Nur Patientensteuerung reicht nicht |
Der Spitzenverband der Fachärztinnen und Fachärzte Deutschlands (SpiFa) warnt in einer Pressemitteilung vor der Annahme, dass allein eine stärkere Steuerung von Patientinnen und Patienten – etwa durch Überweisungspflichten, digitale Ersteinschätzungen oder zentrale Terminvergabe – automatisch zu einer besseren Terminverfügbarkeit in der ärztlichen Versorgung führen würde.
»Wer glaubt, allein durch die Umleitung von Patientenströmen plötzlich mehr Termine zu schaffen, verkennt die Realität in den Praxen. Denn das Problem sind nicht allein falsche Wege der Patientinnen und Patienten, sondern insbesondere fehlende oder strukturell künstlich verknappte Kapazitäten«, so Dirk Heinrich, Vorstandsvorsitzender des SpiFa. »Man kann nicht mehr Wasser durch dieselbe Leitung drücken, nur weil man den Hahn an einer anderen Stelle öffnet.«
Die Fachärzte sehen neben der fehlenden Steuerung drei weitere Gründe für die fehlenden Termine:
Der SpiFa betont in seiner Mitteilung, dass jede Form von Patientensteuerung nur dann Effekte zeigen könne, wenn gleichzeitig mehr medizinisches Personal in den Praxen tätig werde und ärztliche Leistungen nicht mehr durch Budgetierung reglementiert werden. Die finanziellen Rahmenbedingungen zum Betrieb einer Praxis würden zunehmend schlechter und machten die eigentlich notwendige Sprechstundenzeit dauerhaft unfinanzierbar.
Der Verband fordert daher die Bundesregierung auf, künftige Reformen der ambulanten Versorgung nicht allein auf Steuerungsinstrumente zu verengen, sondern ihr Augenmerk auf die – lange bekannten – strukturell bedingten Kapazitätsprobleme zu werfen.
»Die Illusion, allein mit Steuerung mehr Termine zu schaffen, ist gefährlich – sie lenkt von den echten Reformbaustellen ab. Wenn von Kassenseite gar behauptet wird, Steuerung würde zu besserer Bezahlung der Fachärztinnen und Fachärzte und gleichzeitig zu mehr Terminen führen, wird die Öffentlichkeit getäuscht«, so Heinrich.