»Ohne Apothekerinnen und Apotheker keine Apotheke – Punkt« |
Daniela Hüttemann |
05.07.2024 15:00 Uhr |
Burs bekräftigte: »Wir brauchen auf jeden Fall eine Honorarerhöhung, nicht für die Inhaber persönlich, sondern für unsere Betriebe und faire Gehälter unserer Mitarbeiter, die jeden Tag herausragende Arbeit leisten. Wir müssen die vollausgestatteten Apotheken erhalten.« Man wolle sich ja auch kein Flugzeug ohne Flugkapitän vorstellen. »Ohne Apothekerinnen und Apotheker keine Apotheke. Punkt.«, wiederholte Burs mehrfach.
Im Anschluss gab Cathrin Burs dem NDR noch ein Interview. / Foto: PZ/Daniela Hüttemann
Arzneimittel könnten erst durch die pharmazeutische Beratung ihre volle Wirksamkeit entfalten und pharmazeutische Dienstleistungen wie Medikationsanalyse helfen dem System, Geld zu sparen. Das gehe nur mit der fachlichen Expertise und Empathie der approbierten Apothekerinnen und Apotheker.
Ob die Apothekerschaft dem Reformvorhaben denn gar nichts Positives abgewinnen könnten, wurde gefragt. Burs fand darauf klare Worte: Es handle sich »um einen Frontalangriff auf unser System, den es abzulehnen gilt«. Weitere Protestmaßnahmen wollen sich Kammer und Verband vorbehalten und dem weiteren Verlauf des Gesetzgebungsverfahren anpassen.
Wichtig sei es, nicht nur Gespräche mit Politikern auf allen Ebenen zu führen, sondern auch die Bürger vor einer drohenden Verschlechterung ihrer Arzneimittelversorgung und einer Zwei-Klassen-Apothekenlandschaft zu warnen. Wobei Burs und Grau die von Lauterbach anvisierten »Zweigapotheken« ohne Approbierten nicht als Apotheke durchgehen lassen, sondern von reinen Abgabestellen sprachen.
Das SPD-geführte Landesgesundheitsministerium hatte sich bereits mehrfach gegen die Pläne auf Bundesebene positioniert, so auch bei dieser Pressekonferenz. Ein Sprecher sagte, die Apothekendichte gehe auch in Niedersachsen spürbar zurück und viele stünden unter wirtschaftlichem Druck. Es sei gut, dass sich der Bund nun endlich um die Apotheken, als dritter wichtiger Säule des Gesundheitswesens neben Krankenhäusern und Arztpraxen, kümmern wolle. Aber die Details der geplanten Apothekenreform »sind unserer Ansicht nach unzureichend oder kontraproduktiv«, insbesondere Light-Apotheken ohne Apotheker, so der Sprecher.
Es brauche jetzt Aktionen, die tatsächlich wirksam gegen die Apothekenschließungen seien. Gerade für ein Flächenland wie Niedersachsen sei entscheidend, dass eine stabile Struktur der Vor-Ort-Apotheken erhalten bleibe. Kostenneutralität sei ein nachvollziehbares Ziel, auch im Blick auf stabile Krankenkassenbeiträge, aber man werde hier die Diskussion führen müssen, wie man das Gesundheitswesen insgesamt zukunftsfähig aufstellen kann. Bei der Apothekenreform sei die Kostenneutralität letzten Endes nur ein Taschenspielertrick, mit dem es keine strukturellen Verbesserungen geben werde. Die Rahmenbedingungen müssten verbessert werden, auch damit wieder mehr junge Menschen Apotheken übernehmen.