Olanzapin verbessert antiemetische Prophylaxe |
Theo Dingermann |
25.10.2023 15:00 Uhr |
Erbrechen und Übelkeit zählen zu den belastenden Nebenwirkungen einiger Krebsbehandlungen. / Foto: Imago Images/BSIP
Sehr belastende Nebenwirkungen einer Chemotherapie bei Krebs sind Erbrechen und Übelkeit. Wie stark die unerwünschten Wirkungen ausfallen, hängt unter anderem von den eingesetzten Zytostatika ab. Bei hoch emetogener Chemotherapie empfehlen internationale Leitlinien eine Kombination aus einem 5-HT3-Antagonisten (Granisetron, Ondansetron oder Palonosetron), Dexamethason und einem NK1-Rezeptorantagonisten (Aprepitant oder Fosaprepitant). Tritt trotz optimaler Antiemese Übelkeit und/oder Erbrechen auf, wird unter anderem zusätzlich das Neuroleptikum Olanzapin als Reservemedikament eingesetzt.
Dass Patienten von einer zusätzlichen Olanzapin-Gabe auch bei moderat emetogener Chemotherapie profitieren, zeigt nun eine beim ESMO 2023 in Madrid vorgestellte Studie. Die Daten der randomisierten, dreifach verblindeten Phase-III-Studie präsentierten Forschende um Professor Dr. Vikas S. Ostwal vom Tata Memorial Centre, Medical Oncology in Mumbai, Indien.
In der Studie wurden 560 Patienten mit einer Chemotherapie bestehend aus Oxaliplatin, Carboplatin oder Irinotecan behandelt. Zur Prophylaxe gegen Erbrechen und Übelkeit bekamen die Patienten entweder ein Standardregime mit Dexamethason, Aprepitant und Palonosetron (280 Patienten der Vergleichsgruppe) oder eine um Olanzapin erweiterte Standardtherapie (280 Patienten der experimentellen Gruppe). Olanzapin wurde dabei mit 10 mg oral einmal in der Nacht an den Tagen 1 bis 3 dosiert. Primärer Endpunkt war das vollständige Ansprechen (CR), definiert als der Anteil der Patienten ohne Erbrechen und ohne signifikante Übelkeit, bewertet mit einem Score < 5 auf einer visuellen Analogskala von 1 bis 100.
Es konnten die Daten von 544 Patienten ausgewertet werden. Der Anteil der Patienten mit CR war im gesamten 120-Stunden-Zeitraum in der experimentellen Gruppe signifikant höher als in der Vergleichsgruppe (92,3 versus 86,2 Prozent). Des Weiteren blieb den zusätzlich mit Olanzapin behandelten Patienten mehr Übelkeit erspart: So war in der experimentellen Gruppe der Anteil an Patienten ohne Chemotherapie-induzierte Übelkeit/Erbrechen ebenfalls signifikant höher (96,7 versus 88,5 Prozent). Dies galt mit 95,3 Prozent versus 86,3 Prozent auch für Patienten ohne Chemotherapie-induzierte Übelkeit/Erbrechen im Zeitraum 25 bis 120 Stunden (verzögerte Chemotherapie-induzierte Übelkeit). Zudem benötigten die Patienten in der experimentellen Gruppe weniger häufig Notfallmedikamente (4 versus 11,5 Prozent).
Der Zusatz von Olanzapin erwies sich als gut verträglich. Es wurden keine signifikanten Toxizitäten beobachtet und die Lebensqualität verschlechterte sich durch die zusätzliche Verabreichung von Olanzapin ebenfalls nicht. Die Autoren empfehlen daher, bei moderat emetogener Chemotherapie das antiemetische Standardregime um den Zusatz von Olanzapin zu erweitern.