise zur Entwicklung neuer Therapien beitragen. Bemerkenswert sei
zudem, dass ausgerechnet auf dem X-Chromosom etwa drei Viertel der Gene
gefunden wurden, die normalerweise nur in den Hoden und im Krankheitsfall in
Krebsgeschwüren aktiv sind, schreiben die Forscher vom Leibniz-Institut für
Molekulare Biotechnologie (Jena), Max-Planck-Innstitut für Molekulare
Genetik (Berlin-Dahlem), der Ludwigs-Maximilian-Universität (München) und
des Deutschen Krebsforschungszentrums (Heidelberg).
Ministerium gegen Gehaltsobergrenzen
für Kassenmanager
15.03. dpa. Im Streit über
angemessene Managergehälter bei den gesetzlichen Krankenkassen hält das
Bundesgesundheitsministerium nichts von einer Einkommens-Deckelung. Es sei
zwar zu begrüßen, dass nun auch das Bundesversicherungsamt genau hinschaue.
Die Konsequenz daraus könne aber nicht sein, «dass wir jetzt die Höhe der
Gehälter gesetzlich begrenzen», sagte eine Ministeriumssprecherin. «Das wäre
ziemlich schwachsinnig.» Die Vergütung von Kassenmanagern müsse man
differenziert betrachten. «Fulminante Leistungen» erlaubten auch hohe
Bonuszahlungen. Zu einem Bericht der «Bild»-Zeitung über Pensionsansprüche
von Kassenmanagern bis zu 7000 Euro monatlich sagte die Sprecherin, diese
Beträge seien auch abhängig von Pensionszusagen aus vorangegangenen
Beschäftigungsverhältnissen, etwa in Ministerien oder Behörden. Nicht
nachvollziehbar sei aber, wenn ein Vorstandschef drei oder vier Gehälter
beziehe, sagte die Sprecherin unter Anspielung auf den Chef der IKK
Schleswig-Holstein, Ralf Hermes. Der Präsident des Bundesversicherungsamtes
(BVA), Rainer Daubenbüchel, mahnte zur Besonnenheit: «Es gibt einige
Ausreißer, aber im Verhältnis zur Gesamtzahl, den 120 Kassen, die wir
überprüft haben, lassen die fünf Fälle, die wir beanstandet haben, nicht
befürchten, dass die Vorstandsgehälter insgesamt unangemessen sind. Aber die
Ausreißer, die den Durchschnitt deutlich übersteigen, da müssen wir ran»,
sagte Daubenbüchel im ZDF-Mittagsmagazin. Da die Gehälter der
Kassenvorstände nicht gesetzlich geregelt seien, könne man sich nur am
«allgemeinen Grundsatz der Sparsamkeit und Wirtschaftlichkeit orientieren».
Bayer macht kräftig
Gewinn
15.03. dpa. Nach dem größten
Umbau und höchsten Verlusten in der Konzerngeschichte ist der Chemie- und
Pharmakonzern Bayer wieder auf der Erfolgsspur. Mit der konsequenten
Neuausrichtung sei die Ertragskraft des Unternehmens spürbar verbessert
worden, sagte Vorstandschef Werner Wenning am Dienstag bei der Bilanzvorlage
in Leverkusen. So peilt der Konzern 2005 beim operativen Ergebnis vor
Sondereinflüssen ein Plus von 20 Prozent an. Gleichzeitig geht der geplante
Stellenabbau weiter. So sollen in Deutschland in diesem Jahr noch 750
Arbeitsplätze gestrichen sagte Wenning weiter. Insgesamt wurden von den
geplanten Kürzungen bis Ende 2004 weltweit bereits 11.700 realisiert. Bis zu
diesem Zeitpunkt beschäftigte Bayer konzernweit 113.000 Menschen,
einschließlich der rund 20.000 Lanxess-Mitarbeiter. Wenning zeigte sich mit
den Ergebnissen des abgelaufenen Geschäftsjahres hoch zufrieden. Die Ziele
seien deutlich übertroffen worden, sagte er. So kletterte das operative
Ergebnis vor Sondereinflüssen um 53 Prozent auf 2,2 Milliarden Euro. Unter
dem Strich stand ein Überschuss von gut 600 Millionen Euro in der Bilanz.
Beim Umsatz erzielte Bayer ein Plus von gut 4 Prozent auf 29,7 Milliarden
Euro. «Bayer hat jetzt ein neues Gesicht», zog Wenning ein Resümee über den
dreijährigen Umbau des Chemie- und Pharmariesen. Nach der Trennung von der
traditionsreichen Chemie ist der Konzern in den Sparten Gesundheit,
Pflanzenschutz und hochwertige Materialien aktiv. Und das soll nach den
Worten von Wenning künftig so bleiben. Die Gefahr einer Übernahme durch
Konkurrenten sieht der Vorstand derzeit nicht. «Mit dieser Frage
beschäftigen wir uns nicht» betonte Wenning. Die Geschäfte Wert schaffend
weiter zu entwickeln, sei der beste Schutz vor einer feindlichen Übernahme.
Olympia: Inder
genetisch im Nachteil
15.03. dpa. Für das regelmäßig
schlechte Abschneiden Indiens bei den Olympischen Spielen ist nach
Expertenansicht ein zu hoher durchschnittlicher Körperfett-Anteil bei Indern
verantwortlich. «Unsere Gene haben (...) gelernt, Fett zu horten, um zu
überleben», sagte der indische Stoffwechselexperte Shashank Joshi der «Times
of India» (Montag). Diese «sparsamen Gene» seien eine Folge früherer
Hungersnöte und Epidemien. Heutzutage machten sie die Bewohner des
Subkontinents aber «anfällig für Fettsucht und zu
Mehr-Fett-Weniger-Muskeln-Geschöpfen». Inder hätten im Mittel 33 Prozent
Körperfett, acht Prozentpunkte mehr als durchschnittliche Europäer oder
Afrikaner, sagte Joshi. Bei den Olympischen Spielen im vergangenen Jahr in
Athen hatte Indien eine einzige Medaille (Silber) gewonnen. Chinesische
Sportler brachten dagegen 63 Medaillen nach Hause. Bei den Olympischen
Spielen im australischen Sydney lag Indien im Jahr 2000 mit einer gewonnen
Bronze-Medaille gleichauf unter anderem mit Barbados, Kirgisien und Island.
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